Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
gesalzen, mit weichem Brot und zehn verschiedenen Beilagen zur Auswahl – wie zum Beispiel Chili-Ketchup, süßer Ketchup, grober Senf und Estragonsenf, Krabbensalat, Zwiebeln usw.
Doch dann – die Zähne solide in dem leckeren Würstchenpaar Nummer sieben vergraben – sehe ich zehn Meter entfernt etwas, das alle Unruhe und Depression in mir erblühen lässt. Ich hätte etwas anderes als Würstchen brauchen können, um mich abzustützen.
Das süßeste Mädchen der Welt steht an »Donalds BurgerBar« und schaufelt einen dreifachen Kebabburger in sich hinein.
Sie ist die Königin aller Königinnen und eine Prinzessin, die alle bekannten Prinzessinnen meilenweit schlägt – Aschenputtel, Schneewittchen und Dornröschen.
Sie ist einfach schön, alles an ihr ist schön!
Ihre Zähne sind schön, wie sie über und unter dem Burger zum Vorschein kommen.
Und ihre Augen sind schön, wie sie den Geschmack genießen.
Und ihr kräftiger Körper mit dem groben Knochenbau ist schön, wie er sich gegen den Tresen lehnt.
Selbst ihre Füße sind schön, sicher auf den Boden gepflanzt.
Ich verstehe nicht, wieso Maggie hier steht. Ich dachte, Jerry und sie würden für den Rest des Tages zusammenkleben. Aber hier steht sie also, ganz allein – genau wie ich!
Ich bitte ja nicht um viel, aber gerade jetzt bitte ich darum, dass ich es schaffen möge, cool zu bleiben, während ich zur Burgerprinzessin Maggie gehe.
Ich gehe selbstsicher zu ihr. Erwidere ihren Blick und installiere mich neben ihr am Tresen, an dem sie lehnt.
Doch dann tritt alles in mir auf die Bremse. Ich horche in mich hinein, doch der selbstsichere Bud ist abgehauen. Wo ist er geblieben? Was hätte er gemacht?
Ich verstehe so wenig von Charme.
Ich verstehe jede Menge von Motoren. Aber Charme habe ich nur von fern gesehen. Ich habe Jerry gesehen.
Was hätte der Charmeur also getan?
Jerry hätte mit ihr geredet, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen. Innerhalb von zehn Sekunden hätte er die Worte gesagt, die sie dazu brächten, dass sie sich wünschte, ihn näher kennenzulernen. Er hätte diese so speziellen Sätze gefunden, die sie innerlich zu Wachs und Gelee machen.
Ich versuche, mir so einen Satz auszudenken.
Das Einzige, was mir einfällt, ist die Beule an der Stoßstange und wie leid sie mir tut. Oder wie mühsam es ist, im Sommer ein Haus zu streichen. Oder …
Nein, mich hat bereits der Mut verlassen, nur deprimierende Gesprächsthemen. Und das, bevor ich auch nur den Mund geöffnet habe. Bevor die Zähne das Würstchenpaar losgelassen haben!
Ich weiß nur, dass sie schön ist.
Voller Panik schiebe ich mir das letzte Drittel desWurstpaars in den Mund und frage: »Ist es nicht geil hier?«
Das kommt heraus – zusammen mit ungefähr hundert winzig kleinen Würstchenstückchen – wie »Isä ne geil hä?«.
Die Frage ist unglaublich blöd. Und wird nicht besser dadurch, dass ich sie mit Essen serviere – auf ihrer Jacke.
Sie bohrt ihren Blick in mich. Aber das ist kein saurer Blick – trotz des wilden Splattermusters, das das Würstchen mit Brot auf ihrer Jacke hinterlässt. Das ist auch kein wütender Blick – obwohl wir ihr Auto angefahren haben.
Stattdessen wird sie … nervös? Oder ist das panisch? Oder ist es verwirrt?
Sie errötet.
Sie räuspert sich.
Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen.
Und macht das Gleiche mit mir.
Sie schiebt sich den Rest ihres Hamburgers rein und sagt etwas, das ankommt wie: »Dnke, gnz gt.«
Damit einher geht eine Dosis Burger und Burgerbrot und anderes, das ich mir lieber nicht ausmale. Das legt sich auf meine Wange. Trotzdem ist sie – für mich – Königin und Prinzessin zugleich.
Maggie muss husten, da der Rest ihres Essens im falschen Halsloch gelandet ist. Ich klopfe ihr auf den Rücken und ich spüre den maggieschen Körper unter der Jacke und denke nur an ihren Körper und ihre Haut. Das fährt wie eine Flamme durch mich hindurch und ich sterbe tausend Tode.
Ich rufe nach dem selbstsicheren Bud, der sich vielleicht irgendwo in mir versteckt hat.
»Hallo, hallo?«
Doch der ist in Urlaub oder mit Jerry zusammen und isst von der Wassermelone des großen Lebens.
»Das wird gleich besser«, sage ich, nachdem ich runtergeschluckt habe. Mir fällt sonst kein guter Satz ein. Nur ein ganzer Sack voll anderer solch dummer, platter Floskeln.
»Danke«, prustet sie, hustet und räuspert sich und macht solche Reinigungsübungen mit dem
Weitere Kostenlose Bücher