Am Fluss des Schicksals Roman
Lebens gewesen. Obwohl er stets vor dem Gedanken an eine Heirat zurückgeschreckt war, hatte er nicht damit gerechnet, sein Herz an eine Frau wie Francesca zu verlieren, und er hatte jedes Wort aus tiefster Seele gesprochen. »Jefferson Morris ist ein richtiger Pfarrer«, sagte er. Forschend sah er Francesca in die Augen. »Wir sind rechtmäßig Mann und Frau.«
Francesca stockte der Atem. »Wir sind tatsächlich verheiratet?«
Neal nickte. Er rechnete mit einem Wutausbruch, den er auch verdient hätte. »Es war verkehrt, dir vor der Hochzeit nicht die Wahrheit zu sagen. Ich weiß, wir haben uns auf eine Scheinehe geeinigt, um deinen Vater zu retten, aber tief im Herzen habe ich gespürt, dass uns etwas ganz Besonderes verbindet. Ich glaube, du hast es ebenfalls gespürt, vor allem in der Nacht, als wir uns das erste Mal geliebt haben. Spätestens da wusste ich, dass ich mein Leben mit dir verbringen möchte. Aber es hat mir schlaflose Nächte bereitet, dir dieSache mit Gwennie zu beichten. Ich glaube, ich wollte warten, bis du dich an mich gewöhnt hast ... als deinen Mann.« Er verstummte kurz. »Jedes Gericht würde das als arglistige Täuschung werten, falls es dein Wunsch ist, die Ehe annullieren zu lassen.«
»Annullieren? Hast du den Verstand verloren?« Francesca fiel ihm um den Hals und weinte vor Glück. Sie erinnerte sich, wie ergriffen Neal während der Trauung gewesen war, und vor Freude strömte ihr das Herz über.
»Heißt das, du verlässt mich nicht?«, fragte Neal und drückte sie an sich.
»Du kannst ja mal versuchen, ob du mich wieder loswirst.«
Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Neal und Francesca genossen ihre Zweisamkeit an Bord der Bunyip. Es war wie Flitterwochen. Sie lagen in der Badewanne, tranken Wein und beobachteten die Abenddämmerung oder den Sonnenaufgang. Manchmal bildete sich Nebel über dem Fluss, den Francesca besonders liebte, sodass sie Neal dann bat, sich mit ihr an Deck zu stellen und sie in den Armen zu halten. Sie fühlte sich, als würden sie in ihrer eigenen Welt des Glücks leben. Hin und wieder statteten sie Gwendolyn einen Besuch ab, die sich immer mehr über Francescas Gesellschaft freute. Wenn Passanten sie mit hochgezogenen Augenbrauen dabei beobachteten, wenn sie an die Tür des Bordells klopften, musste Francesca im Stillen lachen.
Bei einem Ausflug in die Stadt schaute Francesca kurz bei Henrietta vorbei, während Neal die Versicherungsgesellschaft aufsuchte, um seine Ansprüche geltend zu machen. Francesca wollte Henrietta dafür danken, dass sie Neal damals gesagt hatte, dass sie im Zug nach Melbourne saß, und ihr das geliehene Geld zurückgeben. Außerdem wollte sie ihr erklären, dass ihr Streit mit Neal auf einem Missverständnisberuht hatte. Doch Henrietta sagte ihr, dass Neal sie damals bereits ins Bild gesetzt hätte.
»Andernfalls hätte ich ihm nicht verraten, wo Sie sind«, sagte Henrietta lächelnd, die sich aufrichtig freute, Francesca wieder glücklich zu sehen. »Außerdem«, fügte sie hinzu, »ist Neal einer der wenigen Männer, die eine zweite Chance verdienen.«
Nachdem Silas offiziell für tot erklärt worden war, hatte Henrietta die Hotels geerbt. Sie war bei den Behörden vorstellig geworden und hatte ihre Hotelierslizenz erhalten, woraufhin sie das Steampacket und das Bridge Hotel wiedereröffnete. Zudem erwähnte sie gegenüber Francesca, dass sie sich mit Ezra Pickering getroffen und ihm finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau seiner Werft angeboten habe. Er hatte angenommen – unter der Bedingung, dass sie Teilhaber wurde.
»Das ist ja großartig! Jetzt kann Neal ihn damit beauftragen, sein neues Schiff zu bauen«, sagte Francesca begeistert.
»Ja. Und es macht mir Freude, Silas’ Geld sinnvoll zu verwenden«, sagte Henrietta. »Außerdem eröffne ich eine Wäscherei, in der ich Frauen beschäftige, die andernfalls im Bordell landen würden. Das wird vor allem die Männer auf den Schiffen freuen«, fügte sie hinzu. »Und die Frauen können gegen geringes Geld in den hinteren Zimmern wohnen.«
»Eine großartige Idee«, sagte Francesca. Sie wusste aus eigener Erfahrung, wie eng es auf einem Dampfschiff zuging, sodass es praktisch war, die Wäsche weggeben zu können.
Nur der Umstand, dass Monty wegen Mordes an Silas Hepburn in Haft saß und bald vor Gericht stehen würde, trübte Francescas Glück. In der Stadt kursierte das Gerücht, dass man Monty hängen würde. Sie fühlte sich verpflichtet,
Weitere Kostenlose Bücher