Am Fluss des Schicksals Roman
Heirat zwingen lässt.«
Frannie war jung und unerfahren, und Joe war bewusst, dass sie seinen Rat in den Wind schlagen würde. »Ich bitte dich, Frannie, versprich deinem alten Vater trotzdem, vorsichtig zu sein.«
Francesca lächelte. »Ich bin vorsichtig, Dad, versprochen. Deine Sorge ist völlig unbegründet.«
Sie hatten soeben Moama passiert, als sie plötzlich hinter sich einen Pfiff hörten. Joe sah aus dem Fenster des Ruderhauses und murrte.
»Was ist, Dad?«, fragte Francesca.
»Es ist die Kittyhawk «, antwortete er.
Francesca bemerkte den gedämpften Zorn in seiner Stimme. »Hast du Ärger mit der Besatzung?«, fragte sie.
Joe schien nach den richtigen Worten zu suchen, wieFrancesca auffiel. Sie konnte nicht ahnen, dass er versuchte, Rücksicht auf ihre Gefühle zu nehmen. »Mungo McCallister ist hier auf dem Fluss einer der unbeliebtesten Männer«, entgegnete er. »Mach bei Strommeile 299 Halt, dort können wir Holz für den Kessel laden, und McCallister kann uns überholen.«
Als sie anlegten, bemerkte Joe verärgert, dass die Kittyhawk ebenfalls Halt machte. Um keine Zeit zu verlieren, ging er mit Ned an Land, um Holz zu laden, während Francesca alles vom unteren Deck aus verfolgte.
»Wer ist denn dein neuer Kapitän?«, rief Mungo, als Joe das Schiff vertäute.
Joe gab keine Antwort, was Francesca irritierte. Sie fragte sich, ob er den Kapitän der Kittyhawk nicht gehört hatte.
»Ich bin Francesca Callaghan«, rief sie zurück.
Mungos Augen wurden schmal, und genüsslich ließ er den Blick über Francesca schweifen. Sie erkannte sofort, warum ihr Vater den Mann nicht mochte.
Währenddessen warfen Joe und Ned unbeirrt das Holz durch die Luke des Kesselraums, ohne dem Kapitän der Kittyhawk Beachtung zu schenken.
Im nächsten Augenblick erschien eine jüngere Ausgabe von Mungo an Deck und grinste unverschämt. Der Kerl hatte rötliches Haar, zahlreiche Sommersprossen und eine platte Nase wie ein Boxer. Er blickte Francesca mit einer Mischung aus Neugier und Verachtung an.
»Das ist mein Sohn Gerry«, erklärte Mungo. »Ich bringe ihm bei, wie man die Kittyhawk steuert.«
Weder Joe noch Ned zeigten eine Reaktion. Vom Kapitän der Syrett, John Henry, hatten sie nämlich schon erfahren, dass Mungo seinen Sohn auf das Kapitänspatent vorbereitete. Henry hatte überdies erwähnt, dass Gerry unter den Schiffern sehr unbeliebt war, da er sich noch großspuriger verhielt als sein Vater.
»Willst du etwa dein Schifferpatent machen?«, rief Gerry zu Francesca hinüber.
»Und wenn?«, gab Francesca zurück. Ihr missfiel sein Tonfall, aus dem nicht nur deutlich seine Verachtung für eine Frau am Ruder herauszuhören war, sondern auch Zweifel, dass sie der Aufgabe gewachsen war.
Wie erwartet stieß Gerry ein höhnisches Gelächter aus. »Wie wär’s mit einer kleinen Wettfahrt nach Flemings Bend?«
»Wozu?«
»Hast wohl Angst zu verlieren?«
»Bestimmt nicht. Ich sehe bloß keinen Sinn darin, mich auf diesen kindischen Vorschlag einzulassen, nur damit Sie sich selbst etwas beweisen können.«
Gerrys Augen blitzten boshaft, doch bevor er kontern konnte, kam Joe an Bord der Marylou.
»Wir haben hier zu tun, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen«, sagte er sowohl zu dem Burschen als auch zu dessen Vater.
»Ein Mädchen könnte mich sowieso niemals schlagen«, höhnte Gerry.
Joe sah zu Francesca. Er konnte sehen, dass sie wütend war, und er war stolz, dass sie ihre Zunge im Zaum hielt.
»Die Marylou hat ihre besten Tage hinter sich, mein Sohn«, sagte Mungo und legte Gerry die Hand auf die Schulter. »Du brauchst dir nur anzusehen, in was für einem Zustand sie ist.«
Neben der Kittyhawk machte die Marylou in der Tat einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck, doch der äußere Schein sagte nichts über die Qualität der Maschine aus, für die Joe und Ned die Hand ins Feuer legten.
Francesca sah ihrem Vater an, dass Mungos Bemerkung ihn getroffen hatte, doch er zwang sich, ihn zu ignorieren. Sie folgte ihm hinauf ins Ruderhaus.
»Du kannst Mungo McCallister nicht ausstehen, nicht wahr, Dad?«, meinte sie, als sie wieder ablegten.
»Ich kenne niemanden auf dem Murray, der sich so rücksichtslos verhält«, murmelte Joe.
Francesca bemerkte, dass seine Unterlippe bebte, und sie spürte, dass hinter seinen Worten mehr steckte. Er war sichtlich aufgewühlt; zugleich schien ihn etwas aus der Vergangenheit zu quälen. Obwohl sie darauf brannte, alles zu erfahren, was zwischen ihrem Vater
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