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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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perfekt würde wie dieser, wäre sie für den Rest ihres Lebens glücklich.
    »Einen wunderschönen guten Morgen«, sagte sie mit zärtlicher Stimme.
    Neal wandte sich um und sah sie lächelnd an. Sie trug einen Morgenrock, und ihre dunklen Haare waren zerzaust; dennoch fand er sie bezaubernder denn je. »Ja, es ist ein wunderschöner Morgen«, entgegnete er, und sein Lächeln wurde verschmitzt, als er in ihre strahlend blauen Augen blickte.Francesca musste an ihre erste Begegnung denken, als sie den Hafenarbeiter ins Wasser geschubst hatte. Damals hatte Neal sie genauso angelächelt, und auch damals hatte ihr das Herz bis zum Hals geklopft.
    »Ich hab ein wenig Brot und Käse hergerichtet, falls du hungrig bist«, sagte er und nahm sie in die Arme.
    »O ja. Ich habe einen Bärenhunger«, erwiderte sie und kuschelte sich an ihn. Seine starken Arme umfingen sie, und sie seufzte vor Wonne.
    »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte er, die Lippen an ihrem Ohr.
    »Eine Überraschung? Was denn?«
    »Hier auf dem Schiff gibt’s eine Wanne, in der Platz genug für zwei ist.«
    Francescas Augen leuchteten auf. »Und wo ist sie?«
    »Im Bad.«
    »Es gibt ein Bad an Bord?«
    »Ja. Vor zwei Stunden habe ich angefangen, Wasser für die Wanne heiß zu machen. Was hältst du davon, wenn wir sie jetzt ausprobieren?«
    »Worauf warten wir noch?«, erwiderte Francesca.

    Es war bereits Nachmittag, als Neal und Francesca zur Stadt aufbrachen.
    »Kommst du mit zur Bäckerei?«, fragte Francesca.
    »Nein, ich besorg inzwischen das Fleisch«, gab Neal zurück.
    »Sollen wir uns vor dem Fleischerladen treffen?«
    »Nein«, sagte Neal hastig. »Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Am besten, wir treffen uns auf der Bunyip .«
    Er hatte sich fest vorgenommen, noch heute ernsthaft mit Francesca zu reden. Das hätte er schon gestern tun sollen, aber er hatte nicht ihren ersten gemeinsamen Abend seit Wochen verderben wollen. Auch wenn es egoistisch und feigevon ihm gewesen war, so hatte er wenigstens diese schöne Erinnerung, falls sie ihm den Laufpass geben sollte.

    Nachdem sie zwei frische Brotlaibe und Eintopfgemüse gekauft hatte, machte Francesca sich auf den Rückweg zur Bunyip. Sie beschloss, den Weg durch den Hafen zu nehmen. Am Pier wurde sie kurz von John Henry aufgehalten. Er hatte gehört, dass Joe nach Goolwa übergesetzt hatte, und wollte wissen, wo Francesca untergekommen war. Freudig erzählte sie ihm, dass sie vorübergehend auf der Bunyip wohnte, als sie zufällig zum Bordell blickte.
    Sie erstarrte. Spielten ihre Augen ihr einen Streich? War das Neal, der gerade durchs Tor eintrat? Ungläubig beobachtete sie, wie er anklopfte und gleich darauf im Innern verschwand, den Arm um die Taille einer Frau geschlungen.
    Francescas Herz begann zu rasen, und ihr wurde heiß und schwindlig. Wie konnte Neal sie fast die ganze Nacht lang lieben und am nächsten Tag zu einer Prostituierten gehen? Wie konnte er etwas so Kostbares wie ihre Liebe mit Füßen treten? Sie versuchte sich einzureden, dass er sich bloß bei den Mädchen bedanken wollte, weil sie ihn gerettet hatten, doch sie wusste, dass dies längst geschehen war.
    Francesca murmelte eine Ausrede und schlug den Weg zurück in die Stadt ein. Tränen liefen ihr übers Gesicht, sodass sie blindlings voranstürzte. Sie nahm kaum wahr, dass John Henry ihr etwas hinterherrief, als sie zum Marktplatz eilte.
    Dort angekommen, wusste Francesca nicht, welche Richtung sie einschlagen sollte. Am liebsten wäre sie zu ihrem Vater und zu Ned gerannt, aber sie waren beide fort. Sie war ganz auf sich allein gestellt. Als ihr Blick auf das Bridge Hotel fiel, kam ihr Henrietta in den Sinn. Obwohl das Hotel geschlossen war, stand die Eingangstür offen. In Tränen aufgelöst, betrat Francesca das Foyer, in dem kurz darauf Henrietta erschien.
    »Francesca! Was ist denn passiert?«, fragte sie bestürzt.
    Doch Francesca konnte nur noch den Kopf schütteln. Sie ließ ihre Einkäufe auf den Boden fallen. Da Henrietta ahnte, dass etwas Schreckliches vorgefallen war, nahm sie Francesca mit nach oben in eines der Zimmer.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie und reichte ihr ein großes Taschentuch. »Ist Ihrem Vater etwas zugestoßen?«
    Francesca brachte kein Wort hervor. Schluchzend vergrub sie das Gesicht in den Händen. Henrietta ahnte, dass Francescas Kummer mit ihrem Ehemann zusammenhing, doch sie wollte nicht aufdringlich erscheinen und stellte keine dahingehenden Fragen. »Ich mache uns einen

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