Am Fluss des Schicksals Roman
akzeptiert.«
Francesca war immer noch zuversichtlich, Silas täuschen zu können, als sie plötzlich beobachtete, wie Neal aus einem Hotel kam, das sich ein Stück weiter die Straße hinauf befand. Sie hatte angenommen, er sei zum Schiff zurückgekehrt, aber offensichtlich hatte er einen Zwischenstopp in der Schänke eingelegt, um ein Schwätzchen zu halten. Jetzt kam er in ihre Richtung, und sie konnte nichts weiter tun, als tief durchzuatmen und sich innerlich zu wappnen. Sie rechnete damit, dass Neal entsetzt reagierte, wenn Silas ihn auf ihre Verlobung ansprach, zumal er nicht das Geringste ahnte und ohnehin nichts auf den heiligen Stand der Ehe gab, und sie wollte nicht als Lügnerin dastehen. Ihr blieb nur eine Möglichkeit. Sie musste Silas zuvorkommen.
»Hallo, Liebling«, säuselte sie, als Neal zu ihnen stieß. Sie drückte sich an ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Neal kochte vor Wut, Silas an Francescas Seite zu sehen, und ihre stürmische Begrüßung irritierte ihn vollends. »Francesca ...«, begann er, bemerkte aber ihren warnenden Blick, während Silas sie misstrauisch beobachtete.
»Ich habe mich schon gefragt, wo du bleibst, Liebling«, sagte sie und lächelte ihn an.
Besitzergreifend legte Neal den Arm um ihre Taille. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was hier gespielt wurde, war er bereit, mitzuspielen – nach allem, was Silas Joe angetan hatte.
»Du hast keine Zeit verschwendet, Mason, was?«, sagte Silas kalt. Er hatte Francesca nicht glauben wollen, obwohl er schon länger vermutete, dass Neal es auf Francesca abgesehen hatte. Selbst Monty hatte diesen Verdacht gehabt. »Du kannst dich glücklich schätzen.« Er konnte nur mit Mühe an sich halten.
Neal blickte Silas verständnislos an. Er hatte keine Ahnung, was er meinte.
»Ich habe Silas gerade erzählt, dass wir uns verlobt haben«, schaltete Francesca sich ein, wobei sie Neals Arm Hilfe suchend drückte, ohne verhindern zu können, dass sie errötete. »Silas dachte, wir beide ... er und ich ... könnten wieder zueinander finden. Aber ich habe ihm gesagt, dass es dafür zu spät ist.«
»Sie haben Ihre Chance gehabt, Silas«, sagte Neal. »Und Sie haben sie vermasselt.« Er wandte sich wieder Francesca zu, die bemerkte, dass alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen war. »Hast du etwa die Katze vorzeitig aus dem Sack gelassen, Liebling? Schließlich ist unsere Verlobung nicht offiziell. Noch nicht, jedenfalls.«
Francesca bemerkte sein Unbehagen über diese Lüge. Oder lag es daran, dass er gezwungen war, den Verlobten zu mimen? Sie bemerkte auch, dass Silas vor Wut kochte. Er starrte Neal so hasserfüllt an, dass sie Angst um ihn bekam.
»Mir scheint, Francesca ist so flatterhaft, dass sie alle paar Tage ihren Verlobten wechselt«, stichelte Silas.
»Nehmen Sie sich in Acht, Silas«, warnte Neal ihn.
»Ich bezweifle, dass irgendjemand geglaubt hat, wir wollten aus Liebe heiraten«, rechtfertigte Francesca sich. »Zumal ich bereits die vierte Ehefrau gewesen wäre.«
»Außerdem sind Sie alt genug, um ihr Vater zu sein, Silas«, fügte Neal hinzu.
Francesca verspürte leichten Schwindel.
Silas richtete den Blick wieder auf sie. »Das war mein Ernst vorhin«, murmelte er und ließ sie stehen.
Neal ergriff Francescas Arm.
»Wohin gehen wir?«, fragte sie.
»Auf mein Schiff. Mir scheint, wir haben einiges zu bereden – unter vier Augen.«
Kaum waren sie an Bord der Ophelia, verlangte Neal eine Erklärung.
»Silas hat mir gesagt, dass er seinen Heiratsantrag aufrechterhält«, sagte Francesca, »und er hat damit gedroht, Dad das Leben schwer zu machen. Als Ausrede, um ihn abzuschrecken, fiel mir lediglich ein, ihm vorzumachen, dass ich bereits fest vergeben bin.«
»Du hättest mir sagen sollen, dass er dir gedroht hat. Dem Kerl hätte ich gezeigt, wo es langgeht!«
»Man darf ihn nicht unterschätzen, Neal. Du weißt ja, dass er auch mit Ezra Pickering und Dolan O’Shaunnessey kurzen Prozess gemacht hat. Ich möchte nicht, dass dir oder meinem Vater etwas zustößt. Es tut mir Leid, dass ich dich in meine Lüge mit hineingezogen habe, aber du schienst mir der geeignete Kandidat, da Silas denkt, dass du in mich verliebt bist. Das hat er mir auf der Verlobungsfeier gesagt.«
Neal sah sie an, und seine dunklen Augen wurden weich. »Ich liebe dich, Francesca, aber ...«
Es war das erste Mal, dass Neal ihr seine Liebe gestand, und Francescas Herz machte vor Freude einen Satz. »Aber du willst keine Ehe und keine
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