Am Fluss des Schicksals Roman
Street 5, wo Mike Finnion sich bei einer Mrs Weatherby eingemietet hatte. Da die Außentür offen stand, konnte er durchs Fliegengitter in die breite Eingangsdiele spähen. Der schwache Dunst von gebratenen Zwiebeln zog an ihm vorüber. Am Ende der Diele erschien eine Frau aus der Küche.
»Ja?«, rief sie.
»Hallo«, rief Jimmy zurück.
»Das Zimmer ist bereits vergeben, falls du deswegen hier bist«, sagte Mrs Weatherby.
»Ich wollte nur fragen, ob Sie etwas von Mike Finnion gehört haben.«
»Warum willst du das wissen?«
Jimmy spürte, dass sie auf der Hut war. »Ich mache mir Sorgen um ihn.«
Daraufhin humpelte Mrs Weatherby auf ihren entzündeten Fußballen zur Tür.
»Ich habe den Herrn von der Polizei bereits gesagt, dass ich nicht weiß, wo er steckt«, sagte sie, während sie sich die Hände an ihrer schmutzigen Schürze abwischte.
»Wenn Sie etwas wissen, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie es mir sagen würden«, bat Jimmy. Er musste wenigstens wissen, ob Mike noch am Leben war. Viele Existenzen hingen davon ab.
Mrs Weatherby musterte Jimmy. Im Laufe der Jahre hatten an die hundert Untermieter bei Mrs Weatherby logiert, sodass sie eine gute Menschenkenntnis entwickelt hatte. Jimmy schien ein anständiger Bursche zu sein.
»Mike schuldete mir noch eine Wochenmiete«, sagte sie.
Jimmy verstand dies als versteckte Aufforderung, ihr das Geld zu geben, damit sie seine Fragen beantwortete.
»Tut mir Leid, ich habe kein Geld ...«, sagte er traurig.
»Schon gut. Ich habe es gestern mit der Post erhalten.«
Jimmys Augen wurden groß. »Dann ist Mike am Leben?«
»Es geht wohl in Ordnung, wenn ich dir verrate, dass er nach Melbourne ist und dort auf dem Dock arbeitet.«
Jimmy stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er war unendlich froh, dass Mike lebte, zumal er ein anständiger Kerl war. »Danke, Mrs Weatherby«, sagte er. »Sie wissen gar nicht, wie vielen Menschen Sie damit einen großen Gefallen erweisen.«
»Gern geschehen«, erwiderte sie und humpelte zur Küche zurück.
Jimmy musste sich gut überlegen, wie er mit dieser neuen Information verfuhr. Er wusste, wenn er Silas beschuldigte, Neal Mason unter einem Vorwand vom Schiff gelockt zu haben, würde er sich womöglich selbst belasten. Aber gleichzeitig wusste er auch, dass das Personal des Bridge Hotels und ihre Familien Not litten. Zudem war ihm klar, dass er wieder auf der Straße landen würde, wenn die Hotels verkauft würden, und davor fürchtete er sich am meisten.
Jimmy ging zum Pier, wo zwei Constables mit Joe Callaghan und Neal Mason ein Gespräch führten. Neal hattegerade erst erfahren, dass die Gesellschaft, bei der er sein Schiff versichert hatte, ihm vorerst seinen Zahlungsanspruch verweigerte. Er vermutete, dass es damit zusammenhing, dass noch kein offizieller Polizeibericht eingegangen war, der wiederum nicht abgeschlossen werden konnte, solange die Polizei nicht ermittelt hatte, wer am Ruder der Ophelia gestanden hatte.
»Sie müssen etwas unternehmen«, sagte Neal zu den beiden Constables. Er ärgerte sich, dass die Ermittlungen nicht vorangingen. »Ich bin der Geschädigte, muss aber selbst für den Schaden aufkommen. Das kann doch wohl nicht richtig sein, oder?«
»Ich bedaure«, sagte Constable Watkins.
»Montgomery Radcliffe hat doch gestanden, dass er das von mir geladene Brennholz mit Sprengstoff präpariert hat. Das sollte für einen vorläufigen Polizeibericht genügen, um die Versicherungsgesellschaft zufrieden zu stellen.«
»Ich fürchte, so einfach ist das nicht«, entgegnete Constable Bennett. »Erst wenn wir ermittelt haben, wer am Steuer der Ophelia stand, können wir den Bericht abschließen.«
»Vielleicht kann ich helfen«, mischte Jimmy sich ein, der sich der Gruppe näherte.
»Weißt du etwas, Jimmy?«, fragte Joe. Er hatte Jimmys Vater gut gekannt und wusste, dass Henrietta Chapman sich nach dessen Tod um den Jungen gekümmert hatte.
»Ich weiß, dass von Silas die Nachricht stammt, die Neal am Abend der Explosion erhalten hat«, sagte Jimmy.
»Und woher weißt du das?«, wollte Constable Watkins wissen.
»Weil er selbst sie abgegeben hat«, sagte Neal, der Jimmy plötzlich wiedererkannte. An jenem Abend war es bereits dunkel gewesen, und er hatte dem Jungen kaum Beachtung geschenkt. Der Polizei hatte er nur eine ungenaue Beschreibung von Jimmy geben können, aber jetzt, wo er ihn wiedersah, kehrte seine Erinnerung zurück.
»Das stimmt«, bestätigte Jimmy. »Ich sollte für
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