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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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nichts gesagt?«
    »Warten Sie. Es kommt noch besser. Ich sage Carol, sie soll ihn zu Hause anrufen. Sie erwischt den Mitbewohner, der gerade auf dem Sprung ist, übers Wochenende wegzufahren. Der Typ ist sauer. Das Kaninchen hat die Koffer gepackt und ist abgehauen. In Richtung Flughafen. Fliegt nach Hause. Ist wahrscheinlich schon oben.«
    »Nach Hause?« Ich hatte Mühe mitzukommen.
    »Ja, nach Hause. Also nach Indien. Nord-Dum-Dum oder so was.«
    »Kalkutta«, sagte Carol.
    »Läuft aufs Gleiche hinaus.«
    »Und niemand hat das kommen sehen?«, fragte ich.
    »Ich muss ihm wahrscheinlich dankbar sein«, antwortete er. »So brauche ich ihm nicht mehr Feuer unter dem Arsch zu machen.«
    »Hat er es nicht gebracht?«
    Er bedeutete mir, dass ich ihm folgen sollte. Wir gingenein paar Schritte, dann blieb er stehen, drehte sich zu mir um und sagte leise: »Im ersten Jahr war Sudhir Klasse. Ich dachte, er wird ein Star. Schlau, cool, immer konzentriert. Und dann, vor ungefähr einem Jahr, fing er an, mit diesem arroganten Arschloch Sanders abzuhängen. Sehen Sie’s mir nach, wenn ich schlecht von einem Toten rede, aber der Typ war die Pest. Sudhir wurde auf einmal zum Partylöwen und fing an, dauernd ins Casino zu gehen. Dann wurde er lasch. Dann fing er an, Fehler zu machen.«
    »Beim Traden.«
    »Nichts Schwerwiegendes. Er vertut sich bei einem Preis um einen Viertelpunkt. Ich stauche ihn zusammen. Er sagt, es kommt nicht wieder vor, und eine Woche später ist es wieder so weit.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Zuerst war ich nachsichtig – zu sehr, fürchte ich. Jedenfalls hat er sich total verändert. Da war nichts mehr von der früheren Ausstrahlung. Er sprang schon hoch, wenn jemand nur seinen Namen aussprach. Zu der Zeit haben wir angefangen, ihn ›Kaninchen‹ zu nennen. Am Ende habe ich sein Risikolimit runtergesetzt und ihn angewiesen, mit seinen Positionen zurückzugehen. Am Jahresende wäre er sowieso gegangen.«
    »Haben Sie mal daran gedacht, dass er irgendwas laufen haben könnte?«
    »Etwas Krummes?«
    Ich nickte.
    »Ich habe die Compliance gebeten, seine Trades durchzugehen«, erklärte er. »Avery hat ihm eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausgestellt. Da ist nichts herausgekommen.«
    »Aber Sie waren nicht ganz überzeugt?«
    »Irgendwas war komisch, aber ich habe weiß Gott genugBaustellen, um die ich mich kümmern muss. Ich habe es einfach laufen lassen.«
    Nachdem er einen Tag lang Handelsreports überprüft hatte, sah Spud kein bisschen frischer oder froher aus.
    »Geht’s Ihnen gut?«
    »Ich rühre nie wieder einen Tropfen an.«
    »Und wenn sie nicht gestorben sind ...«, sagte ich. »Und, haben Sie hier Glück gehabt?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht.« Ich berichtete ihm kurz von der Szene mit Carmine, von Lowells Bitte, ich möge ihm bis Montag Zeit lassen, von Sudhirs Selbstverbannung.
    »Ehrlich?« Die Geschichte mit Sudhir fand er am spannendsten. »Der Kerl ist verrückt.«
    »Meinen Sie? Ich schätze, Ihr Kumpel Lowell wird ihn noch übertreffen. Er ist ein richtiger WASP-Zombie. Ein lebender Toter.«
    »Hat Jack Avery Sie gefunden?«
    »Nein. Ich wusste gar nicht, dass er mich sucht.«
    »Er war kurz hier. Ich hab ihm gesagt, dass Sie den ganzen Nachmittag Freunde von Brian befragen.«
    Die Woche war lang genug gewesen – einen weiteren Zusammenstoß mit Jack Avery am späten Freitagnachmittag musste ich nicht haben.
    »Ich denke, wir können jetzt ziemlich sicher sagen, dass diese Burschen etwas am Laufen hatten – aber wer weiß, was? Keiner von ihnen redet. Wir können nichts anderes tun als den Montag abwarten und sehen, ob Barrington mit seinem Vater gesprochen hat und endlich auspackt. Es sei denn, Sie hätten noch andere Ideen.«
    »Eine nur.« Er schrieb eine Nummer auf einen Zettel und schob sie zu mir herüber. »Rufen Sie Brians Mitbewohneran. Er wohnt draußen in Brooklyn. Vielleicht weiß er was.«
    Das schien mir ziemlich weit hergeholt, aber auf dem Niveau war ich inzwischen angelangt.

11
    Ich hatte mit dem Anruf gewartet, bis Kid im Bett war. Es war Freitagabend gegen acht, und der Mitbewohner hörte sich an, als hätte ich ihn geweckt.
    »Jason Stafford«, wiederholte ich. »Ich arbeite für Weld , die Firma von Brian.«
    »Ach. Ja.«
    »Ich würde gern mal vorbeikommen und ein bisschen über Brian reden.«
    »Okay.« Seine Stimme klang brüchig, er schien völlig teilnahmslos, und plötzlich begriff ich. Er war nicht verschlafen, er war high.

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