Am Fluss des Schicksals Roman
vielleicht ablehnst, und sie hat Verständnis dafür.«
»Ich weiß ihre Einladung zu schätzen, aber ich bleibe lieber auf dem Fluss. Das verstehst du doch, Francesca?«
Francesca musste daran denken, dass Neal ihr bereits einmal gesagt hatte, dass er nie ein konventionelles Leben in einem Haus würde führen können und dass er sich nicht vorstellen könne, verheiratet zu sein und Kinder zu haben.
»Ja, Neal. Das verstehe ich. Du hattest mir bereits gesagt, dass so ein Leben nichts für dich ist.«
Plötzlich wirkte Neal verunsichert. »Kommst du mit mir?«, fragte er.
»Möchtest du das denn?«, fragte sie mit leichtem Zittern in der Stimme.
»Ja. Ich weiß nur nicht, ob du es willst. Schließlich sind wir nur verheiratet, um deinen Vater zu schützen.« Neal fühlte sich unbehaglich, weil Francesca nicht die ganze Wahrheit kannte.
Als sie nichts erwiderte, fuhr er fort: »Ich muss dir etwas sagen.«
Francesca Herz schlug schneller. Sie hoffte, dass Neal ihr sagen würde, dass es nun nicht mehr nötig sei, ihre Scheinehe aufrechtzuerhalten, da Silas keine Bedrohung mehr darstellte. Obwohl die Ehe nicht rechtskräftig war, fühlte sie sich dennoch als seine Frau, ja, sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
»Und was?«, fragte sie mit leiser Stimme.
»Es hat mit unserer Ehe zu tun ...«, antwortete Neal, wurde in diesem Moment jedoch von Joe unterbrochen, der vom Deck aus nach Francesca rief.
»Neal hat uns gesagt, dass er Teddy McIntyre versprochen hat, sich um die Bunyip zu kümmern«, sagte Joe. »Daher haben Ned und ich uns überlegt, runter nach Goolwa zu schippern. So bekommt Elizabeth ein bisschen mehr vom Fluss zu sehen. Außerdem können wir alle eine Erholungspause gebrauchen. Bist du einverstanden, mein Mädchen?«
»Sicher, Dad. Das ist eine großartige Idee.« Da ihr Vater in dem Glauben war, sie sei tatsächlich mit Neal verheiratet, nahm er natürlich an, dass sie Neal auf die Bunyip begleiten würde. Francesca blickte in sein glückliches, unbeschwertes Gesicht und brachte es nicht über sich, ihm die Wahrheit zu sagen. Es war lange her, dass sie ihn das letzte Mal hatte lächeln sehen. »Aber wie willst du mit deinem steifen Arm die Marylou steuern, Dad?«
»Elizabeth wird am Ruder stehen«, entgegnete er und lächelte Lizzie an. Francesca sah, dass Lizzie von der Idee begeistert war.
»Vielleicht sollten Sie Ihr Kapitänspatent machen, Lizzie«, schlug sie vor.
»Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Joe.
Lizzie riss erstaunt die Augen auf. »Traut ihr mir das wirklich zu?«
»Aber sicher«, entgegnete Joe.
»Sie können alles schaffen, Lizzie, Sie müssen es nur wollen«, sagte Francesca, doch ihr war die Enttäuschung anzuhören, dass ihr selbst das Kapitänspatent verwehrt geblieben war.
Lizzie spürte Francescas gedrückte Stimmung. Vermutlich gefielt es Frannie nicht, ihren Platz auf der Marylou für sie, Lizzie, zu räumen. Das bestätigte Lizzie auch in der Überzeugung, dass Francesca niemals eine Beziehung zwischen ihr und Joe tolerieren würde.
Francesca blickte ihren Vater an. »Dann werde ich jetzt meine Sachen packen, ihr könnt es sicher kaum abwarten, loszumachen.«
Joe spürte ebenfalls, dass mit Francesca etwas nicht stimmte. Er schob es darauf, dass sie ihn und Ned vermissen würde. Aber sie war jetzt eine verheiratete Frau und gehörte zu Neal. »Es besteht kein Grund zur Eile, mein Mädchen, aber bestimmt freut ihr Frischvermählten euch darauf, mal ungestört zu sein.«
Francesca errötete – nicht nur, weil ihr Vater annahm, sie und Neal würde es nach Intimität verlangen. Sie fragte sich, was sie tun sollte, wenn Neal sie nicht mitnehmen wollte.
»Dad, Ned und Lizzie setzen nach Goolwa über«, sagte Francesca zu Neal, als sie wieder in die Kajüte zurückgekehrt war. »Er geht davon aus, dass ich dich auf die Bunyip begleite.«
»Das war zu erwarten«, sagte Neal. Eigentlich hätte er ein schlechtes Gewissen haben müssen, weil er Joe täuschte, aber im Grunde täuschte er vor allem Francesca. Es war höchste Zeit, ihr die Wahrheit zu sagen.
»Leider war jetzt nicht der richtige Moment, meinemVater zu gestehen, dass wir nur zum Schein verheiratet sind«, sagte Francesca.
»Genau darüber wollte ich mit dir sprechen«, entgegnete Neal.
In Francesca stieg Angst auf. »Das können wir auf später verschieben, Neal. Dad kann es kaum abwarten, den Anker zu lichten, deshalb sollte ich zuerst meine Sachen packen.«
Das Packen
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