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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Teile des Kontinents verschifft. Afrika war nicht im Würgegriff eines Seekriegs. Vielleicht begriffen die Menschen in Europa das bald, und vielleicht kämen sie dann alle hierher, um hier zu leben. Das wäre schön, fand Audrey.
    Fanny bemerkte Audrey. Sie lächelte den Frauen am Packtisch aufmunternd zu und kam zu Audrey herüber. Ihre Wangen waren gerötet, die Augen blitzten vergnügt. Sie fand Gefallen an dieser Aufgabe, und Audrey fragte sich, warum sie nicht viel eher auf die Idee gekommen war, Fanny mit den Aufgaben auf der Plantage vertraut zu machen.
    «Wir kommen gut voran», verkündete Fanny fröhlich.
    «Matthew ist weg.»
    Sofort war alle Munterkeit wie fortgeblasen. «Ich weiß.» Fanny nickte düster. «Heute Nacht schon.»
    «Du hättest mich wecken können.»
    «Es hätte nichts geändert, oder?»
    Fanny hatte recht. Nichts hätte sich dadurch geändert.
    «Er hat Mary mitgenommen. Es wird Thomas gut gehen. Und ich bin sicher, er wird sich wieder beruhigen. So sind die Männer. Sie machen irgendetwas, von dem sie glauben, es sei richtig, aber es gibt eben diese Momente, in denen sie unmöglich zwischen richtig und falsch entscheiden können. Gib ihm Zeit, Audrey. Dann kommt er auch wieder zur Vernunft. Er wirft doch keine Ehe weg, nur weil …»
    «Nur weil er denkt, ich trage an Chris’ Tod Schuld», vollendete Audrey den Satz für sie. «Außerdem waren wir doch nie verheiratet, das habe ich dir ja schon erzählt.»
    Fanny sah Audrey mitfühlend an.
    Audrey erzählte in wenigen Sätzen noch einmal, was bei ihrer Ankunft in The Brashy passiert war. «Irgendwann haben wir einfach nicht mehr darüber nachgedacht. Es war eben so.»
    «Meine Güte. Du wirkst sehr viel gefasster, als ich mich in so einer Situation fühlen würde.»
    Sie schwiegen eine Weile. Dann straffte sich Audrey und sagte: «Ich muss zurück. Die Arbeit ruft.»
    Sie machte sich auf den Rückweg. Ihr war etwas eingefallen – etwas sehr Wichtiges.
    Celias Briefe. Jetzt sah sie keinen Grund, warum sie sie nicht lesen sollte. Immerhin hatte er ihr dunkles Geheimnis erfahren, da durfte sie wohl auch seines erfahren.
    Sie rannte fast zurück zum Haus, stürmte ins Arbeitszimmer und ließ sich in Matthews Schreibtischstuhl fallen. Er hatte den Schreibtisch aufgeräumt, bevor er gegangen war. Endgültig.
    Nein, sie glaubte nicht, dass er zurückkommen würde. Aber er hatte das Kästchen dagelassen.
    Sie öffnete es und nahm die Briefe heraus.
    Bereits den ersten Brief empfand sie als … Genugtuung. Celia schrieb:
    Lieber Matthew,
    da komme ich nach einem anstrengenden Tag von meiner Arbeit im Hospital zurück und finde deine Zeilen vor. Hör auf damit! Ich will dich schütteln, damit du endlich aufhörst, dir Vorwürfe zu machen, weil Mutter und Vater tot sind.
    Es war nicht deine Schuld. Sie sind nicht bei der Bergwanderung abgestürzt, weil du nicht dabei warst. Sie waren unvorsichtig. Dich trifft keine Schuld. Ich bitte dich, hör auf, dich von den Schuldgefühlen zerfleischen zu lassen. Sie haben nichts mit der Realität zu tun. …
     
    Audrey brauchte nicht mehr zu lesen. Sie legte den Brief behutsam zurück ins Kästchen, verschloss es sorgfältig und stellte es wieder auf seinen Platz.
    Matthew schleppte ebenfalls eine schwere Schuld mit sich herum. Etwas, das er ihr nicht erzählte. Sie fühlte sich ihm mit einem Mal näher, und irgendwie verstand sie, warum er versuchte, Thomas vor ihr zu beschützen.
    Aber wer beschützte ihn vor sich selbst? Vor den quälenden Gedanken, mit denen er sich seit Jahren herumschlug?
    Sie wünschte, er wäre hier. Sie hatte gelernt, mit ihrer Schuld zu leben, bis Matthew sie heute daran erinnert hatte.
    «Alles wird gut», flüsterte sie. Die Fingernägel ihrer rechten Hand gruben sich tief in die dünne Haut an der Unterseite ihres linken Handgelenks.

[zur Inhaltsübersicht]
32 . Kapitel
    Am nächsten Morgen war Kinyua wieder da, als habe er den Platz am Frühstückstisch nie für den Bwana geräumt. Kamau hatte für drei gedeckt, und als Audrey sich schon laut wundern wollte, trat Kinyua aus dem Wald.
    Er kam nicht allein. An seiner Seite ging ein Junge, vielleicht zehn oder elf Jahre alt. Die beiden blieben vor der Veranda stehen, und Kinyua legte eine Hand auf die Schulter des Jungen. «Das ist mein Sohn Ruhiu, Memsahib. Er ist jetzt alt genug, um auf der Plantage zu arbeiten.»
    «Er kann die Affen verjagen mit den anderen Jungen», schlug sie vor.
    «Das mache ich gerne,

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