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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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einem Waschbrett schrubbte. Obwohl es an diesem Tag nicht besonders warm war, stand ihr der Schweiß auf der Stirn. Es gab fünf weitere Bottiche, an denenFrauen arbeiteten, sowie einen riesigen Kessel dazwischen. Ein Mann war damit beschäftigt, Holz zu zerkleinern und den Kesselofen damit zu befeuern. Wegen der Hitze, die aus dem Kessel drang, war es in dem alten Lagerschuppen heiß und feucht wie in den Tropen.
    »Wenn Sie noch wilder schrubben, schrammen Sie sich die Hände auf«, sagte Francesca zu Lizzie, die überrascht zu ihr aufblickte und sichtlich um Worte verlegen war.
    »Können wir uns vor der Tür unterhalten?«, bat Francesca.
    »Die Wäsche hier muss bis um zehn Uhr fertig sein«, entgegnete Lizzie und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte Francesca.
    Daraufhin ließ Lizzie die Karbolseife in den Zuber fallen und folgte Francesca hinaus in die Morgensonne.
    Einen Moment lang standen die beiden Frauen sich schweigend gegenüber. Francesca konnte immer noch nicht fassen, dass ihr nicht aufgefallen war, dass sich zwischen ihrem Vater und Lizzie eine Liaison angebahnt hatte.
    »Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich gestern so kurz angebunden war, Lizzie. Ich hatte ein Missverständnis mit Neal, und ich wollte es so schnell wie möglich aus dem Weg räumen.«
    »Das ist nicht weiter schlimm«, entgegnete Lizzie, doch Francesca sah ihr an, wie verletzt sie war.
    »Worüber wollten Sie denn mit mir sprechen?«, fragte sie.
    »Das hab ich ganz vergessen«, murmelte Lizzie. »War nicht weiter wichtig.«
    Francesca wusste, dass sie schwindelte. »Darf ich fragen, weshalb Sie von Bord gegangen sind, Lizzie? Ich dachte, Sie verstehen sich gut mit Dad und Ned.«
    Lizzie ließ den Kopf hängen. »Das stimmt, Francesca, aber ich kann nicht ewig bleiben. Ihr Vater war schon sogroßzügig, mir in der Not eine sichere Zuflucht zu geben. Ich will seine Gastfreundschaft nicht ausnutzen.«
    Francesca hatte Verständnis für Lizzies Stolz. Jede andere Frau in ihrer Situation hätte sich keine Gedanken darüber gemacht, sich von einem Mann aushalten zu lassen, selbst dann nicht, wenn es nicht der eigene Ehemann wäre. Aber nicht Lizzie. »Sie nutzen niemanden aus, Lizzie. Obwohl niemand Sie dazu aufgefordert hat, haben Sie gekocht und sauber gemacht. Sie haben mehr als Ihren Beitrag geleistet.«
    Lizzie blickte aufs Wasser und wurde von Trauer übermannt, da sie den Fluss inzwischen genauso liebte wie Joe. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen, zumal sie erst jetzt erfahren hatte, was Glücklichsein bedeutete.
    »Ihnen gefällt doch das Leben an Bord, Lizzie«, sagte Francesca. »Es ist auf jeden Fall besser, als den ganzen Tag in der Wäscherei zu stehen. Der Schweiß läuft Ihnen nur so herunter, und dabei haben wir noch nicht mal Sommer.«
    »Ich wäre gern an Bord geblieben, aber es war Zeit, weiterzuziehen. Und harte Arbeit macht mir nichts aus.«
    Francesca erkannte, dass Lizzie ihre Gefühle nicht freiwillig offenbaren würde. »Lizzie, mein Vater ist todunglücklich, seit Sie fort sind. Ich glaube, er liebt Sie.«
    Lizzie wurde rot bis unter die Haarwurzeln. »Es tut mir Leid, Francesca. Ich wollte Ihnen Peinlichkeiten ersparen.«
    »Peinlichkeiten? Wovon reden Sie, Lizzie?«
    »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, weil Sie eine ehemalige Dirne als Frau für Ihren Vater ablehnen. Das ist verständlich.«
    »Das habe ich niemals gesagt, Lizzie! Mir war nur nicht bewusst, dass Sie und mein Vater verliebt sind. Glauben Sie vielleicht, ich hätte nicht bemerkt, dass Dad in den letzten Wochen vor Glück strahlt? Und wenn das Ihr Verdienst ist, Lizzie, stehe ich in Ihrer Schuld.«
    Lizzie verspürte Erleichterung, aber sie wusste, dass Francesca ein großes Herz besaß. »So einfach ist das nicht. Ich habe Angst, Joseph mein Herz zu schenken ... und eines Tages wacht er auf und überlegt es sich anders, weil seine Freunde hinter seinem Rücken über ihn lachen.«
    »Sie sollten wissen, dass es Dad völlig egal ist, was andere von ihm denken. Das war schon immer so.«
    »Joe behandelt mich wie einen ganz normalen Menschen«, sagte Lizzie kopfschüttelnd, als könnte sie es immer noch nicht begreifen.
    »Joe sieht in Ihnen mehr als einen normalen Menschen. Sie sind für ihn etwas ganz Besonderes.«
    »Sie verstehen nicht, Francesca. Ich bin schon als Mädchen geschlagen und vergewaltigt worden. Seitdem kann ich selber keine Kinder bekommen. Und Sie

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