Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Grund des Sees

Titel: Am Grund des Sees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
Vom Netzwerk:
sehen Sie’s endlich ein...
    CONTINI: Vielen Dank.
    Er beendete das Gespräch, sah Giona an und sagte: »Das war der Mörder.«
    Giona nickte.
    »Der Mörder von Desolina Fontana und Tommi Porta«, präzisierte Contini, »und zwar …«
    »Rechtsanwalt Giorgio Calgari«, ergänzte Giona.
    »Und woher weißt du das jetzt?«
    »Ach!« Der Alte grinste. »Sagen wir, ich hab ihn an der Stimme erkannt.«
    »Tatsächlich?«
    »Der Schuss in die Luft sollte ihm also ein Alibi verschaffen, ja?«
    »Sicher.« Contini nickte. »Es ist so: Calgari fährt nach Villa, bringt sie um, kehrt nach Bellinzona zurück. Er ist es, der Tommi manipuliert, der ihm eingeredet hat, es gebe einen Plan und wir seien geheime Bundesgenossen.«
    »Tommi glaubte, du gehörst mit zum Plan.« Giona starrte in die Flammen. »Deshalb hat Calgari den ahnungslosen Tommi angewiesen, dich anzurufen …«
    »Und zu warten, bis ich da bin, um dann in die Luft zu schießen.«
    »Deswegen saß Calgari in dem Moment, als der Schuss fiel, unschuldig wie ein Täubchen unten im Auto.«
    »Ja, und was ich bei Tommi zu Hause gefunden habe, war nicht sein Abschiedsbrief … sondern eine Nachricht an mich, mit der er Erklärungen verlangt.«
    »Meinst du, Calgari hat ihn erschossen?«
    »Natürlich. Tommi hat mit ihm gemeinsame Sache gemacht, er hat sich von ihm täuschen lassen, aber Desolina wollte er bestimmt nicht umbringen, was hatte sie denn mit der Sache zu tun. Wenn überhaupt, war sie ein Opfer, oder? Aber Calgari hat sie erschossen, und Tommi nahm an, das sei ich gewesen.«
    »Ein Opfer, ja.« Giona nickte langsam. »Und die Person hinter dem Spiegel, das ist Calgari … Wieso hast du ihn angerufen?«
    »Um sicherzugehen. Mir war klar, dass ein Detail nicht ins Bild passte, aber ich kam nicht drauf, was es war. Dann fiel es mir wieder ein: Calgari sagte, der erste Polizist am Tatort hätte dieses Foto umgedreht und gedacht: Contini ist unser Mann.«
    »Das Foto lag wirklich da.«
    »Ja, aber ich war derjenige, der es umgedreht hat, und ich habe es mit dem Gesicht nach oben fallen lassen; so hat es auch Calgari gesehen, als er ins Zimmer kam … Wieso beschreibt er den Tatort so, wie ich ihn vorgefunden habe, nämlich mit dem Foto umgedreht in Desolinas Hand? Das ist doch nur damit zu erklären, dass er vorher schon mal dort war. Dass er selber, der Mörder, ihr das Foto in die Hand gelegt hat!«
    Giona nickte, trank einen Schluck, dann fragte er leise: »Und wie geht’s jetzt weiter?«
    Contini legte das Mobiltelefon ab und drückte die im Aschenbecher vor sich hin glimmende Zigarette aus.
    »Weiß ich nicht«, antwortete er mit einem Blick auf sein Telefon. »Man bräuchte Beweise, müsste mit der Polizei reden … Ah, schau, jemand hat angerufen!«
    Giona zuckte die Achseln. »Ja, vorhin, als du geschlafen hast, da hat das Teil hier geläutet, aber ich versteh ja nix davon …«
    »Francesca«, sagte Contini. »Das war Francesca.«
    Polizeiwachtmeister Elvis Tarlisetti konnte nicht glauben, dass ausgerechnet er jetzt diesen Job am Hals hatte. War dieser Jahrhundertschnee mit den unpassierbaren Straßen und den Verkehrsstaus und den Autofahrerinnen, die nicht imstande sind, Schneeketten anzulegen, nicht schon ärgerlich genug?
    Von allen ätzenden Aufträgen war Elvis an den allerschlimmsten geraten. Hören Sie, hatte der Kommissär gesagt, mir ist klar, dass es keine angenehme Sache ist, aber wir müssen diesen Contini finden, verstehen Sie?
    Verstehen Sie?
    Und deshalb war er hier, halb erfroren in einem Blizzard, und kämpfte sich einen verdammten Berg hinauf. »Dieser Contini« hatte offenbar schon drei bis vier Personen gekillt. Deshalb seien Sie auf der Hut, Herr Tarlisetti, passen Sie auf sich auf. Und instruieren Sie Ihre Kollegen entsprechend. Vielen Dank. Seine Kollegen krochen in der Furche, die er freundlicherweise für sie gespurt hatte, hinter ihm her, und keiner sagte ein Wort.
    Anscheinend war er der Einzige aus der Truppe, der alpine Erfahrung besaß. Na und? Muss einer, der sportliche Erfahrungen hat, deshalb gleich einen Marathon rennen? Elvis hatte sich den Weg zur Hütte des Einsiedlers beschreiben lassen, aber bei dieser Finsternis, diesem Dreckswetter, konnte Contini in zwei Metern Abstand an ihnen vorbeiziehen, ohne dass sie es merkten. Wenn einer Segelerfahrung hat, schmeißt man ihn dann in einen Tsunami?
     
    »Ich muss nach Villa Luganese«, sagte Contini.
    »Na toll«, antwortete Giona. »Schon wieder? Und wieso?«
    »Weil

Weitere Kostenlose Bücher