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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Tante Rose und Onkel Reggie auch noch abgereist. Ich muss also alles dafür tun, dass du dich bei mir weiterhin wohlfühlst.»
    Ihre Familie … Sie vermisste die Kälte ihres Elternhauses ebenso wenig wie die stummen Vorwürfe und die offene Feindseligkeit dort.
    «Und nun komm. Ich möchte unsere Gäste begrüßen.»
    Arm in Arm gingen sie zurück zum Haus.
     
    Sie hatten nie über Kinder geredet. Sie hatten nicht geheiratet, fühlten sich aber so, und sie teilten das Bett. Sie liebten sich oft, und Audrey, deren weiblicher Zyklus wie ein Schweizer Uhrwerk tickte, war seit zwei Wochen überfällig.
    Es konnte also kein Zweifel bestehen. Sie war schwanger, und das war ein schöner Gedanke. Beängstigend, aber schön. Dennoch scheute sie davor zurück, Matthew davon zu erzählen.
    Aber sie konnte es ihm auch nicht ewig verheimlichen. Womöglich würde er ihr das übel nehmen.
    An diesem Abend im Bett versuchte sie, das Thema anzuschneiden. «Also, Geschwister», sagte sie und seufzte.
    «Was ist damit?» Matthew blickte von dem East African Standard auf. Sie sah es nicht gern, wenn er im Bett die Zeitung las, weil am Morgen immer Druckerschwärze auf den Laken war. Vielleicht hätte sie sich mehr darüber aufgeregt, wenn sie die Bettwäsche hätte selbst waschen müssen, aber das übernahmen die Boys, und sie konnten jeden Abend in ein frisch bezogenes Bett steigen.
    «Das muss anstrengend sein.»
    «Du meinst, dass sie so aneinander kleben? Sie sind sehr verschieden.»
    «Nein, ich meine nur, für die Mutter …»
    Sie verstummte.
    Matthew ließ die Zeitung sinken. Er nahm die Brille ab, von der sie vermutete, dass er sie nur aus Eitelkeit trug, denn sie stand ihm so gut, und tagsüber konnte er besser sehen als mancher Kikuyu. «Was genau willst du mir eigentlich sagen, Audrey?»
    «Wir haben nie über Kinder gesprochen», platzte sie heraus. «Und ich weiß nicht, ob es dir recht wäre oder ob der Gedanke für dich ganz schrecklich wäre, denn wenn das so ist, müssen wir uns was einfallen lassen, ich fürchte nämlich, es ist schon zu spät, um uns gegen Kinder zu entscheiden.»
    Da. Sie hatte es nicht unbedingt so sagen wollen, aber jetzt war es heraus.
    «Audrey!» Ungläubig sah er sie an. «Ist das wahr? Bekommen wir … du bekommst ein Baby?»
    Sie nickte. Seine Augen funkelten, und er schien einen Moment nicht zu wissen, was er sagen oder tun sollte. Dann zog er sie ganz nah zu sich, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und hielt sie einfach fest. Und sie genoss seine stille Freude.
    Ein Kind … Ein Kind würde ihr Glück perfekt machen.

[zur Inhaltsübersicht]
16 . Kapitel
    Die Wehen setzten an einem lichten Maimorgen 1911 ein. Audrey setzte sich im Bett auf und wusste, dass es so weit war.
    Sie war mit Matthew allein zu Hause.
    Eigentlich hatten sie geplant, dass Audrey übermorgen nach Nairobi übersiedeln und bis zur Geburt bei Babette und Benedict wohnen sollte. Bis zum Termin hatte sie noch drei Wochen Zeit. Aber das Menschlein schien andere Pläne zu haben und drängte auf die Welt.
    «Matthew?» Er war sofort hellwach.
    Audrey hielt ihren geschwollenen Bauch mit beiden Händen und spürte der Wehe nach.
    «Was ist?»
    «Es kommt.»
    Sofort war er auf den Beinen. «Es ist zu früh», sagte er, und sie nickte ungeduldig. Herrgott, ja, dass es zu früh war, wusste sie selbst.
    Bloß keine Panik, dachte sie. Andere Frauen bringen ihre Kinder auch daheim zur Welt, das ist ganz natürlich.
    Nur dass ihr Zuhause zwanzig Meilen vom nächsten Ort entfernt war und hundertfünfzig Meilen vom nächsten anständigen Krankenhaus. Sie atmete tief durch. Kein Gedanke daran, nach Nyeri oder gar nach Nairobi zu fahren. Sie brauchte einen Arzt. Hier auf The Brashy, und zwar schnell.
    «Ich reite nach Nyeri.» Matthew war bereits vollständig angezogen. «Heute Abend bin ich mit Dr. Morton zurück.»
    «Nein, Matt, nicht!» Audrey packte sein Handgelenk. «Bitte, das darfst du mir nicht antun. Ich darf jetzt nicht allein sein, bitte. Wenn du gehst, ist niemand hier außer …»
    Außer den Schwarzen. Sie sprach es nicht aus.
    «Ich sag Kinyua, er soll eine seiner Frauen schicken, dass sie sich um dich kümmern.»
    Audrey sah sich schon in einer der Lehmhütten auf dem Boden kniend ihr Kind in die Welt pressen. Sie schüttelte heftig den Kopf. «Nein, nein! Das darf nicht sein», weinte sie.
    «Audrey, bitte! Du sagst doch selbst, das Kind kommt. Soll ich dich denn hier allein liegen lassen? Oder möchtest du

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