Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
Vom Netzwerk:
Und obwohl er eigentlich viel größer ist als sie, so ist sie plötzlich zwei Meterund zwanzig Zentimeter groß geworden. Eine Amazone von einem Mädchen.
    Sie zieht ihn zu sich hoch. Bis sich ihre Köpfe berühren. Dann zischt sie mit einer Stimme, die dem erkälteten Cousin von Frankensteins Monster gehören könnte: »WENN! DU! NICHT! DIE! KLAPPE! HÄLTST! DANN! WERDE! ICH! DIR! DIE! EIER! ABSCHNEIDEN!«
    Ich dachte, nur Jerry verstünde die Kunst, auf jedes Wort die Betonung zu legen. Aber Maggie kann es auch   – und wie! Hier ist Nachdruck genug für eine ganze Gruppenreise.
    Jerry schließt die Augen und nickt wie eine Marionette.
    »Hier gibt es jemanden, der versucht, einen Fisch zu fangen«, fährt Maggie leiser fort. »Ich weiß nicht, was ihr vorhabt, aber   …«
    »Von Seeräubern singen«, piepst Jerry.
    »WAS?«, knurrt sie.
    »Ein Seeräuberlied singen«, erklärt er.
    »Ich sollte   …«, zischt sie und schüttelt resigniert den Kopf. »Seeräuber?« Sie lässt ihn los. Und er fällt mehrere Meter tief. Und bleibt mitten auf dem Weg auf seinem Po sitzen.
    »Und du?«, fragt sie mich. »Hast du auch noch etwas auf dem Herzen   … Bud?«
    Ich bin so überrascht, dass sie mich mit Namen anspricht, dass ich versuche, freundlich zu lächeln, und dabei den Kopf schüttele.
    »SCHÖN!«, sagt sie. »Dann könnt ihr beiden Clowns ja nach Hause gehen. Aber leise!«
    Sie verschwindet wieder im Gebüsch und der Wald schließt sich hinter ihr, als wäre er verzaubert.
    Er schließt sich, abgesehen von einem einzelnen Zweig in der Höhe von Jerrys Kopf. Dieser widerliche, hinterlistige Zweig, der sicher der Meinung ist, dass mein Cousin in der Waldesruhe viel zu viel gejohlt und geschrien hat. Dieser einzelne Zweig, der sich jetzt rächt. Der herausgefahren kommt und Jerry hart über die Nase fährt.
    »AUAUAU!«, ruft er, so laut er sich traut. Er reibt sich die Nase, die einen deutlichen roten Striemen bekommen hat, sodass er aussieht, als hätte ihm jemand eins mit der Peitsche übergezogen.
    Das ist wirklich nicht Jerrys Tag.
    Und bald wird klar, dass das nur die Aufwärmphase vonseiten des Schicksals war.

8.   VATER IST SHERLOCK
    Es ist halb zwölf, als wir endlich nach Hause kommen und in die Malerklamotten springen. Wir streichen und streichen und sind wirklich wie Tom & Jerry am Werk, als das Biodieselauto meiner Eltern um halb eins vor dem Haus einbiegt. Ich finde, mein Vater wirkt etwas merkwürdig, als er sich hinter uns stellt und uns bei der Arbeit zuschaut. Er schimpft nicht. Er lobt Jerry nicht.
    Er wirkt so abwesend. Als hätten seine Gedanken seinen Körper verlassen und ein anderes Gehirn gefunden, in dem sie arbeiten können. Er verschwindetmit einem merkwürdigen Knurren hinter dem Haus. Jerry und ich sehen einander an.
    »Das läuft ja besser, als ich gedacht habe«, sagt Jerry, aber er zittert dabei.
    Und auch ich spüre dieses Zittern. Als wäre da so ein Bibbern in der Erde, das vor einem bevorstehenden Erdbeben warnt.
    »Bibber-bibber-bibber«, murmelt es im Rasen.
    »Bibber-bibber-bibber«, erzittert das Haus.
    »Bibber-bibber-bibber«, raschelt es ganz, ganz leise in den Blättern der Bäume.
    Wir streichen viereinhalb Minuten lang weiter. Es sind viereinhalb Minuten vergangen, seit wir das erste Zittern gespürt haben. Viereinhalb Minuten in absoluter Unschuld.
    Da kommt mein Vater um die Ecke.
    Er sieht aus wie die Operation Gewitter, wie ein Tief mit vierzehn Orkanen, wie ein bleigrauer Himmel mit genügend Blitzen, um Tipling für die nächsten hundert Jahre mit Strom zu versorgen.
    Wir heben langsam unsere Köpfe und sehen in zwei Augen, die an Raketen mit panzerbrechenden Granaten erinnern.
    »Hilfe!«, flüstert Jerry leise und das erinnert mich an seinen Gesichtsausdruck, als er in dem Sumpfloch feststeckte. Denn Jerry ist es, den mein Vater im Fokus hat. Mich beachtet er kaum. Ausnahmsweise bin ich begeistert, dass ich für meine Eltern so gut wie unsichtbar bin.
    »Gehört das nicht dir?«, fragt er Jerry und zieht einen großen Schlüsselbund hervor.
    Jerry hätte es leugnen können. Wenn nicht sein Name auf dem Schlüsselanhänger stehen würde.
    »Ja«, antwortet Jerry. »Habe ich wohl verloren. Wo hast du ihn gefunden?«
    »Ich habe Sherlock Holmes gespielt«, antwortet mein Vater und versucht es mit einem Lächeln. Aber das ist ein Lächeln wie aus der Kammer des Todes.

9.   JERRY WIRD ABGESCHOSSEN
    »Ich habe mich im Garten und im Pavillon von meinem

Weitere Kostenlose Bücher