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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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flüstert er, während er in der Suppe rührt.
    Ich schaue zur Terrasse. Meine Eltern sind zwei Tiefdruckgebiete, die über den Möbeln hängen. Mit einem bleigrauen Ausdruck im Gesicht trinken sie ökologischen Kaffee. Lesen die Zeitung und lesen sie eigentlich doch nicht. Halten sie nur vors Gesicht, während sie alles und alle hassen   – und ganz besonders Jerry.
    »Ich gieße extra viel Sahne hinein«, flüstert Jerry. »Vielleicht verbessert das die Laune.«
    Dann schmecken wir ab und es schmeckt nicht nach viel. Es schmeckt wie Gemüse und vielleicht irgendwie Fisch in Litern von heißem Wasser. So muss ungefähr das Abwaschwasser in einem Fischrestaurant schmecken.
    »Können wir den Tisch nicht etwas dekorieren?«, flüstert Jerry.
    Wir decken mit den schönsten Suppentellern und nehmen das gute Besteck und mischen Zitronenwasser und stellen die dünnen, hohen Weingläser hin und versuchen sogar, die Servietten auf besonders kunstfertige Art und Weise zu falten.
    Die beiden Tiefdruckgebiete draußen beachten uns überhaupt nicht. Tun verbissen, als läsen sie die Zeitung.
    »Kannst du sie nicht zu Tisch bitten?«, flüstert Jerry.
    Ich grunze etwas, das bedeuten soll, dass es etwas zu essen gibt.
    Ich kapiere überhaupt nicht, dass nicht nur ich zu Niemand geworden bin. Jerry ist auch Niemand geworden. Sogar noch weniger als Niemand. Wir sitzen da   – die beiden Niemand   – und essen zusammen mit zwei Tiefdruckgebieten, die ihre Suppe schlürfen, ohne sich zu äußern, ob sie nun gut oder schlecht ist. In den guten alten Tagen, als Jerry noch der Prinz war, hätten sie vor Begeisterung herumgetönt   – ganz gleich, wie die Suppe wirklich schmeckt.
    Jetzt, seit er Niemand ist, essen sie die Fischsuppe ohne Kommentar. Und ehrlich gesagt verstehe ich das. Denn die Suppe ist reichlich dünn. Nach dem Sahnezusatz schmeckt sie wie Abwaschwasser, dem ein dicker, trübseliger, fetter, milchiger Rotzauswurf beigefügt wurde.
    Mein Vater murmelt etwas wie, dass es ihm geschmeckt hat, und dann empfängt uns der Samstagabend mit all seinen Möglichkeiten. Nur dass bei uns Spaß und Unterhaltung von der Speisekarte gestrichen wurden. Bei uns herrscht der Tod. Der Tod, Depri, Down und Beschissen. Die vier munteren Kerlchen legen ihre kalte Hand auf die Möglichkeiten des Abends.
    »Ich drehe mal eine Runde«, flüstert Jerry und macht sich auf und davon.
    Er verschwindet in dem schönen Wetter. Vielleicht Richtung Selma. Vielleicht Richtung Wartehäuschen.
    Ich selbst nutze die Gelegenheit, zwei Dinge zu erledigen, die gemacht werden müssen.

12.   BUDS SECHSTER BRIEF AN STARBOKK
    Niemand soll behaupten, dass ich mir keine Mühe gebe, wenn es darum geht, den Schorf von alten Wunden zu reißen. Und da es sowieso der Abend ist, an dem der Tod, Depri, Down und Beschissen regieren, kann ich es auch gleich hinter mich bringen.
    Ich logge mich auf meinem Computer ein und lese eine Mahnmail von Starbokk. Er erinnert mich daran, dass morgen die Frist abläuft und dass ihm immer noch der Rest meines Berichts fehlt.
    Ich sammle Tod, Depri, Down und Beschissen um mich und fange an:
     
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Betreff: Sechster Bericht
     
    Ich kann mir denken, dass Valen genauso nervös vor dem Fest war wie ich. »Ob Martin wohl springt oder versucht zu springen? Oder macht er es nicht?« Das war die Frage, die er sich vor dem Tag, an dem das Sportfest vom Stapel laufen sollte, stündlich stellte.
    Und ich tat es auch.
    Ohne die Antwort zu ahnen.
    Ich wusste die Antwort noch nicht einmal, als der Tag kam.
    An dem Morgen beschloss ich dann, nicht anzutreten. Einfach alles sein zu lassen. Sollte Valen doch mit der Teilnehmerliste in der Hand dastehen und sich darüber ärgern, dass er einen Punkt der Show streichen musste.
    Aber damals war ich noch ein anderer.
    Nachdem ich reiflich überlegt hatte, entschied ich mich anders. Ich fand, dass ich zum ersten Mal etwas nur für mich allein entschieden hatte. Ich war standhaft geblieben. Hatte einen Krieg geführt   – und auch wenn das vielleicht dumm war, so war es mein Krieg.
    Und ich dachte, ich kann diesen Krieg nicht beenden, bevor nicht die letzte Schlacht geschlagen ist.
    Also suchte ich meine Sportsachen heraus, packte sie ein und ging zum Umkleideraum der Schule. Ich sah, wie Valen zufrieden meinen Namen auf der Liste abhakte, während ich mich umzog.
    Ein Sportfest macht nicht viel her. Die Leute

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