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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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erlaubte, ins Dorf zu kommen oder die Mädchen auf den Feldern anzusprechen.
    Was dieser Bwana Alan erzählte, war ihnen fremd. Außerdem irrte der Mann, wenn er behauptete, Ngai habe einen Sohn gehabt. Das konnte ja gar nicht wahr sein, denn Ngai war ein höheres Wesen, das sich nicht manifestierte. Wie sollte er da einen Sohn zeugen?
    Aber Bwana Alan schien selbst nicht so ganz von seiner eigenen Religion überzeugt zu sein. Anders konnte Kinyua es sich nicht erklären, dass der Mann sich einfach mit einem Kikuyumädchen davonmachte. Ausgerechnet mit Mukami, die der ganze Stolz ihres Vaters Ngengi war. Außerdem war sie bereits einem jungen Krieger im Dorf versprochen. In wenigen Wochen sollte die Zeremonie stattfinden.
    Ngengi tobte. Der junge Mann, dem Mukami versprochen war, schwieg betreten. Und jeder, ausnahmslos jeder machte Kinyua für die ganze Misere verantwortlich.
    Jetzt also auch der Bwana.
    Kamau, der Boy des Weißen, kam heraus und blieb auf der Veranda stehen. «Er sagt, du sollst reinkommen», sagte er und hielt dabei unterwürfig den Kopf gesenkt.
    Kinyua schwieg. Er blieb stehen.
    Er wartete, obwohl er wusste, dass der Bwana heute nicht vor die Tür kommen würde. Er würde auch nicht mit ihm scherzen oder sich seine Geschichten anhören. Er würde Kinyua keine Zigarette anbieten, die er nie annahm. Er würde erst verstehen, wenn Kinyua ihm eine Geschichte erzählt hatte über sein Volk, eine Geschichte, die erklärte, warum es auch für Ngengi und seine Frau schlimm war, dass Mukami fort war. Warum es für den ganzen Stamm eine Schmach war. Es war nicht das Mädchen, das verschwunden war. Aber Ngengi bekam keinen Brautpreis, und das machte ihn zu einem ärmeren Mann. Dieser Bwana Alan hatte heute Nacht nicht das schönste Mädchen des Dorfs davongeführt, sondern fünfundzwanzig Rinder. Und das Mädchen.
    «Er kommt nicht», sagte Kamau schließlich.
    Kinyua schwieg.
    «Er ist sehr böse. Seine Frau ist bei ihm.»
    Ach ja, seine Frau. Der Bwana hatte sich eine Frau geholt.
    Kinyua seufzte. Er setzte einen Fuß auf die Veranda. Weiter war er bisher nie gegangen. Die Häuser der Wazungu waren für ihn zu drückend, zu groß und zu kalt. Sie waren nicht beseelt, sondern leer. Keine Ahnen fanden sich ein in diesen hohen Räumen, und die weißen Wände wirkten eisig.
    Er mochte nicht ins Haus gehen. Aber er konnte auch nicht zurück ins Dorf, ohne mit dem Bwana gesprochen zu haben. Hier wie dort verlangte man Antworten von ihm.
    Er gab sich einen Ruck. Er wusste nicht, wo er den Bwana finden würde, also ging er durch die Räume und staunte. Möbel, deren Sinn und Zweck sich ihm nicht erschlossen. So viel Platz für einen Mann, der nicht einmal Vieh hielt in diesen Räumen, obwohl vermutlich hundert Ziegen und dreißig Rinder allein im ersten Raum Platz gefunden hätten.
    An den Raum schloss sich ein zweiter an, und dort sah er den Bwana hinter einem Tisch sitzen. Der Zigarettenrauch biss in Kinyuas Nase.
    Er blieb unter dem Türstock stehen.
    «Ich bin hier, Bwana.»
    Da bewegte sie sich. Sie, die ihm vorher gar nicht aufgefallen war, weil sie mit Blumenmustern, wuchtigen Sitzmöbeln und einem Bücherregal fast verschmolz. Er musterte sie neugierig.
    Sie ist schön, dachte er nur.
    «Mein Priester ist weg», sagte der Bwana.
    «Ich weiß», erwiderte Kinyua. «Er hat Mukami mitgenommen und Ngengi keinen Brautpreis für sie gezahlt.»
    Noch immer konnte er den Blick nicht von ihr lassen. Er hatte sich noch nie Gedanken über die Schönheit weißer Frauen gemacht. Aber so eine schöne Weiße hatte er noch nie gesehen.
    «Und? Weißt du, wo sie hin sind?»
    «Das weiß Ngai allein», erwiderte Kinyua. «Aber wenn du willst, dass ich eine Vermutung anstelle, ist er in Nairobi mit ihr oder in Mombasa. Dort verschwinden sie im Gewühl.»
    Der Bwana machte eine ungeduldige Handbewegung. «Ein Priester mit einer Kikuyu? Wohl kaum.»
    Kinyua lächelte. «Das passiert häufiger, als wir beide meinen, Bwana. Weiße Männer haben sich immer schon schwarze Frauen genommen, wenn sie ihnen gefielen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob sie ein Anrecht auf sie haben oder nicht. Dein Priester bildet da keine Ausnahme.»
    «Ich will, dass er zurückkommt.»
    «Ich will fünfundzwanzig Rinder. Als Brautpreis für Ngengi.»
    Eigentlich hatte er dreißig fordern wollen. Aber wenn Ngengi mehr bekam als das, was üblich war, würde das bei den anderen zu Neid und Missgunst führen. Und dann würden andere Männer ihre

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