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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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unruhig von einem Bein aufs andere trat.
    »Ich habe sie heute mitgebracht, damit ihr euch kennen lernt«, fuhr Neal fort. »Das ist Francesca, meine Frau.«
    Francesca war verwirrt, weil Neal so langsam und in einfachen Sätzen sprach. Sie fragte sich, ob Gwendolyn taub war und von seinen Lippen las.
    Gwendolyn würdigte Francesca kaum eines Blickes. »Hast du mir ein Geschenk mitgebracht, Neal?«, fragte sie stattdessen.
    »Du hast heute schon ein Geschenk von mir bekommen. Willst du Francesca denn nicht begrüßen?«
    Gwen warf Francesca einen schüchternen Blick zu, bevor sie ihr um den Hals fiel und sie so fest an sich drückte, dass Francesca kaum noch Luft bekam.
    »Sachte, Gwennie«, mahnte Neal, dem Francescas Bestürzung nicht verborgen blieb.
    Als Gwendolyn sie schließlich losließ, blickte Neal Francesca an. »Gwendolyn ist meine Schwester«, sagte er mit weicher Stimme.
    Francesca konnte es nicht fassen. »Deine Schwester!« Damit hatte sie am wenigsten gerechnet.
    »Ja. Sie wohnt hier. Nicht wahr, Gwennie?«, sagte Neal.
    »Ja, ich wohne hier.«
    »Gwennie kocht und putzt für die Mädchen«, erklärte Neal.
    »Ich kann Kartoffel- und Zwiebelsuppe«, sagte Gwennie. »Magst du Suppe?«
    »Äh ... ja«, stammelte Francesca. Allmählich dämmerte ihr, dass Gwendolyn geistig behindert war.
    »Ich putze auch die Böden«, verkündete Gwendolyn stolz. »Die Mädchen sind meine Freundinnen. Sie sind nett zu mir.«
    »Wir müssen jetzt wieder gehen, Gwennie«, sagte Neal. »Wir sind vom Regen ganz nass und müssen uns umziehen, damit wir uns nicht erkälten. Aber wir sehen uns morgen wieder. Schließ die Tür ab, ja?«
    »Ja, Neal, bis morgen.« Sie lächelte wie ein Kind. »Auf Wiedersehen, Fran-ces-ca. Kommst du morgen auch? Dann zeig ich dir meine Puppen.«
    »Ja«, erwiderte Francesca lächelnd und verließ mit Neal das Zimmer, noch immer so überrascht, dass sie nicht wusste, was sie denken oder sagen sollte.
    Mittlerweile war es stockdunkel, aber es hatte aufgehört zu regnen. Neal horchte, bis Gwendolyn den Innenriegel vorgeschoben hatte, bevor er Francesca zu einem Hinterausgang lotste, der nur von innen geöffnet werden konnte. Scheppernd fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Er hakte Francesca unter, und sie machten sich auf den Rückweg zur Bunyip.
    »Tut mir Leid, dass ich dir nicht schon früher von Gwendolyn erzählt habe«, sagte Neal. »Ich habe ständig auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, aber wenn ich ehrlich bin ... ich habe es immer wieder vor mir hergeschoben. Gwendolyn ist der Grund, weshalb ich regelmäßig ins Bordell gehe – dereinzige Grund. Ich weiß, ich habe bei den Damen einen gewissen Ruf, aber ich habe mich mit keinem der Mädchen je eingelassen. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du sie selbst fragen, oder Lizzie.«
    »Warum hast du mir die Wahrheit verschwiegen, Neal? Du hättest mir viel Kummer erspart.«
    »Ich weiß. Doch anfangs dachte ich, ich wäre dir gleichgültig und bräuchte keine Rücksicht auf dich zu nehmen. Aber nachdem sich zwischen uns etwas Ernstes angebahnt hatte, hättest du es erfahren müssen. Verzeih mir. Ich hätte dir von Gwendolyn erzählen müssen.«
    »Schämst du dich ihretwegen?«
    »Nein. Ich liebe Gwennie von ganzem Herzen, aber Menschen können nun mal grausam sein.«
    »Warum lebt sie im Bordell?« Francesca hielt das für den denkbar ungeeignetsten Ort für jemanden wie Gwendolyn.
    Neal machte ein betretenes Gesicht. »Meine Mutter ist vor elf Jahren gestorben, und mein Vater starb kurz darauf. Damals hatte ich mir die Ophelia gerade erst angeschafft und einen Berg Schulden. Ich musste bis in die Nacht hinein arbeiten, um das Darlehn abzustottern. Ich wollte, dass Gwendolyn mit mir an Bord lebt, aber damals war sie noch sehr jung und hatte panische Angst vor dem Wasser. Inzwischen ist sie Mitte zwanzig, aber die Ärzte sagen, geistig sei sie auf der Stufe einer Zwölfjährigen. Gwennie kann die Sicherheitsvorkehrungen auf einem Schiff nicht verstehen. Und weil sie das Wasser meidet, gibt es keine Chance, ihr das Schwimmen beizubringen. Selbst wenn ich sie irgendwie aufs Schiff bekommen hätte ... hätte ich die ganze Zeit Angst haben müssen, dass sie über Bord geht oder dass ihr an Bord etwas passiert, sodass ich meine Arbeit nicht hätte verrichten können. Also habe ich versucht, ihr eine Stelle und eine Unterkunft in der Stadt zu besorgen, aber niemand wollte sie aufnehmen.«
    »Was ist mit Verwandten? Gibt es keine Onkel oder

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