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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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heißen Tee. Sie bleiben erst einmal hier sitzen«, sagte sie. »Sie können bleiben, so lange Sie wollen. Machen Sie es sich bequem.«
    Langsam gelang es Henrietta, Francesca zu beruhigen.
    »Ich verstehe die Männer nicht«, stieß Francesca unglücklich hervor.
    »Da sind Sie nicht die Einzige«, entgegnete Henrietta. »Aber manchmal sehen die Dinge gar nicht mehr so schlimm aus, wenn man Zeit gefunden hat, in Ruhe darüber nachzudenken.« Henrietta ging davon aus, dass es sich lediglich um einen dummen Ehekrach handelte. Schließlich war Francesca noch jung und unerfahren.
    »Ich muss weg von hier«, sagte Francesca.
    »Aber warum? Bleiben Sie noch ein Weilchen hier im Hotel«, entgegnete Henrietta. »Falls Sie ungestört sein möchten, braucht niemand davon zu erfahren.«
    »Nein, Henrietta. Ich fahre noch heute Abend mit dem Zug nach Melbourne.«
    »Handeln Sie nicht überstürzt, Francesca? Sie sollten erst einmal alles in Ruhe überdenken. Ich weiß zwar nicht, was zwischen Ihnen und Ihrem Mann vorgefallen ist, aber wenn er Sie mit einer taktlosen Bemerkung gekränkt hat, wird er sich bestimmt dafür entschuldigen.«
    Wieder kamen Francesca die Tränen. »Wenn es doch nur so wäre ...«
    »Möchten Sie darüber sprechen?«
    »Ich habe gesehen, dass er ins Freudenhaus gegangen ist, Henrietta. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Das kann ich ihm niemals verzeihen. Zwischen uns ist es aus und vorbei.«
    Henrietta wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie musste an Silas denken. Auch er hatte sich damals im Bordell herumgetrieben. Sie hatte es ebenfalls nicht verwinden können, und es war zur Trennung gekommen, weshalb sie Francesca ihren Zorn und Schmerz nachfühlen konnte. »Haben Sie denn eine Anlaufstelle in Melbourne?«
    Francesca schüttelte den Kopf.
    »Wo wollen Sie unterkommen?«
    Francesca blinzelte und tupfte ihre Tränen ab. »Ich könnte ja ins Frauenhaus auf der Barnaby Street gehen, von dem Sie gesprochen haben. Dort könnte ich mir auch meinen Lebensunterhalt verdienen. Sobald ich alleine zurechtkomme, kann ich mich um eine Arbeitsstelle und eine Unterkunft bemühen.« Francesca fiel plötzlich ein, dass sie kein Geld hatte. »Könnten ... könnten Sie mir Geld für die Fahrkarte leihen, Henrietta?«
    »Selbstverständlich, meine Liebe.«
    »Sobald ich kann, schicke ich Ihnen das Geld zurück. Sie haben mein Wort.«

    Als Neal an Bord der Bunyip zurückkehrte, nahm er an, dass Francesca dort auf ihn wartete, doch sie war nicht da. Anfangs war er nur ein wenig beunruhigt, doch als sie nach Einbruch der Dunkelheit immer noch nicht zurück war, machte er sich ernsthafte Sorgen. Er zog sich einen Mantel von Teddy über und machte sich auf die Suche nach ihr. Nachdem er die Stadt abgegrast hatte, ging er hinunter zum Pier undhörte sich dort bei den Schiffern um. Vom Maschinisten der Eliza Jane erfuhr er, dass Francesca sich nachmittags noch mit John Henry unterhalten hatte. Daraufhin suchte Neal die Syrett auf.
    »Ich hab gehört, dass du heute mit Francesca gesprochen hast«, sagte Neal zu John Henry.
    »Ja, ich habe heute Nachmittag kurz mit ihr gesprochen«, entgegnete John und bedachte Neal mit einem merkwürdigen Blick.
    »Was ist?«, fragte Neal.
    »Ich mische mich ja ungern in anderer Leute Angelegenheiten, Neal, aber warum treibst du dich im Bordell herum, wenn du so eine schöne und junge Frau hast?«
    Neal wusste keine Antwort darauf.
    »Während wir unser Schwätzchen hielten, hat Francesca zufällig beobachtet, wie du heute Nachmittag bei Maggie angeklopft hast. Sie war am Boden zerstört.«
    »Oh, verflucht«, stieß Neal leise hervor. Er war wütend auf sich selbst, weil er mit Francesca nicht schon früher geredet hatte. »Wohin ist sie anschließend gegangen?«
    »In Richtung Marktplatz.«
    Wenige Minuten später stand Neal auf dem Marktplatz, wo er herauszufinden versuchte, welche Richtung Francesca eingeschlagen hatte. Dabei blieb sein Blick am Bridge Hotel hängen, und sofort fiel ihm Henriettas Angebot ein. Da die Eingangstür verschlossen war, klopfte er laut an.
    »Wer ist da?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Neal Mason. Ich suche nach meiner Frau Francesca.«
    »Sie ist nicht hier«, entgegnete Henrietta.
    Neal bemerkte ihren geringschätzigen Unterton und ahnte, dass Francesca bei ihr gewesen war. »Bitte, machen Sie auf«, bat er.
    »Das kann ich nicht«, gab Henrietta zurück.
    »Bitte, Mrs Hepburn!«
    Die Tür schwang auf, und Henrietta starrte ihn an. »Ich trage

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