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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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schrecklich. Doch genauso schrecklich war die Vorstellung, ihr Vater könnte die Marylou verlieren ...
    »Ich glaube nicht, dass er seine Ehefrauen regelmäßig geschlagen hat, aber hinter verschlossenen Türen hat er ihnen bestimmt das Leben zur Hölle gemacht. Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen zu quälen, und niemand versteht sich besser darauf als Silas.«
    »Aber warum hat Regina die Fassung verloren, als Sie erwähnten, dass Silas mich heiraten möchte? Man sollte doch annehmen, dass sie erfreut darüber wäre, zumal sie gegen die Verbindung zwischen mir und Monty ist.«
    Lizzie hob die Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Aber ihr Verhalten war sehr seltsam. Sie hat etwas gemurmelt, dasich nicht richtig verstanden habe. Aber mir schien, als hätte sie gesagt, dass Sie Silas’ Tochter sind.«
    » Was? Das müssen Sie falsch verstanden haben, Lizzie. Vielleicht hat sie gesagt, dass ich jung genug bin, um seine Tochter zu sein.«
    »Wahrscheinlich haben Sie Recht. An dem Abend hatte ich sowieso den Eindruck, sie hätte den Verstand verloren. Zum Schluss lief sie schreiend davon und rief nach ihrem Kutscher.«
    »Merkwürdig ...«
    »Das kann man wohl sagen. Nachdem Regina fort war, habe ich das Armband auf dem Boden entdeckt.« Lizzies Kinn bebte, als würde sie jeden Moment wieder in Tränen ausbrechen. »Ich weiß, dass ich ein sündhaftes Leben führe, aber ich würde niemals stehlen.«
    »Ich glaube Ihnen, Lizzie.« Francesca sah, dass Lizzie völlig erschöpft war. »Versuchen Sie jetzt zu schlafen«, sagte sie und löschte die Lampe.
    Lizzie fiel in einen unruhigen Schlaf, während Francesca verzweifelt nachgrübelte. Die Geschichte mit Regina ließ ihr keine Ruhe. Es musste eine Erklärung für Reginas seltsames Verhalten geben, insbesondere für ihre Reaktion auf ihr Muttermal und das merkwürdige Treffen mit Lizzie. Das alles ergab keinen Sinn.
    Kurz vor Anbruch der Morgendämmerung, als Francesca endlich in Schlaf fiel, nahm sie sich vor, mit Regina persönlich zu sprechen.

14
    V om Lärm der Arbeiter auf dem Pier schrak Francesca aus dem Schlaf. Sie fühlte sich matt und erschöpft, da sie nur kurze Zeit geschlafen hatte, während Lizzie noch schlummerte. Rasch zog sie sich an und verließ leise die Kajüte. Auf dem Heck fand sie Ned alleine vor. Rechts und links von der Marylou wurde die Fracht auf die anderen Dampfer verladen, deren Kessel zum Auslaufen geschürt wurden.
    »Guten Morgen, Ned. Wo ist Dad?«, fragte Francesca und blinzelte in die helle Morgensonne.
    »Morgen, Frannie«, erwiderte Ned gähnend und rieb sich die schmerzenden Armmuskeln. »Er liegt noch in der Koje.«
    »Und Neal? Schläft der auch noch?«
    »Nein. Heute Früh bekam er die Nachricht, dass sein Schiff fertig ist, deshalb ist er zum Trockendock, um die Ophelia vom Stapel zu lassen.«
    Francesca war überrascht. »So schnell schon?«
    »Ich glaube, er hat damit gerechnet, dass die Reparatur noch ein paar Wochen dauern wird, aber jetzt ist er natürlich froh. Wie geht es der Frau, die du letzte Nacht an Bord gebracht hast?«, fragte Ned.
    »Sie schläft noch.«
    »Du hast gar nicht gesagt, was ihr passiert ist.«
    »Sie wurde von einem Kunden verprügelt.«
    »Was meinst du mit ›Kunde‹?«
    »Sie heißt Lizzie Spender und ist eine Prostituierte.«
    »Aber ...«
    »Ich habe sie schon einmal gefunden, als sie in einer Gasse zusammengeschlagen worden war. Erinnerst du dich?«
    Francesca wollte Silas nicht erwähnen, um Lizzie nicht zu gefährden. Und vielleicht musste sie Silas’ Heiratsantrag ja annehmen, damit ihr Vater und Ned die Marylou behalten konnten. Der Gedanke ließ sie schaudern, aber unter Umständen wäre es die letzte Chance.
    »Ich weiß ja, dass du ein großes Herz hast, Fran, aber sei vorsichtig. Frauen wie Lizzie leben gefährlich. Ich will nicht, dass du dich in Gefahr bringst.«
    »Lizzie ist ein anständiger Mensch, Ned. Ich musste ihr helfen. Ich konnte sie doch nicht einfach auf dem Pier liegen lassen.«
    »Braucht sie einen Arzt?«
    »Ich habe es ihr geraten, aber sie weigert sich. Ich glaube, sie braucht für die nächsten Tage einfach nur eine Bleibe und jemanden, der sich um sie kümmert. Meinst du, Dad hat etwas dagegen?«
    »Ich glaube nicht. Tja, dann will ich jetzt mal den Kessel anheizen. Sobald Joe wach ist, müssen wir die Marylou umsetzen, um den Schiffen Platz zu machen, die zum Transport rausmüssen.«
    »Du und Vater, ihr dürft nicht aufgeben, Ned. Bestimmt wird sich bald ein

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