Am Fluss des Schicksals Roman
und Frederick ein Lächeln. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, um Regina in die Augen zu sehen, und selbst dieser kurze Moment genügte, dass Reginas eisiger Blick sie schaudern ließ.
»Warren, Rebecca – das ist meine Verlobte, Francesca Callaghan«, sagte Silas stolz.
»Wir sind erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, erklärte Warren.
»Hocherfreut«, fügte Rebecca in geschliffenem Ton hinzu, in dem so viel Wärme lag wie in einem Schneesturm in den Blue Mountains.
»Was meine Person betrifft, so bin ich enttäuscht von Ihnen, Francesca«, sagte Frederick missmutig.
Sie blickte ihn mit aufgerissenen Augen an, während ihr Reginas Beschimpfungen in den Ohren hallten.
»Ich dachte, Sie würden eines Tages zu unserer Familie gehören, oder ich hatte es zumindest gehofft.« Ein freundliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
Francesca drängte sich die Frage auf, wie ein so netter Mann an eine derart herzlose Frau wie Regina geraten konnte. »Tut mir Leid, aber es sollte nicht sein«, entgegnete sie gerührt. »Aber wenn ich mir meinen Schwiegervater aussuchen dürfte, müsste er so sein wie Sie.« Sie hätte allerdings noch hinzufügen können, dass Regina als Schwiegermutter ihr schlimmster Albtraum wäre, was sie sich natürlich verkniff. Sie musste Regina nicht einmal anschauen, um deren frostigen Blick auf sich zu spüren, sodass sie unwillkürlich eine Gänsehaut bekam.
»Wie reizend von Ihnen, Francesca. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, um Monty zur Vernunft zu bringen.«
Tränen brannten in Francescas Augen, weil sie wusste, dass Monty genauso fühlte wie sein Vater, doch mit Regina verhielt es sich anders.
»Ich fürchte, es ist bereits zu spät, Frederick. Montys Fehler ist mein Glück«, posaunte Silas.
»In der Tat, Silas. Sie ist wunderschön, nicht wahr, Regina?«
Francesca wagte es, Regina anzusehen, die sofort ihren eisigen Blick und ihre offensichtliche Erregung überspielte. »Durchaus, Frederick, aber auch Monty ist heute Abend in Begleitung einer außerordentlich reizenden jungen Dame.Vermutlich hast du sie das letzte Mal gesehen, als sie noch ein Kind war, aber mittlerweile hat Clara sich zu einer bezaubernden jungen Frau entwickelt.«
Niemand außer Francesca schien zu bemerken, dass die Bemerkung ein Seitenhieb Reginas gewesen war.
Frederick machte ein verblüfftes Gesicht und zuckte die Achseln. »Ich kann mit den jungen Leuten von heute nicht Schritt halten. Sei’s drum, ich wünsche Ihnen das Allerbeste, meine liebe Francesca. Auch im Namen meiner Gattin – nicht wahr, Regina?«
Regina zwang sich zu einem Lächeln, doch ihre Augen blickten weiterhin kalt. »Wir müssen bei Gelegenheit einen kleinen Plausch von Frau zu Frau halten, Francesca, vorausgesetzt, Silas kann Sie heute Abend entbehren«, sagte sie.
Francesca war erstaunt. Sie hatte keinen blassen Schimmer, worüber Regina mit ihr reden wollte, geschweige denn, was sie überhaupt noch zu bereden hatten. Verwundert bemerkte sie eine unterschwellige Verzweiflung hinter Reginas kontrollierter Fassade.
Silas war von Reginas Vorschlag, ungestört mit Francesca zu reden, ebenfalls nicht angetan. Er hatte Regina zwar gewarnt, Francesca in Ruhe zu lassen, traute ihr aber nicht über den Weg. Außerdem wollte er vermeiden, dass Francesca am Abend ihrer Verlobungsfeier in Bedrängnis geriet.
»Francesca muss heute Abend noch zahlreichen anderen Gästen zur Verfügung stehen, Regina. Deshalb befürchte ich, dass ich sie kaum entbehren kann.«
Im Grunde war Francesca Silas dankbar dafür, dass er sie in Beschlag nahm. So sehr sie ihn auch verabscheute – sie hatte Regina nichts zu sagen und wollte keinen Moment länger als nötig in ihrer Gesellschaft verbringen. Lieber würde sie eine ganze Schiffsladung Fische abschuppen und ausnehmen.
Im nächsten Moment betrat Monty zusammen mit Clara Whitsbury den Saal.
»Wenn man vom Teufel spricht. Da kommt Monty«, sagte Frederick.
Francesca schlug das Herz bis zum Hals. Sie ahnte, dass die Wiederbegegnung mit ihm peinlich ausfallen würde. Sie hatte gebetet, dass er nicht erscheinen würde. Zu ihrer Bestürzung steuerte Monty mit seiner Begleiterin, die in der Tat ein Blickfang war, direkt auf sie zu.
»Guten Abend, Silas«, sagte Monty leise. Obwohl er mit dem Gastgeber sprach, blickte er Francesca an, genau wie Clara. Während Monty einen gequälten Eindruck machte, betrachtete Clara sie von oben herab.
»Guten Abend, Francesca«, sagte Monty mit einer
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