Am Fluss des Schicksals Roman
kümmerte. Obwohl es ziemlich heiß war, wusch sie die Wäsche und machte anschließend die Kajüten sauber. Am Nachmittag zog sie sich müde zurück, um sich auszuruhen.
Als Francesca einige Zeit später wieder an Deck kam, fand sie Joe und Ned am Heck vor, wo sie eingenickt waren, während ihre Angelruten im Wasser trieben. Sie hatten sich ihre Hüte über die Gesichter gezogen, um lästige Fliegen abzuwehren, und zwischen ihren Stühlen lag eine leere Flasche Rum auf dem Deck. Allein Neds unregelmäßiges Schnarchen oder das gelegentliche Krächzen einer Krähe unterbrachen die Stille. Angesichts der friedlichen Szenerie musste Francesca lächeln. Die Sonne wanderte über die hohen Baumwipfel hinweg, und Libellen schwirrten über die ruhige Wasseroberfläche des Flusses. Man hätte fast den Eindruck gewinnen können, dass es auf dieser Welt keine Sorgen mehr gab, doch die Wirklichkeit sah ganz anders aus.
Am Abend beabsichtigten sie, über ihre weitere Vorgehensweise zu beratschlagen, um Silas Hepburn das Leben schwerzu machen. Sie hatten sich bereits darauf geeinigt, dass sein Weinberg ein gutes Ziel wäre, aber sie mussten noch einen genauen Plan entwerfen.
Francesca fragte sich gerade, wo Lizzie blieb, als sie zwischen den Bäumen plötzlich Neal erspähte. Sein Anblick ließ ihr Herz höher schlagen.
»Hallo, Neal«, begrüßte sie ihn. »Du machst ein sehr zufriedenes Gesicht. Hast du was herausgefunden?«
Joe und Ned wurden durch ihre Stimme geweckt.
»Ja, ich habe interessante Neuigkeiten«, entgegnete Neal. »Wie nicht anders zu erwarten, ist Silas untröstlich, dass die Curlew auf dem Grund des Flusses liegt, und nachdem der Taucher ihm von einem großen Leck im Rumpf berichtet hat, ahnt er natürlich, dass etwas faul ist. Nach dem Anschlag auf seine Pontonbrücke ist er zu dem offensichtlichen Schluss gelangt, dass es jemand auf ihn abgesehen hat. Joe, du stehst ganz oben auf seiner Verdächtigenliste, obwohl ihm inzwischen einige mehr eingefallen sein dürften, mit denen er es sich verscherzt hat.«
»Die Liste ist mindestens eine Meile lang«, sagte Joe.
»Das stimmt. Außerdem hat Silas zusätzlichen Ärger. Offenbar wird er beschuldigt, öffentliche Gelder veruntreut zu haben, die für den Bau einer neuen Polizeiwache und eines Gemeindehauses vorgesehen waren. Von John Henry habe ich erfahren, dass jemand dem Richter anonym belastendes Beweismaterial hat zukommen lassen.«
»Wer könnte das gewesen sein?«, sagte Ned.
Francesca hatte eine Ahnung, behielt sie jedoch für sich.
»Sollte Silas als Vorsitzender des Ausschusses, der für die Verteilung der Gelder zuständig ist, einen Teil davon abgezweigt und für die Renovierung des Steampacket Hotels verwendet haben, ist er geliefert. Heute Morgen wurde er bereits vom Richter verhört, wo das fehlende Geld geblieben ist. In der ganzen Stadt brodelt die Gerüchteküche.«
Joe und Ned grinsten.
»Er sitzt ganz schön in der Klemme«, fuhr Neal fort. »Und seit Ezras Werft dank seiner gütigen Mithilfe stillgelegt wurde und Ezra nun einmal der beste Schiffbauer in der Gegend ist, muss er jetzt einen weiten Weg in Kauf nehmen, um einen Mann aufzutreiben, der ihm einen neuen Ponton baut.«
»Das nenne ich Gerechtigkeit«, sagte Joe.
»Das Beste kommt erst noch«, fuhr Neal fort. »Nach dem ersten Anschlag auf den Ponton vor einigen Tagen ist ihm der Planungsausschuss des Gemeinderats in den Rücken gefallen, weil er die Gelegenheit gewittert hat, alte Pläne für den Bau einer Flussbrücke hervorzuziehen, die an Silas’ Veto gescheitert waren und die jetzt bei den Bürgern, insbesondere bei den Viehbesitzern, auf große Befürwortung stoßen. Nach dem abermaligen Anschlag auf die Pontonbrücke geht nun das Gerücht, dass die Radcliffes bereit sind, ein Stück Land zur Verfügung zu stellen, um das Vorhaben zu beschleunigen. Die meisten Geschäftsleute unterstützen das, weil dadurch der Handel zwischen Echuca und Moama ausgebaut werden kann.«
»Dann war der Anschlag auf den Ponton im Interesse der Gemeinde«, bemerkte Joe zufrieden. »Das macht es noch besser.«
»Silas hat herumgefragt, ob jemand weiß, wo du steckst, Joe«, sagte Neal.
»Wahrscheinlich will er sein Geld oder die Marylou, vor allem jetzt, nachdem er die Curlew verloren hat. Das würde ihm die Gelegenheit verschaffen, das Gesicht zu wahren.« Joe schaute sich suchend um. »Wo steckt eigentlich Lizzie? Sie möchte sicher auch gern von dem Schlamassel hören, den Silas
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