Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Helllichten Tag

Am Helllichten Tag

Titel: Am Helllichten Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
Vom Netzwerk:
sie Schritte im Garten hört.
    »Du hattest recht«, flüstert Sjoerd. »Er will ins Haus.«
    Aus dem zärtlichen Liebhaber von vorhin ist unversehens wieder der kühl denkende Polizist geworden, der jetzt seine Waffe zückt.
    Sjoerd schleicht in den Flur, während der Mann sich am Schloss der Hintertür zu schaffen macht, und Julia läuft auf sein Zeichen hin auf Zehenspitzen in Nathalies Zimmer.
    Hinter der Milchglasscheibe zeichnet sich ein gebückter Schatten ab. Gleich darauf klickt es leise.
    Als der Eindringling die Tür öffnet und mit einer Pistole in der Hand hereinkommt, versperrt Sjoerd ihm den Weg.
    »Polizei! Runter mit der Waffe!«
    Der Mann erschrickt zwar, lässt sich aber nicht beirren und zielt auf Sjoerd.
    Im nächsten Moment taucht Julia neben ihm auf und schlägt ihm mit einem gezielten Karatehieb die Pistole aus der Hand.
    Sie kickt sie mit dem Fuß zu Sjoerd, der sie rasch aufhebt und ihr dann Handschellen zuwirft.
    »Umdrehen, Hände auf den Rücken!«, befiehlt sie. »Wir verhaften Sie wegen Einbruchs und unerlaubtem Waffenbesitz.«

32
    Auf dem Revier wird der Mann zunächst gründlich durchsucht und dann in den Zellenblock geführt.
    Julia und Sjoerd sind gerade unterwegs zu ihrem Büro, als ihnen Rietta entgegenkommt. »Wer übernimmt das Verhör?«, fragt sie. »Du wohl eher nicht, Julia, zumal er im Haus deiner Großmutter festgenommen wurde.«
    »Wie wär’s mit Ari und Koenraad?«
    »Die sind unterwegs wegen einer Messerstecherei in ’t Veld. Die anderen und Ramakers sind auch außer Haus.«
    »Es eilt aber! Ich will wissen, was der Kerl dort zu suchen hatte, und vor allem, was er mit Nathalie angestellt hat.«
    »Juristisch spricht nichts dagegen, dass du ihn gemeinsam mit mir vernimmst«, sagt Sjoerd. »Das ist zwar nicht gerade ideal, aber wenn sonst keiner da ist … Und die Sache eilt wirklich.«
    Als Rietta mit den Schultern zuckt, zögert Julia keine Sekunde. »Gut«, sagt sie. »Bringst du ihn bitte in den Verhörraum?«
    Als sie ihm gegenübersitzen, nimmt Julia den Mann ins Visier. Er ist athletisch gebaut und hat einen harten Zug im Gesicht. Kein Wunder, dass Nathalie solche Angst vor ihm hat, denkt sie, schaltet das Aufnahmegerät ein und nickt Sjoerd zu, der das Verhör wie vereinbart leiten soll.
    »Laut Ausweis heißen Sie Bob Meijer. Stimmt das?«
    »Wenn’s draufsteht, wird’s wohl so sein.«
    »Das ist nicht gesagt. Falls es sich anders verhält, kriegen wir das schon noch raus.«
    Der Mann lächelt überlegen.
    Weder Julia noch Sjoerd lassen sich von seiner selbstsicheren Haltung beeindrucken.
    Sjoerd stellt keine weiteren Fragen, sondern kommt gleich zur Sache: »Also, Herr Meijer: Was hatten Sie in dem Haus zu suchen?«
    Da der Mann nicht antwortet, schweigen auch Sjoerd und Julia.
    Die Minuten vergehen.
    Mit hartnäckigem Schweigen haben sie schon so manchen aus der Reserve gelockt, Bob Meijer hingegen bleibt völlig gelassen, verzieht keine Miene und zeigt nicht das kleinste Anzeichen von Nervosität.
    Julia, die sich eigentlich nach Möglichkeit heraushalten wollte, kann die Stille nicht mehr ertragen.
    »Wir haben genug gegen Sie in der Hand, um Sie vor Gericht zu stellen. Es wäre besser, Sie reden mit uns«, sagt sie ungeduldig.
    »Gar nichts haben Sie.«
    »So, meinen Sie? Immerhin haben Sie einen Einbruch begangen und Polizisten mit einer Waffe bedroht, die garantiert illegal ist.«
    »Ich wollte zu meiner Freundin«, bequemt er sich endlich zu sagen. »Weil sie nicht da war und ich keine Lust hatte, lange vor der Haustür rumzustehen, dachte ich, am besten geh ich schon mal rein und warte auf sie. Das ist alles.«
    »Das ist alles«, wiederholt Sjoerd. »Und Ihre Besuche machen Sie wohl immer mit einer Pistole in der Hand, was? Reden Sie keinen Quatsch, Mann!«
    Bob zuckt mit den Schultern.
    »Wie heißt Ihre Freundin?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Sie kennen sie ja doch nicht.«
    »Ich schon«, sagt Julia. »Und sie hat mir so einiges erzählt, auch dass sie Probleme mit Ihnen hat.«
    Bob Meijer lacht.
    »Sie finden das lustig?«
    »Dass sie ihre Probleme mit Bullen bespricht, finde ich tatsächlich lustig.«
    »Und warum?«
    »Tut nichts zur Sache. Das mit den Problemen stimmt allerdings. Wir hatten Streit, sie ist abgehauen, und ich habe sie gesucht, damit wir uns aussprechen können.«
    »Aussprechen?«
    »Klar, was sonst?«
    »Das fragen wir Sie. Ich für meinen Teil würde etwas ganz anderes vermuten, wenn mein Freund mit einer Pistole

Weitere Kostenlose Bücher