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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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kurze Zeit hatte ihm genügt, um ihn am Sinn eines Kriegs zweifeln zu lassen, den niemand wollte.
    Vermutlich würde er das anders sehen, wenn die Deutschen vor The Brashy standen.
    Dieser Gedanke führte ihn bald zu Benjamin von Hardeberg, dem schneidigen, jungen Offizier, mit dem er zusammen auf Safari gegangen war. Ein netter Kerl, aber eben ein Deutscher. Und ein Mann, mit dem Audrey ein Stück Vergangenheit teilte, über das beide nur ungern redeten.
    Wenn Matthew genau darüber nachdachte, störte ihn letztere Tatsache viel mehr als die erste.
    Ein Knacken im Unterholz ließ ihn aufblicken. Sein Pferd scheute, und er nahm es behutsam am Zügel. Löwen? Eigentlich weder die richtige Tageszeit noch die richtige Gegend. Löwen griffen keine Menschen an, wenn es sich vermeiden ließ.
    Wenn er allerdings unbeabsichtigt in die Nähe einer Löwin mit ihrem Wurf Junge gekommen war …
    «Ruhig.» Er streichelte den Hals seines Braunen.
    Wieder ein Knacken, diesmal aus einer anderen Richtung. Stimmen flüsterten.
    «Hallo?», rief Matthew. «Ist da jemand?»
    Der Wind rauschte im Geäst der Affenbrotbäume, und in weiter Ferne hörte er das Lachen einer Hyäne. Matthew zügelte sein Pferd. Er schaute sich nach allen Seiten um, doch da war nichts.
    Einbildung. Zeit, dass er wieder zu seiner Truppe kam.
    Er hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, als um ihn herum die Hölle losbrach. Aus dem Unterholz stürzten sich vier jämmerliche Gestalten in grauen Uniformjacken auf ihn, sie zogen und zerrten ihn von zwei Seiten aus dem Sattel, und im nächsten Augenblick lag er auch schon im Staub. Zwei deutsche Soldaten durchsuchten seine Jackentaschen, während ein dritter sich die Satteltaschen gesichert hatte und mit Triumphgeheul davonstürmte. Die letzten beiden setzten ihm wütend nach.
    Deutsche Soldaten so weit im Norden? Oder hatte er sich verirrt und war zu weit in den Süden geraten? Das konnte doch nicht sein …
    Irgendwie schaffte er es, sich aus der Umklammerung der beiden Soldaten zu befreien. Er stieß den einen von sich, der völlig entkräftet zu Boden stürzte. Der andere wich zurück und hob abwehrend die Hände.
«Nicht schießen»,
sagte er.
    So viel Deutsch verstand Matthew.
    Er zog die Pistole aus seinem Gürtel. «Warum nicht? Ihr raubt mir Pferd und Proviant, da habe ich doch das Recht, mich zu wehren?»
    «Du solltest wirklich lieber nicht schießen.»
    Matthew fuhr herum.
    Auf einem verlassenen Termitenhügel stand Benjamin von Hardeberg.
    «Du …?»
    Der einfache Soldat, dem er den Rücken zugewandt hatte, nutzte die Gelegenheit. Er zog ihm eins mit dem Kolben seines eigenen Gewehrs über.
    Während Matthew zu Boden sank, dachte er: Das kann doch nicht sein.
     
    Als er wieder zu sich kam, war es dunkel. Matthew lag auf dem Rücken, und ein kühler Wind strich über sein verschwitztes Gesicht. Sein Schädel dröhnte, und er hatte Durst. Beim Versuch, sich aufzurichten, drehte sich alles um ihn.
    «Ruhig.» Das war Benjamins Stimme. Eine Hand stützte seinen Nacken, mit der anderen wurde ihm eine Feldflasche an die Lippen gedrückt.
    «Wenn wir eines haben, dann Wasser», murmelte der Deutsche. Matthew schluckte gehorsam, und danach versuchte er ein zweites Mal, sich aufzusetzen.
    Diesmal ging es besser.
    «Tut mir leid, dass Schmitz dir eins übergebraten hat. Die Männer sind …» Benjamin von Hardeberg verstummte.
    Matthew rieb sich den schmerzenden Hinterkopf. «Ich hab jedenfalls eine ordentliche Beule.» Nach kurzer Pause fügte er hinzu: «Dann bin ich wohl dein Gefangener.»
    Benjamin zuckte mit den Schultern. «Eher der meiner Männer. Ginge es nach mir …»
    Sie schwiegen. Matthew bekam Hunger, aber er wagte nicht, nach Essen zu fragen. Benjamins Männer wirkten so verhungert. Sie schienen mit der Wildnis nicht zurechtzukommen, und Vorräte hatten sie anscheinend auch nicht. «Was ist hier passiert?», fragte er schließlich vorsichtig. «Ich war auf The Brashy, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass die Front sich in so kurzer Zeit so weit nach Norden verschiebt.»
    Benjamin lachte auf. Es klang eher wie ein Bellen. «Nein, es hat alles seine Ordnung. Wir sind ein Spähtrupp. Haben uns nachts an deinen Leuten vorbeigeschlichen und sind tief ins britische Protektorat vorgedrungen.»
    «Hm», machte Matthew. «Auskundschaften?»
    «Auch.»
    «Gefangene zu machen gehörte wohl nicht zu deinen Aufgaben.»
    «Tut mir leid. Ich fürchte, wir haben uns erst verirrt, und dann

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