Am Fluss des Schicksals Roman
es heute angelegt?«
»Ich weiß nicht ... aus einer Laune heraus.« Regina stimmte mit Francesca überein, dass es sich um ein protziges Schmuckstück handelte, aber sie hatte Francesca auf die Probe stellen wollen. Hätten ihre Augen beim Anblick des Amuletts aufgeleuchtet, hätte dies ihre Schwäche für kostbaren Schmuck offenbart, und das wiederum hätte Francescas Interesse an Monty in einem fragwürdigen Licht erscheinen lassen. Doch Francesca schien unbeeindruckt von Prunk und Luxus. Der einzige Grund, weshalb der Landsitz es ihr angetan hatte, war offenbar die Aussicht auf den Fluss. Sie machte einen sehr bodenständigen Eindruck, genau wie Monty sie beschrieben hatte. Regina stellte fest, dass sie von Francesca angenehm überrascht war – was ziemlich unerwartet kam. Francesca erinnerte Regina sogar daran, wie sie selbst als junge Frau gewesen war.»Ein reizendes Mädchen«, sagte Regina am selben Abend zu Monty, als er nach Derby Downs zurückgekehrt war.
Monty war erstaunt und erfreut zugleich. Er hatte gehofft, seine Mutter würde Francesca sympathisch finden, hatte insgeheim aber daran gezweifelt, zumal er wusste, wie stur Regina sein konnte, wenn sie Vorbehalte gegenüber jemandem hegte.
Im Geiste ließ Monty die Begegnung Revue passieren. Nach dem Tee, während Frederick Anekdoten über die Viehtriebe zum Besten gab, bei denen er dabei gewesen war, hatten sich die beiden Frauen in die Bibliothek begeben, wo Francesca Regina mit der neuen Methode der doppelten Buchführung vertraut machte. Mit großer Freude hatte Monty beobachtet, dass die beiden sich offenbar prächtig verstanden. Dennoch blieben letzte Zweifel, da Monty wusste, dass seine Mutter fähig war, jeden Menschen mit einem einzigen vernichtenden Blick in seine Schranken zu weisen. Doch die Tatsache, dass Regina ihre aufrichtige Zuneigung und Wertschätzung für Francesca bekundet hatte, bestätigte ihn in der Gewissheit, endlich der Frau begegnet zu sein, mit der er sein Leben teilen wollte.
»Offenbar bist du ihrem Charme erlegen«, sagte er lächelnd.
»Um mich für sich zu gewinnen, braucht man schon eine ganze Wagenladung voll Charme, Monty. Wichtiger sind die inneren Werte ... Aufrichtigkeit, Sittlichkeit und Charakterstärke. Ich bin überzeugt, deine Francesca besitzt diese Vorzüge. Und es schadet nicht im Geringsten, dass sie sehr gut mit Zahlen umgehen kann.«
»Heißt das, du befürwortest unsere Verbindung?«
»Ja. Es ist zwar schade, dass sie nicht aus einer angesehenen Familie stammt, aber das macht sie mit ihrem anständigen Charakter und ihren Fähigkeiten wett.«
Monty verdrehte die Augen, musste aber trotzdem lächeln.»Gute Neuigkeiten, Frannie! Ich habe einen Auftrag für uns«, verkündete Joe begeistert bei Francescas Rückkehr.
Francesca freute sich, obwohl sie den Eindruck hatte, dass die Freude ihres Vaters ein wenig aufgesetzt war. »Und was für ein Auftrag ist das?«, fragte sie.
»Ein Transport von gemischter Fracht. Er wird uns zwar zu vielen Zwischenstopps auf der Strecke zwischen Moama und Goolwa zwingen, aber dafür ist die Bezahlung gut.«
»Und wo liegt der Haken, Dad? Sag nicht, es gibt keinen. Ich sehe es dir nämlich an.«
»Die Lieferfristen sind ziemlich knapp, aber wir schaffen das schon.« Er fügte nicht hinzu, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, aber das war auch nicht nötig. Francesca kannte die Spielregeln.
»Wann fangen wir an?«
»Mittwochmorgen. Wie war deine Einladung zum Tee?«
Francesca lächelte. »Himmlisch. Montys Eltern sind sehr nett, besonders sein Vater. Bei seiner Mutter hatte ich den Eindruck, dass sie einige Zeit brauchte, um mit mir warm zu werden, aber nur, weil Monty ihr so am Herzen liegt. Schließlich ist er ihr einziger Sohn.«
Joe hatte eigentlich damit gerechnet, dass Reginas Auftreten Francesca eher einschüchtern würde, sodass er sich den ganzen Nachmittag um sie gesorgt hatte.
»Und wir teilen das Interesse an Zahlen. Als ich ihr das neue System der doppelten Buchführung erklärt habe, war sie ganz begeistert.«
Joe versuchte sich vorzustellen, wie Francesca Regina mit den neuesten Methoden der Buchführung vertraut machte, und musste lächeln. Er war sehr stolz auf seine Tochter.
Am Dienstagabend erhielt Joe eine Nachricht. Sie lagen am Pier und trafen gerade die letzten Arbeitsvorbereitungen für den folgenden Tag. Sie hatten sich mit Holz eingedeckt; dasSchiff war geschrubbt, die Maschine überprüft und geölt und die
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