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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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vorgetäuscht war, dann ziemlich gut.
    »Und dann?«
    »Mein Gott, Stafford, sehen Sie bloß zu, dass Sie verschwinden, bevor ich noch auf die Idee komme, dass ich mich bei Ihnen bedanken muss!«
    Sollte es im Handelsraum jemals so etwas wie Gemeinschaftsgeist gegeben haben, so war davon nichts geblieben. Der Fusionswahnsinn griff um sich. Ganze Abteilungen würden erhalten bleiben – andere weggewischt werden. Hier war keine Mannschaft hochdotierter Sportler mehr am Start, die alle am selben Strang zogen, um es in ihre Version des Super Bowl zu schaffen, hier agierte ein Mob aus Passagieren und Besatzung der Titanic; manche hockten, in Schwimmwesten gezwängt, da und warteten auf Ansagen, während andere sich bereits mit beiden Ellbogen einen Weg zu den Rettungsbooten bahnten. Und niemand lenkte das Schiff.
    Ich schob mich durch Gänge, in denen sich Trader und Vertriebsleute drängten – manche zornig, manche verwirrt, manche froh, manche sehr zufrieden mit sich –, bis ich schließlich bei der Arbitrage-Gruppe angelangte. Sowohl Rich Wheeler als auch Neil Wilkinson telefonierten. Kirsten Miller sah mich als Erste. Sie stand auf und gab mir die Hand.
    »War schön, wieder mit Ihnen zu arbeiten, Jason. Ich nehme an, Sie haben die Neuigkeiten gehört?«
    »Sie gehen?«, fragte ich.
    »Das neue Management kann mit dem Risiko, das wir üblicherweise eingehen, nicht leben. Deshalb haben wir uns entschieden, getrennte Wege zu gehen. Einvernehmlich.« Sie lachte. »Einvernehmlich« konnte nur eine sehr hohe Abfindung bedeuten.
    »Ich bin sicher, Sie kommen irgendwo unter.«
    Sie zwinkerte mir zu. »Schon in Arbeit. Aber ich kann nichts dazu sagen.«
    »Verstehe.«
    Rich winkte mir kurz zu, aber in Gedanken war er ganz bei seinem Telefonat. Es ging um die Einzelheiten eines großen Abschlusses.
    »Wir fahren alles zurück«, erklärte Kirsten.
    Neil hatte noch nicht zu mir geschaut. Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, indem ich ihn anstarrte. Es funktionierte nicht.
    Kirsten bekam das zwangsläufig mit. »Ich glaube, bei Neil staut es sich momentan ein bisschen. Aber er will sich bestimmt verabschieden. Kann ich ihm sagen, dass er sich später bei Ihnen melden soll?«
    »Bitte. Wenn er auflegt. Ich bin in dem kleinen Besprechungsraum, in dem ich letztens schon war. Sie könnten ihm sagen, dass ich ein ausführliches Gespräch mit Jack Avery geführt habe.«
    Ich wusste, dass das kryptisch klang. Es würde ihn hellhörig machen.
    Falls sie irritiert war, verbarg Kirsten das geschickt. »Mach ich. Danke, dass Sie vorbeigeschaut haben.«
    Ich setzte mich in das kalte kleine Besprechungszimmer und wartete. Jemand hatte das Air-Condition-Gebläse »repariert«, also rückgängig gemacht, was immer Spud daran verändert hatte. Diesmal störte es mich nicht. Auch die grauen Wände machten mir keine Angst – sie blieben auf Abstand. Noch vor zwei Wochen hatte ich mich in dem Raum gefühlt wie in einer Zelle. Jetzt war es einfach ein schäbiges kleines Zimmer mit einem abgenutzten runden Tisch und vier billigen Drehstühlen.
    Lange brauchte ich nicht zu warten.
    Cornelius Wilkinson war klug und erfahren genug, umeinen Betrug dieses Ausmaßes aufzuziehen. Er kannte sich mit einer Vielzahl von Wertpapieren aus; er wusste, wie viel ein Trader beiseiteschaffen konnte, ohne aufzufallen. Er war zu der Zeit, zu der Hochstadt angefangen hatte, für Arrowhead zu arbeiten, in London gewesen. Er verfügte über das nötige Feingefühl, den Charme und die Nerven, die Idee einer großen Zahl von Tradern nahezubringen.
    Und er hatte ein Motiv.
    Jeder an der Wall Street, der mit angesehen hatte, wie weitaus weniger brillante, sorgfältige, ehrenhafte Händler durch simples Glück, Arschkriecherei, Manipulation, Lüge, Verrat oder unverhohlenen Diebstahl Millionen gemacht hatten, hätte dieses Motiv gehabt. Nur wenige wären in der Lage gewesen, den Plan so erfolgreich, über so lange Zeit hinweg und in einem solchen Ausmaß umzusetzen. Und eine noch kleinere Zahl hätte es überhaupt versucht. Die meisten hätten die Finger davon gelassen – weil sie einfach zu ehrlich waren oder weil sie zu große Angst davor hatten, erwischt zu werden.
    Die Märkte leben von Vertrauen. Dieses Vertrauen wird täglich strapaziert. Es wimmelt nur so von Gelegenheiten, es zu missbrauchen. Aber wie findet man einen Trader, den man zum Halsabschneider ausbilden kann, zum Beute machenden Piraten, der bereit ist, Risiken einzugehen, vor denen 99,9

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