Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)
Mich können Sie so lange in der Warteschleife parken.«
»Nein. Kommen Sie morgen in mein Büro. Am späteren Vormittag. Geben Sie mir ein bisschen Zeit, damit ich klären kann, ob das FBI sich um solche Sachen überhaupt kümmert.«
Sofort war die Panik wieder da. »Bis morgen früh kann der Kerl schon halb in Louisiana sein.«
»Ich weiß nicht, wie gut Sie sich mit den Strukturen unserer Organisation auskennen, aber wir haben inzwischen auch im tiefsten Süden Regionalbüros.«
»Das ist ja gut und schön, aber ich muss es jetzt wissen. Können Sie mir helfen oder nicht? Wenn Sie nicht dabei sind, muss ich mir etwas anderes überlegen.« Es gab nichts anderes. Das wusste er. Der Bluff war so erbärmlich, dass es mir hätte peinlich sein müssen.
Aber es funktionierte.
»Vielleicht sollten wir erst mal über das reden, was Sie anbieten.«
Also verhandeln. Meine Domäne. Ich stieg niedrig ein.
»Gleich morgen früh besorge ich den Laptop und bringe ihn zu Ihnen. Ich kann Ihren Leuten die ganze Sache zeigen. Die Codes, die Abschlüsse, die Termine.«
»Das wäre ein Anfang.«
Ich holte tief Luft. »Bringen Sie mich zu einem Richter. Ich kriege ihn dazu, Ihnen Ihren Durchsuchungsbefehl zu geben.«
»Wie wollen Sie das anstellen?«
»Haben Sie doch ein bisschen Zutrauen zu mir! Ich lege keinen Meineid ab, aber ich werde ihn überzeugen können. Ich weiß, wer beteiligt war, und ich durchschaue das Spiel.«
»Das wird sich zeigen.«
»Nehmen Sie mich mit ins Büro von Arrowhead . Ich kannIhre Leute anleiten, wenn sie die Unterlagen sichten. Es wird Querverbindungen geben, die Ihre Leute nicht sehen, ich aber sehr wohl.«
Ich selbst glaubte nicht daran, aber ich hoffte, dass er es glaubte.
»Schön und gut. So weit. Aber es überzeugt mich nicht, Stafford! Das klingt alles nett, ich weiß es zu schätzen. Aber es reicht nicht, um Ihnen hier zu einer Sonderbehandlung zu verhelfen.«
Scheiße. Ich hielt die Luft an und sprang ins tiefe Wasser.
»Sie können mich verkabeln. Ich habe heute einen Termin mit Stockman. Ich kann auch Hochstadt befragen. Und ihn zum Reden bringen.«
»Morgen.«
»Einverstanden.«
»Was noch?«
»Machen Sie Witze? Kommen Sie, Maloney! Ich bin komplett umgefallen. Sie kriegen alles, was Sie wollten.« Ich zwang mich, ruhig weiterzusprechen. »Sie haben mich schon so weit, dass ich gegen mich selbst verhandele. Was noch?«, äffte ich ihn nach. »Was noch? Okay. Sollte ich dem Jungen jemals einen Hund kaufen, nenne ich ihn Maloney. Ist das ein Angebot?«
Er schwieg eine ganze Weile. Ließ mich schmoren. Eine bewährte Methode, um einen zähen Brocken weichzukriegen.
»Mr. Stafford«, sagte er schließlich betont geduldig. »Sie mögen ein großartiger Trader gewesen sein, eiskalt und durch nichts aus der Fassung zu bringen, aber ich habe mir mein Leben lang angehört, wie Leute lügen. Kann sein, dass meine Sicht auf die Menschheit dadurch etwas einseitig geworden ist. Meine Ex-Frau fand das schrecklich. Ich habe eine Teenager-Tochter, die mich für den Teufel persönlich hält. Sie drückt es allerdings nicht so höflich aus.«
Wieder legte er eine Pause ein. Es schien, als hätte ich mich mit meinem Gerede genau dahin manövriert, wo er mich haben wollte.
»Sie rufen mitten in der Nacht bei mir an und bitten mich um Hilfe. Und trotzdem habe ich nach wie vor das Gefühl, dass Sie mich hinhalten. Mich für dumm verkaufen. Zum Trottel machen. So läuft es nicht.«
Ausflüchte konnte ich mir nicht leisten, also hielt ich einfach den Mund.
Er wollte ohnehin von mir nichts hören, sondern fuhr gleich fort. »Jedes Mal, wenn ich Sie gefragt habe, was Sie alles aus Sanders’ Wohnung mitgenommen haben, sind Sie mir mit derselben Ausrede gekommen. Sie wüssten nicht, was ich meine. Aalglatt. Aber sehen Sie, Jason, genau das verrät Sie. Wenn man anfängt, mit Ihnen zu reden, sind Sie ein eiskalter Typ, was vielleicht gar nicht weiter auffällt. Aber wenn Sie bluffen, wirken Sie noch ein, zwei Grad kälter. Also, wenn Sie wollen, dass das FBI Ihren traurigen privaten Zoff offiziell als Entführung behandelt, über die Staatsgrenzen hinaus, sollten Sie bereit sein, wirklich mit allem herauszurücken.«
Als es darauf ankam, traf ich die Entscheidung so leichtherzig wie kaum je eine andere.
»Ich habe, was Sie brauchen. Den handfesten Beweis für den Durchsuchungsbefehl. In der Sporttasche waren Chips. Glücksspiel-Chips. Aus sechs, sieben verschiedenen Casinos. Damit hat
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