Am Fluss des Schicksals Roman
lassen.
»Volldampf voraus«, befahl Joe.
Nach kurzer Zeit holte die Marylou die Kittyhawk wieder ein und zog gleichauf mit ihr. Die Schaufelräder donnerten durchs Wasser, und die Antriebspumpen stampften wild.
Ned verfolgte, wie der Druckmesser auf sechs Bar hinaufkroch. Joe konzentrierte sich auf die markierten Bäume, die den Abstand von einer Meile anzeigten, um ihre Geschwindigkeit auszurechnen. Er überschlug, dass sie zehn Knoten machten, und sie gewannen nach wie vor an Geschwindigkeit. Gleich darauf setzte die Marylou sich knapp an die Spitze.
Die McCallisters beschleunigten ebenfalls, sodass die beiden Schiffe Seite an Seite die nächste Strommeile passierten. Die Kittyhawk befand sich wieder steuerbord, und Joe wusste, dass sie bei der nächsten Flussbiegung nach backbord Vorsprung gewinnen würden – doch er wusste auch, dass dort Baumstämme lauerten, sodass sie aufpassen mussten.
»In der Biegung da vorn darfst du nicht zu dicht ans linke Ufer kommen«, wies er Frannie an. »Wir werden die Kittyhawk weiter nach steuerbord drängen.«
Francesca war sich bewusst, dass Gerry McCallister versuchte, sie nach backbord abzudrängen. Obwohl es sie alle Kraft kostete, hielt sie die Stellung. Die Marylou wurde schneller. Joe schätzte, dass sie jetzt ungefähr fünfzehn Knoten machten. Als sie die Biegung erreichten, lagen sie bereits gute zehn Meter vor der Kittyhawk, womit Gerry seine Chance verspielt hatte, sie in die Baumstämme oder ans Ufer abzudrängen. Als sie die Flussbiegung durchquerten, musste die Kittyhawk einen großen Bogen machen, wodurch die Marylou einen deutlichen Vorsprung gewann.
Joe sah nach hinten. »Die fahren immer noch mit der Originalmaschine. Mungo sollte lieber aufpassen, dass sie ihm nicht um die Ohren fliegt.« Er steckte den Kopf ins Mannloch. »Wie hoch ist der Kesseldruck?«, fragte er Ned.
»Knapp sieben Bar«, rief Ned zurück.
Joe lächelte in sich hinein. »Ich wette, Mungo gibt seinem Maschinisten gerade den Befehl, den Kesseldruck bis zum Maximum zu erhöhen.«
»Was bedeutet das?«, fragte Francesca.
»Wenn sich im Kessel zu viel Druck aufbaut, öffnet sich automatisch ein Sicherheitsventil. Dadurch fällt der Druck ab, die Maschine verliert an Leistung und arbeitet langsamer. Der Maschinist kann das Sicherheitsventil allerdings blockieren.«
»Und wie?«
»Indem er etwas hineinschiebt. Jeder Maschinist hat seine bevorzugte Methode. Aber wie auch immer sie aussehen mag – die Sache ist gefährlich.«
»Willst du damit sagen, der Kessel könnte explodieren?«, fragte Francesca.
Joe nickte und blickte wieder nach achtern zur Kittyhawk. »Mungo ist ein Dummkopf. Er weiß, dass er ein Risiko eingeht und dass ihm sein Kessel um die Ohren fliegen könnte, aber das hält ihn anscheinend nicht ab.«
Sie passierten eine weitere Flussbiegung Richtung backbord. Kurz darauf holte die Kittyhawk wieder auf.
»Ich hab richtig gelegen«, sagte Joe, »die haben die Klappe versperrt und holen alles aus der Maschine heraus.«
Francesca und Joe wussten, dass an der nächsten Flussbiegung backbord zahlreiche Baumstämme lauerten, sodass sie das Schiff auf der rechten Seite halten musste. Bestimmt wussten das auch Gerry und Mungo, sodass damit zu rechnen war, dass sie zu einem Überholmanöver ansetzten, um die Marylou in die Baumstämme zu drängen.
Ned gab sein Bestes, um den Kessel zu schüren. Der Druck hatte längst sieben Bar überschritten, die Höchstmarke des Druckmessers, sodass Ned nicht wusste, wie hoch der Druck inzwischen war.
»Wenn wir die Kittyhawk tatsächlich schlagen, Dad, werden Mungo und sein Sohn umso wütender sein, weil ich am Steuer stand«, sagte Francesca.
»Stimmt. Sie würden sich zum Gespött der anderen machen.«
»Na, diese Blamage ist ihnen sicher. Und das ist auch besser so, damit sie endlich mit solch unverantwortlichem Unsinn aufhören.«
»Da hast du Recht, Frannie.« Joe warf einen Blick nach hinten. Er wusste, dieses Rennen war noch lange nicht vorbei.
Leo Mudluck, den Maschinisten auf der Kittyhawk, befiel eine ungewohnte Nervosität. Er war ein gewissenhafter und besonnener Mann und arbeitete bereits seit vielen Jahren für Mungo McCallister; er kannte den Kessel der Kittyhawk genauso gut wie seine Ehefrau. Er zog sogar Vergleiche zwischen dem Kessel und seiner Gemahlin. Bessie konnte genauso unvorhersehbar und temperamentvoll reagieren, wenn man sie falsch anfasste. Unruhig starrte Leo auf das Sicherheitsventil, das er auf
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