Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)
mich.
Ich dachte daran, meine Hose zuzumachen, bevor ich an den Tresen zurückkehrte. Die Bar hatte sich wie jeden Freitagabend zur Happy Hour gut gefüllt. Ein junger Mann mit kurzem, stark gegeltem Haar rempelte mich an. War er derjenige, der in meine Wohnung eingebrochen war? Unwahrscheinlich. Er war zu gut gekleidet. Ich schubste ihn zurück. Er fiel hin.
Einer von seinen Freunden trat zwischen uns und stieß mich zurück. Ich schlug zu. Er duckte sich weg, stolperte aber über das Bein seines Freundes und fiel ebenfalls hin. Ich hörte mich kichern.
Die Leute wurden laut – Frauen kreischten, Männer brüllten durcheinander –, aber das alles half nicht, die Ruhe wiederherzustellen. Der erste Typ rappelte sich auf, kam auf mich zu und boxte mich in die lädierten Rippen, dass es brannte wie Feuer. Es fühlte sich an, als schlügen zwei oder sogar drei Leute gleichzeitig auf mich ein, und vielleicht war es auch so. Ich achtete nicht mehr darauf. Irgendwann wurden andere Hände nach mir ausgestreckt und zogen an mir. Wollten mich schützen. Ich erkannte Vinny und Roger. Roger ist zu alt für diesen Scheiß, dachte ich. Und ich war es auch.
Schließlich war ich draußen, und Vinny und Roger schrien mich an, und Tommy lachte – worüber Skeli sich aufregte. Sie gab ihm eine Ohrfeige und nannte ihn einen Arsch, und dann verschwand sie allein in die Nacht. Gott, ich wollte so sehr, dass sie blieb. Aber ich war gefangen in einem Strudel, kreiste endlos zwischen Schmerz und halber Bewusstlosigkeit und konnte nicht sprechen. Oder weinen.
Mit einem Krachen fiel die Wohnungstür ins Schloss. Ich konnte nur hoffen, dass das niemand war, der mir etwas tun wollte, denn bewegen konnte ich mich nicht.
Frühmorgendliches Sonnenlicht fiel herein. Ich versuchte den Kopf so zu drehen, dass meine Augen vor dem Licht geschützt waren. Heftiger Schmerz ließ mich sofort erstarren.
Aber es war nur Katerkopfschmerz. Geschah mir recht. War verdient. Der Brustkorb tat weh, aber die sonstigen körperlichen Wunden heilten. Mit der Seele war es etwas anderes. In hässlichen kleinen Skizzen fielen mir die Ereignisse des Vortages wieder ein.
Der Eindringling war noch nicht rübergekommen, um mich in meinem Bett zu erstechen.
Um genau zu sein, klang es, als decke er in der Küche den Frühstückstisch. Ich roch Kaffee.
»Hallo?«, krächzte ich.
»Guten Morgen, Sonnenschein.«
Roger. Jetzt fiel es mir ein. Als ich in der Nacht einmal aufgestanden war, um pinkeln zu gehen, hatte ich ihn zusammengerollt auf der Couch liegen sehen.
Ich hievte mich in eine sitzende Position und beobachtete, was wo wehtat. Im Grunde war da nur der Kopfschmerz. Gewaltiger Kopfschmerz. Ich war noch in Anzughose und Hemd, wobei jemand so nett gewesen war, mir Jackett und Schuhe auszuziehen.
»Danke fürs Nach-Hause-Bringen.«
»Schon gut, kein Problem. Ich hab Kaffee geholt. Willst du schon einen?«
Außerdem hatte er ein Sandwich mitgebracht – ein Brötchen mit Schinken, Käse und Kartoffelecken. Salz, Pfeffer, scharfe Sauce. Mit einem halben Liter heißem, schwarzem Kaffee und einem Liter Wasser aus der Leitung heruntergespült, quoll das Sandwich in meinem Magen zur Größe einer Melone auf – aber es tat mir gut.
Ich sah mich um. Die Böden waren geputzt, die CDs in einenKarton geräumt, die Schubladen an ihrem Platz, die Regale wieder aufgestellt, meine Bücher ordentlich gestapelt.
»Scheiße. Hast du das gemacht?«
»Mhm. Hier sah’s ziemlich wüst aus.« Er trank einen Schluck Kaffee und kaute auf einem winzigen Krümel des Mais-Muffins herum, den er für sich selbst mitgebracht hatte.
»Allerdings. Danke dir. Ich weiß nicht, ob ich das mit dem Aufräumen jetzt schon gekonnt hätte.«
Einen Augenblick lang saßen wir nur da und nippten schweigend an unserem Kaffee.
»So. Erzählst du mir nun, was hier los war?«
Ich erzählte. Er unterbrach mich nicht, aber als ich beschrieb, wie wir den toten Hochstadt gefunden hatten, murmelte er: »Heilige Scheiße!« Und als ich damit endete, wie Brady mir am Telefon erzählt hatte, was bei der Anhörung in Virginia herausgekommen war, fasste er das mit einem Wort zusammen. »Fuck.«
»Amen.«
»Was kannst du jetzt machen?«
»Im Moment nicht viel. Wenn ich Angie hinterherfahre, kann sie mich mit einem Anruf wieder ins Gefängnis bringen. Ich muss einen Weg finden, wie ich meinen Bewährungshelfer mit ins Boot hole.«
»Ich meine, was du jetzt tun kannst. Heute. Heute Vormittag.«
»Als
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