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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Elizabeth. Sie haben ein Leben geführt, für das Sie sich schämen. Aber das waren nicht Sie. Sie haben es nur getan, um zu überleben. Jeder schämt sich für bestimmte Dinge, die er im Leben getan hat, aber deswegen muss man nicht bis zum Lebensende darunter leiden.«
    Lizzie liefen die Tränen über die Wangen. »Sie sind der netteste Mann auf Erden, Joseph Callaghan«, sagte sie, »und ich danke Ihnen für diese freundliche Einladung, aber da Sie mir am Herzen liegen, muss ich ablehnen.« Sie wusste, dass nicht jeder so viel Nachsicht besaß wie Joe, und ihr war die Vorstellung zuwider, dass hinter Joes Rücken über ihn gekichert werden könnte, weil sie in seiner Begleitung war. Vor allem aber war Lizzie noch nicht fähig, Silas gegenüberzutreten.
    »Sie sollten Ihre Entscheidung nicht überstürzen. Schlafen Sie eine Nacht darüber«, schlug Joe vor. »Doch bedenken Sie eines: Ich lege nicht den geringsten Wert darauf, was die Gäste bei der Verlobungsfeier von mir denken oder halten. Die Menschen, die mir am Herzen liegen, sind alle auf diesem Schiff.«
    Wieder war Lizzie sprachlos.

20
    V ersprecht mir, dass wir zusammenbleiben«, sagte Francesca auf dem Weg vom Pier zum Bridge Hotel. Einerseits war sie nervös, da sie der feinen Gesellschaft, die Silas eingeladen hatte, gleich unter die Augen treten musste, andererseits war sie froh, ihre Nächsten sowie Neal bei sich zu haben. Voller Unbehagen hatten sie sich zum spätestmöglichen Zeitpunkt auf den Weg gemacht.
    Zuvor hatte Francesca mitbekommen, dass Joe Lizzie gebeten hatte, sich ihnen anzuschließen. Doch Lizzie hatte sich geweigert, denn wie immer sie sich kleiden würde, bestand dennoch die Gefahr, dass sie von Silas oder jemand anderem erkannt wurde.
    »Wir weichen dir nicht von der Seite, Frannie«, versicherte Joe ihr, und Neal und Ned schlossen sich diesem Versprechen an.
    »Du siehst atemberaubend aus«, hatte Neal gesagt, als er sie erblickt hatte. Er hoffte, seine Gefühle für Francesca vor Silas verbergen zu können, auch wenn er insgeheim wusste, dass dies so gut wie unmöglich war.
    Francesca trug ein Abendkleid, das Amelia Johnson für sie ausgesucht hatte. Obwohl es traumhaft war, entsprach es nicht Francescas Geschmack; es war ihrer Meinung nach zu tief ausgeschnitten. Außerdem widerstrebte es ihr, sich für Silas derart in Schale zu werfen, zumal die Gefahr bestand, dass er dann die ganze Zeit um sie herumscharwenzelte. Dafür gefiel ihr die Farbe des Kleides ausnehmend gut. Es waraus prächtigem, edlem Samt in Mitternachtsblau, das die Farbe ihrer Augen hervorhob und einen perfekten Kontrast zu ihrer blassen Haut und den dunklen Haaren bildete. Sie trug eine Hochfrisur, die von Zierspangen gehalten wurde.
    Trotz ihres Nervenflatterns musste Francesca innerlich lächeln. Es war das erste Mal seit Jahren, dass sie ihren Vater und Ned in ihren Sonntagsanzügen zu Gesicht bekam. Beide machten eine gute Figur, und auch Neal sah fantastisch aus. Dennoch hätte man den Eindruck gewinnen können, Francesca wäre auf dem Weg zum Schafott. »Macht nicht solche Gesichter«, sagte sie aufmunternd und hakte sich bei Ned und ihrem Vater ein. »Man könnte meinen, einer von euch muss sich mit Silas verloben.«
    Joe begriff, dass sie versuchte, die Situation aufzulockern, doch es zeigte keine Wirkung. »Ich wollte, es wäre jemand anders als du, Frannie.«
    »Ich weiß, Dad, aber wir werden Silas mit seinen eigenen Waffen schlagen. Deshalb müssen wir unsere Rollen heute Abend perfekt spielen – ich ganz besonders. Ich weiß, das wird nicht leicht, zumal wir ehrliche Leute sind, aber da Silas ein übles Spiel spielt, müssen wir eben mitspielen.«
    Im Foyer des Hotels, vor dem Speisesaal, wo sich sämtliche Gäste versammelt hatten, überfiel Francesca einen Moment lang nackte Panik. Es war eine Sache, zu behaupten, sie sei dazu fähig, die glückliche Verlobte von Silas Hepburn zu mimen, aber jetzt war der Augenblick der Wahrheit gekommen, und er jagte ihr Angst ein. Sie sah ihren Vater und Ned an, und ein Gefühl der Wärme durchströmte sie. Die beiden fühlten sich so unbehaglich wie zwei linke Schuhe, und das würde noch schlimmer werden, sobald Silas erschien. Doch die Marylou stand auf dem Spiel. Es war ihre Idee gewesen, und es hatte sie Überzeugungskraft gekostet, Joe und Ned zum Mitkommen zu bewegen, sodass sie ihnen jetzt beistehen musste.
    Neal beobachtete sie und konnte ihr ansehen, dass sie innerlich mit sich rang. »Alles in

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