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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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gut, Maggie«, entgegnete Lizzie. »Soviel ich weiß, ist er spurlos verschwunden.«
    »Silas und spurlos verschwunden? Was du nicht sagst!«
    »Die Polizei hat einen Haftbefehl gegen ihn. Bestimmt ist er deshalb untergetaucht. Warum ist denn die Tür abgeschlossen, Maggie? Und warum brennt hier nirgendwo Licht?«
    »Der Laden ist vorübergehend dicht.«
    »Das sehe ich. Aber warum?«
    Von den Stimmen neugierig geworden, erschienen nun auch Bridie und Mitzi auf der Bildfläche. Mitzi trug eine Kerze in der Hand.
    »Was ist hier eigentlich los?«, fragte Lizzie. »Wo ist Lori? Geht es ihr gut?«
    »Sie ist im Hinterzimmer«, entgegnete Maggie, die durch den ausgeblichenen Vorhang spähte, um sich zu vergewissern, dass niemand Lizzie gefolgt war.
    Lizzie war verwundert über diese Heimlichtuerei.
    »Geht mit Lizzie nach hinten«, sagte Maggie mit gedämpfter Stimme.
    »Geht es Gwendolyn gut, Maggie?«
    »Bei aller Liebe, Lizzie, aber du stellst eine Menge Fragen. Gwendolyn schläft, also geh jetzt erst mal mit Bridie nach hinten«, erwiderte Maggie und scheuchte sie mit ihren dicken Armen vor sich her. Maggie war die Älteste unter ihnen, gewissermaßen die Hausdame. Sie war klein und drall, mit riesigen Brüsten. Dank ihrer mütterlichen Ausstrahlung brachte sie viele Männer dazu, ihr ihre dunkelsten Geheimnisse anzuvertrauen.
    Die verwunderte Lizzie folgte Bridie durch den schmalen Durchgang, hinter dem ein Licht brannte. In dem kleinen Hinterzimmer angelangt, konnte sie erkennen, dass jemand im Bett lag, offenbar ein Mann, zumal seine Füße aus Bridies Bett ragten. Es war nicht weiter ungewöhnlich, einen Mannim Bordell zu sehen, aber dieser arme Kerl war in einem schlimmen Zustand, dem geschwollenen und zerschundenen Gesicht nach zu urteilen.
    »Wer ist das, und was ist mit ihm geschehen?«, fragte Lizzie.
    »Sieh mal genau hin«, flüsterte Bridie.
    Ihr Unterton machte Lizzie neugierig. Sie ging näher an das Bett heran, hob die Lampe und beugte sich zum Gesicht des Mannes hinunter. Als sie ihn erkannte, stockte ihr der Atem, und sie hätte beinahe die Lampe fallen lassen. Bridie nahm sie ihr ab.
    »Wir haben ihn in diesem Zustand in einer Seitengasse gefunden. Wir wissen zwar nicht, wer das verbrochen hat, aber wer immer es gewesen ist – er hatte es auf sein Leben abgesehen. Bis jetzt weiß niemand, dass er hier ist, und das sollte auch so bleiben, bis er wieder auf die Beine kommt.«
    Lizzie brachte vor Erschrecken kein Wort heraus.

    Joe hatte in der Dunkelheit wach gelegen und darauf gelauscht, ob Lizzie ebenfalls in die Koje ging, doch als er nach einer Stunde noch immer nicht die Tür von Francescas Kajüte gehört hatte, machte er sich Sorgen, stand auf und sah auf den einzelnen Decks und in der Kombüse nach, entdeckte aber keine Spur von Lizzie. Zu guter Letzt suchte er Francescas Kajüte auf und öffnete die Tür so leise wie möglich. Das Mondlicht schien durch die Luke, und er konnte lediglich eine Gestalt im Bett erkennen. Es war Francesca. Zufrieden sah er, dass sie endlich vor Erschöpfung eingeschlafen war. Aber wo steckte Lizzie?
    Ihm kam ein schrecklicher Gedanke. Bestimmt war sie zum Bordell gegangen. Er überlegte, ob sie lediglich den Mädchen einen Besuch abstatten wollte oder ob vielleicht mehr dahinter steckte. Zweifelsohne fühlte Lizzie sich jetzt sicher genug, von Bord zu gehen, nachdem Silasverschwunden war. Doch Joe traute dem Kerl alles zu. Er konnte unverhofft wieder auftauchen, an jedem Ort, zu jeder Zeit.
    Joe machte sich auf den Weg zum Bordell, fest entschlossen, Lizzie zurück an Bord zu bringen. Er wusste, dass es mit ihrer Selbstachtung nicht weit her war; dennoch quälte ihn der Gedanke, sie könnte glauben, keine andere Wahl zu haben, als sich wieder für die Prostitution herzugeben. Es war schon sehr spät, sodass niemand draußen zu sehen war, auch nicht vor dem Bordell, was ungewöhnlich war. Mit gemischten Gefühlen schritt Joe den kurzen Pfad zur Eingangstür hinauf, seiner selbst nicht sicher. Als er davor stand, fiel sein Blick auf einen Zettel, der an der Tür befestigt war. Mit Mühe entzifferte er die Worte: »Wir haben geschlossen.« Joe klopfte an, doch nichts rührte sich in der Stille. Er klopfte erneut, dieses Mal lauter, worauf eine keifende Frauenstimme sagte: »Verschwinde.«
    »Ich suche Elizabeth«, rief Joe laut. »Ist sie hier?«
    »Hier gibt es keine Elizabeth«, gab Maggie zurück, die Joe für einen Betrunkenen hielt.
    »Das ist Joseph

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