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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Zeiten alleine das Ruder zu übernehmen. Allmählich wurde sie mit dem Fluss vertraut und genoss es geradezu, am Ruder der Marylou zu stehen. Neal hatte sich angewöhnt, sich durch Rufen mit ihr zu verständigen, wobei er ständig Albernheiten von sich gab oder den Trottel mimte. Meist ignorierte sie ihn, doch hin und wieder konnte sie nicht anders, als über seine Kapriolen zu lachen, wie bei dem einen Mal, als er auf der Fracht ein Tänzchen aufführte und beinahe über Bord ging. Ihr war bewusst, dass er sich ohne Gesprächspartner langweilte, weshalb er den Clown mimte, damit die Zeit schneller verstrich.
    Fünf Tage nach ihrer ersten Fahrt legten sie am Pier von Echuca an, wo ein Bote mit einem Paket Francesca bereits erwartete. Gewöhnlich ankerten sie ein Stück weiter stromabwärts, aber Neal hatte darum gebeten, in Echuca festzumachen, weil er einen Abend in der Stadt verbringen wollte. Nach all der Plackerei spürten Joe und Ned jeden Knochen im Leib, aber Neal war jung und gesund und bestand darauf, sich eine Auszeit vom Schiff zu gönnen. Da die Spannungen zwischen ihm und Francesca immer größer wurden, wollte er dieser Atmosphäre für ein paar Stunden entfliehen.
    »Was ist das?«, wollte Francesca wissen, als der junge Bursche ihr eine Schachtel in die Arme legte.
    »Weiß nicht, Miss. Ein Gentleman hat mir Geld gegeben,damit ich es überbringe«, erwiderte der Bursche und suchte gleich darauf das Weite.
    »So, so. Offenbar haben Sie einen Verehrer, Francesca«, bemerkte Neal.
    Obwohl Francesca das Paket lieber in einem ungestörten Moment geöffnet hätte, entging ihr nicht, dass Ned und ihr Vater vor Neugier brannten, sodass sie es an Ort und Stelle öffnete. Als ihr Blick auf den blassgelben Stoff fiel, wusste sie, dass es sich um das Kleid handelte, das sie in Gregory Panks Ladenfenster bewundert hatte, und vor Freude verschlug es ihr den Atem. Sie wusste sofort, wer das Kleid geschickt hatte.
    »Was ist das?«, fragte Joe und spähte in die Schachtel.
    »Ein Kleid. Ich habe es neulich in einer Auslage bewundert ... als ich Montgomery Radcliffe begegnet bin«, antwortete Francesca und errötete. Verstohlen warf sie einen Blick nach hinten zu Neal. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den sie nicht zu deuten wusste, und er machte ein finsteres Gesicht.
    »Ein Kleid?«, sagte Ned verwirrt, während er ihr über die Schulter sah. »Weißt du, von wem es stammt?«
    »Kleinen Moment, ich sehe nach«, gab Francesca zurück. Auch wenn sie genau wusste, wer der Absender war, wollte sie es nicht zu deutlich zeigen.
    »Bestimmt würde Joe gern wissen, wer seiner Tochter Geschenke macht«, meldete Neal sich zu Wort.
    »Genau wie Sie, stimmt’s?«, gab Francesca zurück. Die gegenseitigen Sticheleien zwischen ihnen beiden waren mittlerweile an der Tagesordnung.
    »Warum sollte mich das interessieren?«, konterte Neal.
    »Ja, warum?«, entgegnete Francesca spitz und faltete das Begleitschreiben auseinander. Sie überflog den Inhalt, und obwohl sie sich dagegen wehrte, legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie hob den Kopf und sagte zu ihrem Vater: »Esist eine Einladung zum Abendessen ... von Montgomery Radcliffe. Er lässt fragen, ob ich ihm heute Abend im Bridge Hotel Gesellschaft leiste ... in diesem Kleid.«
    Joe war verblüfft. Es war ihm ein Rätsel, weshalb Montgomery seine Tochter ausführen wollte. Frannie war zwar eine sehr schöne Frau, aber für gewöhnlich verkehrte Monty Radcliffe in anderen Kreisen. »Wirst du die Einladung annehmen, Fran?«
    Francesca hatte Hemmungen, in Gegenwart Neal Masons über die Einladung zu sprechen. »Ja ... das würde ich gern, Dad.« Sie blickte auf das Kleid und strich mit den Fingern über den Stoff. Es war traumhaft. »Aber ich kann das Kleid unmöglich annehmen, oder?«
    Joe wusste keine Antwort darauf. In Augenblicken wie diesem vermisste er Mary schmerzlicher denn je. Sie wüsste genau, was zu tun wäre. Auch wenn ihm die Freude seiner Tochter nicht entging, betrachtete er die Einladung mit gemischten Gefühlen. »Das überlasse ich dir, mein Mädchen. Du hast diese Woche gute Arbeit geleistet und hast dir einen freien Abend verdient. Hauptsache, Montgomery Radcliffe sorgt dafür, dass er dich zu einer christlichen Uhrzeit wieder hier absetzt.«
    »Vielen Dank, Dad«, sagte Francesca im Flüsterton.
    Gleich darauf begaben sich Joe und Ned an Land, um einen Plausch mit John Henry zu halten, dem Kapitän der Syrett, die neben ihnen ankerte. Francesca klappte

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