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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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zurückschwammen und an Bord kletterten. Gerry versuchte offenbar, seinen Vater zu trösten, und Leo stieg vorsichtig nach unten, um den Schaden zu begutachten.
    Francesca umkreiste mit der Marylou langsam die Kittyhawk, während Joe und Ned an Deck alles verfolgten. Aus dem Schiffsrumpf stieg nach wie vor Dampf empor, allerdings kein dichter Rauch mehr.
    »Braucht ihr Hilfe?«, rief Joe hinüber. »Habt ihr Feuer an Bord?«
    »Von euresgleichen nehmen wir keine Hilfe an«, knurrte Mungo unfreundlich. Er hielt sich den Arm, an dem er sichschwere Verbrennungen zugezogen hatte, wie auch an der Schulter und am Rücken. Er konnte sich glücklich schätzen, dass er es an Deck geschafft hatte, kurz bevor der Kessel in die Luft geflogen war, sonst wäre er jetzt vielleicht tot.
    Joe wusste, wie schmerzhaft Verbrennungen sein konnten; dennoch stieg Zorn auf Mungo in ihm auf.
    In diesem Moment erschien Leo keuchend und hustend an Deck, das Gesicht rußverschmiert. »Da unten herrscht das reinste Chaos«, brachte er japsend hervor, »aber das Feuer war beinahe schon erloschen ... ich hab den Brand ganz gelöscht.«
    Joe starrte weiter zu Mungo. Obwohl ihm dessen Demütigung und körperliche Schmerzen nicht verborgen blieben, verspürte er keine Genugtuung. Schließlich hatte Mungo das eigene Schiff bis an die Grenzen getrieben, und das alles für den Ruhm, aus einem unsinnigen Wettrennen als Sieger hervorzugehen. Joe hingegen hatte die Marylou stets mit Respekt behandelt und es niemals darauf angelegt, das Schiff, sich selbst und Ned in Gefahr zu bringen.
    »Sollen wir ihnen helfen, Joe?«, fragte Ned.
    »Nein. Die können sich glücklich schätzen, dass die Kittyhawk nicht abgebrannt und gesunken ist«, entgegnete Joe verbittert, da er daran denken musste, dass Mungo damals rücksichtslos die Marylou gerammt hatte, ohne Halt zu machen und sich zu vergewissern, ob jemand verletzt oder sogar getötet worden war.
    Mit jedem anderen hätte Joe Mitleid gehabt, nicht jedoch mit Mungo McCallister. Es war ein Wunder, dass er, Gerry und Leo keine ernsthaften oder gar tödlichen Verletzungen davongetragen hatten. Joe konnte nur zornig und verwundert den Kopf schütteln über die Ungerechtigkeit des Schicksals, dass ein gewissenloser Bursche wie Mungo verschont blieb, während ein guter, liebevoller Mensch wie seine Mary hatte sterben müssen.
    Francesca wusste genau, was ihrem Vater durch den Kopf ging, als er zu ihr ins Ruderhaus kam. Sie hakte sich bei ihm ein. »Wenigstens ist der Fluss jetzt eine Weile vor Mungo sicher, Dad«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    Joe nickte. »Hier gibt es nichts mehr zu tun. Fahrt voraus.«
    Eigentlich hatte er Mungo anbieten wollen, die Kittyhawk ans Ufer zu ziehen, bevor sie mit der Strömung abtrieb, doch Mungo hatte bereits einen anderen Dampfer um Hilfe gebeten.
    Während die Marylou Kurs auf Barmah nahm, wurde Joe das ungute Gefühl nicht los, dass es ein Fehler gewesen war, sich auf die Wettfahrt einzulassen – ein Fehler, den sie noch bereuen würden. Mungo war nachtragend, und Joe befürchtete, dass er Rache für die Demütigung nehmen würde.

6
    A uf Ezra Pickerings Werft herrschte geschäftiges Treiben, als Silas Hepburn dort eintraf. Er wusste, dass man als Schiffbauer ordentlich verdienen konnte, hatte aber nicht damit gerechnet, dass Ezras Geschäft derart blühte: Mehr als zwanzig Männer arbeiteten an mehreren neuen Schiffen in unterschiedlichem Fertigungszustand. Diese Beobachtung wurmte Silas, da er Ezra damals in dessen Anfangszeit angeboten hatte, ins Geschäft zu investieren, jedoch auf vehemente Ablehnung gestoßen war.
    Seit Silas wusste, dass Joe für Ezra arbeitete, war er nicht untätig gewesen. Mittlerweile hatte er herausgefunden, dass Ezra Aufträge für den Bau mehrerer Schiffe hatte, und Silas kannte auch die jeweiligen Auftraggeber, wobei er mit großem Interesse zur Kenntnis genommen hatte, dass Ezras wichtigster Kunde ein alter Bekannter von ihm war. Diesen Umstand betrachtete Silas als eine glückliche Fügung des Schicksals. Zudem hatte er in Erfahrung gebracht, dass Joe Callaghan überwiegend das Brennholz für die Dampfsäge lieferte, während das hochwertige Holz für die Schiffskörper von anderen Dampfern gebracht wurde. Dies bedeutete, dass Joe ersetzbar war.
    Silas stolzierte durchs Tor, als wäre er selbst der Besitzer der Werft. Er hatte ein festes Ziel vor Augen und den eisernen Willen, sich durch nichts und niemanden aufhalten zu lassen. Die Aussicht auf

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