Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
Vom Netzwerk:
Töchter den Weißen zuführen, um eine ähnlich hohe Entschädigung zu bekommen. Manche waren verzweifelt in ihrer Gier und bedachten nicht, was sie damit ihrem Stamm antaten. Dass sie die Frauen entfremdeten und ihnen alles nahmen.
    «Meinetwegen. Fünfundzwanzig Rinder für deinen Freund Ngengi. Aber ich will meinen Priester zurück.»
    «Ngengi wird Mukami nicht zurückwollen.»
    Als er sich umdrehte und gehen wollte, fing er ihren Blick auf. In ihren Augen war ein Glühen, das ihn berührte. Das er nicht benennen konnte, weil es so fremd war wie alles andere an ihr. Aber Kinyua ließ seinen Blick scheinbar gleichgültig über sie hinweggleiten.
    Schön, dachte er. Dachte es in ihm.
    Aber sicher war sie wie alle weißen Frauen: Sie fürchtete sich vor ihm.
    Sie passte zu Bwana Winston. Erstaunlich, dass diese Menschen, die sich nicht auskannten in der Natur, in der Lage waren, richtige Entscheidungen zu treffen.
    Diese Memsahib aus der Fremde war die richtige Frau für Bwana Winston.

[zur Inhaltsübersicht]
14 . Kapitel
    Natürlich ließ Reggie sich nicht täuschen. Bei Rose hätten sie es vielleicht geschafft, aber Reggie war zu klug dafür. Nach einem Streifzug über die Plantage kam er am nächsten Tag zu Matthew und Audrey, die einträchtig auf der Veranda saßen, während Rose sich über den Garten hermachte und drei Boys hin und her scheuchte, die den Jacaranda zurückschneiden und Gladiolen pflanzen mussten.
    «Ich hab gehört, der Priester ist durchgebrannt?», fragte Reggie.
    Matthew faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf das Tischchen zwischen ihnen. «Gestern Mittag hat er sich ein Kikuyumädchen geschnappt, und weg war er», antwortete er unbekümmert.
    «Hmhm», machte Reggie. «Ich dachte, das wär schon vorgestern passiert. Ich meine, du hast uns den guten Kerl ja nicht mal vorgestellt, und ich vermute, Audrey ist ihm auch noch nicht begegnet.»
    Ihr Silberlöffel klapperte unnatürlich laut auf der Untertasse. Reggie hob entschuldigend die Hand. «Kann mich ja auch irren», fügte er hinzu. «Aber an eurer Stelle würde ich das in Ordnung bringen. Bevor Rose etwas davon erfährt.»
    «Das werden wir», versprach Matthew. «Glaub mir, Onkel Reggie. Nichts ist mir wichtiger, als dass meine Audrey schon bald tatsächlich mein ist.»
    Er nahm ihre Hand und drückte sie zärtlich. Audrey wurde rot und lächelte verlegen. Heute konnte sie kaum laufen, ohne bei jedem Schritt daran erinnert zu werden, was sie die letzten beiden Nächte getan hatten. Natürlich war ihre Not Matthew nicht entgangen – den sie im Stillen schon ihren Ehemann nannte –, aber er hatte gemeint, das sei die typische Honeymoonkrankheit.
    Sie fragte lieber nicht, woher er so intime Kenntnisse der weiblichen Anatomie hatte. Er war nicht bis zu seiner ersten Nacht mit ihr enthaltsam gewesen, so viel konnte sie sich denken. Doch die Vorstellung, dass er all diese Dinge mit anderen Frauen getan hatte, war gar nicht angenehm. Es versetzte ihr einen Stich.
    Sie hoffte, dass er nicht irgendwann genug von ihr hatte. Nur zwei Tage, zwei Nächte, und schon wünschte sie, es möge ewig so weitergehen.
    «Und schafft das aus der Welt, bevor ein halbes Dutzend kleine Collinsbastarde um eure Füße wuseln», fügte Onkel Reggie mahnend hinzu. «Also, kümmer dich darum, Matthew!»
    «Das werde ich tun.»
    Am nächsten Morgen schlug Matthew beim Frühstück vor, Audrey und er könnten doch für ein paar Tage auf Safari gehen – damit sie das Land kennenlernte. Damit sie die Tiere in der Savanne beobachten konnte. Er wollte sich von der Arbeit auf der Plantage freinehmen. Der Verwalter konnte ihn leicht vertreten.
    «Was ist mit der Sache, die noch erledigt werden muss?», fragte sie leise. Tante Rose raschelte mit der Zeitung und schenkte ihnen keine Beachtung. Onkel Reggie musterte die beiden scharf.
    «Darum kümmere ich mich sofort nach unserer Rückkehr», versprach Matthew.
    «Wie lange werden wir fort sein?»
    «Drei, vier Tage. Je nachdem, wie gut es dir gefällt.»
    Sie blieben eine Woche weg. Tagsüber gingen sie auf die Jagd, und Matthew zeigte Audrey, wie man auf eine Elenantilope anlegte und das erlegte Tier ausweidete. Sie hatte keinen Spaß an der Jagd, aber sie schaute zu und lernte, weil er sagte, manchmal sei das Können, ein Wildtier zu schießen, wichtiger als der eigene Ekel. Sie bewunderte seine pragmatische Art. Und abends, wenn sie am Lagerfeuer saßen und Wein aus Blechbechern tranken, setzte sie ein

Weitere Kostenlose Bücher