Am Fluss des Schicksals Roman
ihr bekannt, mit Ausnahme der Radcliffes. Als sie Montys Namen las, wurde ihr das Herz schwer.
»All diese Leute werden dir höchsten Respekt zollen«, versicherte Silas ihr. »Sie werden dich wie eine Königin behandeln.«
Francesca sah ihn zweifelnd an.
»Vertrau mir, meine Teuerste«, sagte er.
Da traue ich eher einer Giftschlange, dachte Francesca.
»Kennst du das Geschäft von Amelia Johnson auf der High Street?«
»Ja«, entgegnete Francesca. Es handelte sich um ein extravagantes Modegeschäft.
»Ich habe für dich dort einen Termin vereinbart, gleich morgen Früh. Amelia wird dir bei der Auswahl des Festkleids behilflich sein, das selbstverständlich auf meine Kosten geht. Sie weiß, was mir vorschwebt.«
Francesca kochte innerlich vor Zorn, biss sich jedoch auf die Zunge. Sie konnte sich vorstellen, was Silas vorschwebte.
»Tut mir Leid, dass die Zeit nicht gereicht hat, um deine ehemaligen Schulfreundinnen einzuladen, meine Teuerste«, fuhr Silas fort, »aber das können wir ja für die Hochzeit nachholen.«
»Schon gut«, entgegnete Francesca mit gezwungenem Lächeln. »Ich wünsche mir lediglich, dass mein Vater und Ned an der Feier teilnehmen, und natürlich auch Neal.«
»Neal Mason?«
»Ja. Er ist ein enger Freund der Familie.«
»Ist er das?« Am liebsten hätte Silas sich geweigert, Neal Masons Erscheinen bei der Feier zu dulden, aber er hielt seine Zunge im Zaum. Um Neal würde er sich schon noch rechtzeitig kümmern.
Francesca hoffte, dass Neals Gegenwart die Zeremonie erträglicher machte.
Als Joe zu ihnen stieß, vom Whisky leicht angeschlagen, erklärte Francesca, sie fühle sich nicht wohl und würde gern zum Schiff zurückkehren.
»Aber wir haben noch gar nicht gegessen!«, protestierte Silas.
»Tut mir Leid, Silas, aber ich fühle mich wirklich nicht besonders. Wir können das Essen an einem anderen Abend nachholen, ja?«
»Also gut«, lenkte Silas zähneknirschend ein. »Vielleicht ist es besser, wenn du dich für die Verlobungsfeier morgen Abend ausruhst.«
»Ich hoffe, bis dahin habe ich mich erholt, nach all der Mühe, die du auf dich genommen hast«, erwiderte Francesca. Siehakte sich bei ihrem Vater ein, und gemeinsam verließen sie das Hotel.
»Ich bin stolz auf dich, mein Mädchen«, sagte Joe, während sie zum Schiff zurückgingen. »Ich war nämlich nicht in der Stimmung, mich mit diesem Kerl an einen Tisch zu setzen.«
»Ich weiß, Dad. Aber wie sollen wir bloß die Verlobungsfeier überstehen?«
»Gute Frage«, erwiderte Joe.
Francesca hatte gehofft, Neal noch einmal zu sehen, bevor sie schlafen ging, doch als sie an Bord der Ophelia nachsah, konnte sie ihn nicht entdecken. Also kehrte sie an Bord der Marylou zurück und fragte Ned, ob er von jemandem wisse, der Neals Schwester persönlich kenne.
»Kann ich nicht behaupten, Frannie«, entgegnete er, was ihre Beunruhigung verstärkte. Sie war sicher, dass diese »Schwester« gar nicht existierte.
Nachdem Francesca und Ned sich schlafen gelegt hatten, gesellte Lizzie sich zu Joe ans Heck. Mittlerweile lag der Pier verwaist da, sodass sie sich traute, Francescas Kajüte zu verlassen. Sie atmete tief durch und genoss die frische Luft.
»Sie wissen, dass Sie sich nicht unter Deck verschanzen müssen, Elizabeth«, sagte Joe. »Keiner würde es wagen, Ihnen an Bord der Marylou ein Leid zuzufügen.«
Lizzie brachte es nicht über sich, ihm zu sagen, dass sie von Silas misshandelt worden war. Joe hasste ihn ohnehin schon aus tiefster Seele, und sie hatte Francesca versprechen müssen zu schweigen, um zu vermeiden, dass ihr Vater vor Sorge um sie krank wurde.
»Ich weiß«, entgegnete Lizzie. In Joes Gegenwart fühlte sie sich sicher, und allmählich kehrte ihr Selbstvertrauen zurück.
»Mir ist da gerade eine Idee gekommen, Elizabeth. Würden Sie mich zur Verlobungsfeier begleiten?«
»Ich?«
»Ja, Sie. Der Abend wird nicht einfach zu überstehen sein, aber mit Ihnen an meiner Seite würde es mir leichter fallen. Ich möchte, dass Sie mich als moralische Stütze begleiten. Wie sieht’s aus?«
Lizzie war sprachlos.
»Ich kaufe Ihnen auch ein zauberhaftes Kleid für den Anlass«, fügte Joe hinzu.
»Ich glaube, Sie vergessen, was ich bin, Joe«, entgegnete Lizzie. Es war ihr zuwider, ihn daran zu erinnern, da sie das Leben an Bord der Marylou in vollen Zügen genoss – eine ganz neue Welt für sie, aber eben nicht ihre Welt. »Ein hübsches Kleid ändert nichts daran.«
»Das habe ich keineswegs vergessen,
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