Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)
höher. »Davon gibt’s noch mehr.«
Die Böden in der Wohnung hätten wieder einmal abgezogen und neu versiegelt werden können, aber die Räume an sich waren großartig. Riesig. Mein gesamtes Apartment hätte in ihr Wohnzimmer gepasst. Es gab ein offizielles Esszimmer und einen zweiten schönen Esstisch in der Küche. In die andere Richtung führte ein Flur vom Eingangsbereich zu den Schlafzimmern. Drei Schlafzimmern.
»Ich trinke einen Grand Marnier. Magst du auch?«, fragte sie und führte mich ins Wohnzimmer.
Von Grand Marnier bekam ich normalerweise bohrende Kopfschmerzen. »Ja, danke.«
Kurz darauf saß ich auf dem Sofa und ließ den Likör in einem großen Schwenker kreisen, während Wanda die Kerzen auf dem Tisch anzündete und eine CD in die Anlageschob. Ich hielt die Luft an und machte mich auf Brad Paisley oder Taylor Swift gefasst. Es war Norah Jones. Ich atmete aus.
»Jetzt muss ich aber doch fragen ...«
»Wie eine mittellose Ex-Tänzerin und Studentin«, beendete sie meine Frage, »zu so einer Wohnung kommt?«
»Ich hoffe, es ist eine gute Geschichte.«
»Pech gehabt. Das Haus gehört meinem Ex. Solange er es sich nicht anders überlegt, kann ich mietfrei hier wohnen. Und solange der Immobilienmarkt am Boden ist, bin ich da auf der sicheren Seite. Die Uni bezahlt er mir auch.«
»Tut mir leid. Wir wollten ja nicht über unsere Ex reden.«
»Stimmt, aber in manchen Kreisen ist das Reden über Immobilien das Vorspiel.«
Der zweite Song begann. Langsam, sehnsuchtsvoll. Ich stellte mein Glas ab und nahm Wanda bei der Hand.
»Dazu kann ich tanzen. Kommst du?«
Sie sah mich fragend an – und las die Antwort offensichtlich aus meinen Augen.
In einer langsamen, geschmeidigen Bewegung erhob sie sich vom Sofa – schmeichelnd und stark wie Seide. Wir wiegten uns in den Hüften, sanft, behutsam, während ich das Gesicht in ihrem Haar vergrub und ihren Duft einsog. Das alles war vertraut und neu zugleich. Wo es darauf ankam, passten wir zusammen. Ich küsste ihre nackte Halsbeuge, sie reagierte mit einem kleinen Schauern.
»Mmmm«, machte sie. Es war ein Laut zwischen Seufzen und Schnurren.
Der nächste Song war etwas schneller. Halb hatten wir uns schon voneinander gelöst, da zog sie mich wieder an sich, und wir bewegten uns in unserem eigenen Rhythmus. Sie drückte sich an mich. Ich versuchte, mich auf die Schlagreihenfolge und die Tabellen der New York Yankees zu konzentrieren.Mir fehlten zwei Jahre Übung. Ich kam nur bis zu Derek Jeter. Wanda kicherte.
»Was ist?«
»Wenn das da die ganze Zeit zwischen uns steht, müssen wir wohl was unternehmen.«
Ich küsste sie. Süß. Grand Marnier. Nass. Stark.
Dann ließ ich mich von ihr ins Schlafzimmer führen.
Das erste Mal war schnell vorbei. Ich kam – nach Alex Rodríguez, aber lange vor Jorge Posada – mit einer Zweijahresexplosion, nach der ich völlig benommen war. Zufrieden mit sich und ihrer Wirkung auf mich blickte sie zu mir auf.
Für einen Moment empfand ich nichts als Frieden. Dachte mit keiner Silbe an Gefängnis, Ex-Frau, Stockman, Börsenaufsicht, The Science and Fiction of Autism , drückende Geldsorgen oder das anhaltende Gefühl, dass meine beste Zeit Jahre zurücklag und mir nichts anderes mehr blieb, als die Texte einer Nebenrolle in meinem eigenen Leben abzuspulen. Für diesen Sekundenbruchteil hatte ich das Gefühl, ein anderer zu sein. Ich.
Sie schloss die Augen. Ich küsste ihre Lider und flüsterte: »Skeli.«
»Ha! So billig kriegst du mich nicht.«
Nun küsste ich sie wieder auf den Mund. Nach wie vor süß, jetzt aber auch salzig. Immer noch nass. Immer noch stark. Immer noch hungrig. Mein Körper reagierte.
Sie kicherte wieder.
Ich wollte mich wegdrehen, doch sie hielt mich mit ihren perfekten Beinen da, wo ich war. »Das nenne ich Regeneration in Weltrekordzeit.«
Ich stand neben Kids Bett, beugte mich über ihn und beobachtete ihn im Schlaf. Er war ein Segen.
Es war nicht so, dass ich ihn weniger oder mehr geliebthätte als noch ein paar Stunden zuvor, aber die drückende Last der Verantwortung war leichter geworden – ein Gefühl, das mir zuzugestehen ich noch gar nicht ganz wagte. Natürlich spürte ich die Verantwortung weiterhin, aber dieses Wissen war jetzt eher eine Flagge im Wind, etwas, das ich voller Stolz zeigte.
Sexuelle Erlösung. Freundlichkeit. Intimität. Das Gefühl, wie weibliche Brüste sich an meine nackte Brust pressten. Die wenigen Stunden Freiheit, während derer ich Liebe für
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