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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Francesca spürte, dass sie noch heftiger errötete. Ihrer ungleichen gesellschaftlichen Stellung wegen waren sie Welten voneinander getrennt. Wie sollten sie da miteinander bekannt sein?
    »Joe hat mal für uns Wolle nach Goolwa transportiert, aber das liegt schon einige Zeit zurück.«
    »Sie haben eine Schafzucht?« Francesca verstummte und verdrehte die Augen. Woher sollte die Wolle denn sonst kommen? Es kam ihr vor, als würde sie mit jeder Bemerkung von einem Fettnäpfchen ins nächste tappen und sich dabei gründlich blamieren.
    Monty hingegen fand sie entzückend und erfrischend unschuldig, und er war von ihr bezaubert. »Unsere Herden auf Derby Downs zählen mehrere tausend Stück Vieh. Die Farm liegt ein paar Meilen südlich von hier und grenzt an den Fluss. Vielleicht darf ich Sie bei Gelegenheit auf die Farm zum Tee einladen ...«
    »Mich?« Francesca traute ihren Ohren nicht.
    »Ja, Sie.«
    »Vielen Dank ... gern.«
    »Sehr schön. Dann hören Sie bald von mir. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachmittag, Francesca. Es war mireine Freude, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.« Monty ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen, wobei er ihr etwas zu tief in die Augen sah, bevor er sich zum Gehen wandte.
    Francesca blickte ihm mit heftig pochendem Herzen hinterher. Montgomery Radcliffe war zweifellos ein gut aussehender Mann, der zudem über tadellose Manieren verfügte und sehr viel Charme besaß. In seiner Gesellschaft – obwohl sie nur wenige Minuten gedauert hatte – hatte sie sich wie eine Prinzessin gefühlt. Sie konnte es gar nicht abwarten, ihrem Vater zu erzählen, dass sie zum Tee auf Derby Downs eingeladen war.
    »Bestimmt wird er beeindruckt sein«, murmelte sie, bevor sie eilig den Rückweg zum Pier einschlug.
    Francesca war vor Aufregung völlig aus dem Häuschen, als sie zurück auf die Marylou kam.
    »Dad, du wirst es nicht glauben«, sprudelte sie hervor.
    »Was ist denn, Frannie? Du siehst aus, als wärst du soeben über ein Goldnugget gestolpert.«
    »Viel besser, Dad. Montgomery Radcliffe hat mich zum Tee nach Derby Downs eingeladen. Ist das nicht wunderbar?«
    »Ja, sicher, Frannie«, sagte Joe verwundert.
    »Ich kann es gar nicht abwarten, dieses prächtige Haus von innen zu sehen. Er hat mich wie eine Prinzessin behandelt, Dad. Er ist ein wahrer Gentleman ...«
    »Genau wie ich«, sagte eine Männerstimme.
    Francesca erspähte über die Schulter ihres Vaters hinweg Neal Mason an Bord der Marylou und wurde rot bis unter die Haarwurzeln. Er stand mit verschränkten Armen da, und seine grünen Augen schienen sie zu verspotten.
    »Was tun Sie denn hier?«, sagte sie kühl.
    Neal blieb ihr Stimmungswechsel nicht verborgen. »Bilde ich es mir bloß ein, oder weht hier mit einem Mal ein eisiger Wind?«
    »Das ist unser neuer Matrose«, erklärte Joe.
    Francesca stand der Mund offen. »Aber er hat doch ein eigenes Schiff.«
    »Das liegt im Trockendock«, erklärte Neal mit zuckendem Mundwinkel.
    »Trockendock?« Francesca hatte Mühe, die Situation zu erfassen.
    »An der Ophelia müssen einige Reparaturen vorgenommen werden«, sagte Joe. »Als ich Neal vorhin sagte, dass ich einen Hilfsmatrosen suche, hat er mir prompt seine Dienste angeboten. Aber es gibt noch weitere gute Neuigkeiten. Neal stellt uns seinen Schleppkahn zur Verfügung, sodass wir doppelt so viel Holz transportieren können und demzufolge unser Gewinn höher ausfallen wird als erwartet. Ist das nicht großartig?«
    Ein Schleppkahn samt Führer war etwas völlig anderes als ein Hilfsmatrose an Bord. Es bedeutete, dass sie ihr Geschäft ausdehnen konnten, sodass nun wirkliche Hoffnung bestand, das Darlehn abbezahlen zu können.
    »Neal hat sich bereit erklärt, für den Lohn eines Hilfsmatrosen zu arbeiten – plus zehn Prozent Gewinnanteil an dem, was wir auf seinem Schleppkahn transportieren. Das ist ein mehr als faires Angebot.«
    Francesca war sprachlos. Sie erwiderte den kühlen Blick Neal Masons und überlegte, wie sie die nächsten Monate die Nerven bewahren sollte, hatte aber keinen Erfolg.
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr Joe fort. »Vorhin bin ich zufällig Ezra Pickering begegnet. Er hat die Marylou gebaut. Ezra sagte, er würde uns alles Holz, das wir aus Barmah herschaffen, für seine Werft abkaufen. Offenbar bringst du mir Glück, mein Mädchen. Seit du hier bist, klappt auf einmal alles.«
    »Das ... das ist wundervoll, Dad«, sagte Francesca leise, während sie und Neal Mason nach wie vor

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