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Am Helllichten Tag

Am Helllichten Tag

Titel: Am Helllichten Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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Schavenmaker erschossen wurden, aus van Assendelfts Pistole stammen. Wir halten ihn somit nicht nur wegen Einbruchs fest, sondern auch wegen Verdachts auf Entführung, Doppelmord und versuchten Mord.«
    Vom Nebenraum aus verfolgen Sjoerd und Julia durch die Spiegelscheibe das Verhör.
    Während Ari Vincent gegenübersitzt und Geduld ausstrahlt, nimmt Koenraad ihn tüchtig in die Zange; er geht auf und ab, schreit ihn an und lässt die Faust auf den Tisch knallen. Ihm ist deutlich anzumerken, dass er den renitenten Burschen am liebsten am Kragen packen und die Wahrheit aus ihm herausschütteln würde.
    Nach einer Weile übernimmt Ari.
    »Gegen Sie liegt inzwischen genug vor, um Sie für eine ganze Weile hinter Gitter zu bringen«, hebt er an und blättert in seinen Unterlagen. »Die ballistische Untersuchung hat ergeben, dass Kristien Moors und Ruud Schavenmaker mit Ihrer Waffe erschossen wurden. Und an Ihrem Messer wurden Blutspuren von Cécile Dalhuijs und deren Ehemann gefunden. Das reicht für einige Jahre Knast; sagen wir mal, fünfzehn. Wenn Sie Glück haben, dürfen Sie Ihre Zelle mit ein paar Jungs teilen, die es cool finden, einen Mörder unter sich zu haben. Doch bei Kindesentführern sieht es anders aus; die sind sogar im Gefängnis nicht sonderlich beliebt.«
    Vincent fixiert Ari, dann Koenraad, der sich auf die Tischkante gesetzt hat. »Wenn Sie schwerhörig sind, sag ich’s Ihnen eben noch mal: Ich habe kein Kind entführt! Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Wir wollen wissen, wo sich Ihre Freundin Dagmar Dalhuijs aufhält«, sagt Koenraad. »Sie ist untergetaucht, und Sie wissen ganz bestimmt, wo.«
    »Und wenn ich es sage, kriege ich zum Dank eine Entführung angehängt oder was?«
    »Der Richter ist nicht blind für Tatsachen. Schließlich ist Dagmar mit dem Kind auf und davon und nicht Sie. Wenn Sie uns jetzt helfen, spricht das auf jeden Fall für Sie«, sagt Ari.
    »Na toll, dann sitze ich einen Monat weniger. Aber auch nur vielleicht.« Vincent lacht abfällig.
    Ari stützt die Ellbogen auf den Tisch und beugt sich vor. »Sitzen werden Sie so oder so. Und währenddessen lässt es sich Dagmar mit einer stolzen Summe Lösegeld gut gehen, nur weil Sie ein solcher Sturkopf sind.«
    Langsam schaut Vincent auf.
    Ari sieht ihm fest in die Augen.
    Nicht schlecht, seine Taktik, denkt Julia hinter der Spiegelscheibe anerkennend.
    »Wenn Sie nichts sagen, schützen Sie Dagmar«, fährt Ari fort. »Wollen Sie das wirklich?« Er behält Vincent scharf im Auge.
    »Na gut«, sagt dieser nach längerem Schweigen mürrisch. »Wir haben ein Haus in Brabant. Dort wird sie sein.«

42
    Sie hat nicht mitbekommen, wann sie gekommen sind; fest steht aber, dass sie jetzt ein Riesenproblem hat. Sie hätte früher aufbrechen müssen, nicht erst noch kochen und essen. Die Dunkelheit hätte ihr einen gewissen Schutz geboten, darauf hat sie spekuliert, doch nun wird ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht hat.
    Die Arme um den Körper gelegt, steht Nathalie am Fenster. In der Nachmittagssonne leuchten die Wiesen sattgrün, dahinter beginnt dunkel und bedrohlich der Wald.
    Die Sonne hat sie verraten. Sie haben es schlau angestellt, das muss Nathalie zugeben, konnten aber nicht verhindern, dass eine der Waffen das Sonnenlicht reflektierte und sie damit ungewollt ein Warnsignal aussandten.
    Nathalie wägt ihre Chancen ab. Unerkannt durch die Hintertür verschwinden kann sie nicht mehr, dafür ist es zu spät. Bleibt nur noch die Möglichkeit zu verhindern, dass sie ins Haus kommen.
    Worauf sie noch warten, ist ihr ein Rätsel. Vielleicht ist das Anwesen noch nicht komplett umstellt, oder sie sondieren erst mal die Lage, bevor sie zuschlagen.
    Wie auch immer, noch hat sie Zeit, und sie denkt nicht im Traum daran, sich zu ergeben.
    Als ihre Entscheidung gefallen ist, geht sie in den Keller, schleppt zwei Kanister Benzin die Treppe hinauf und beginnt, den Inhalt in der Wohnung zu verteilen: im Flur von der Haustür bis zur Treppe, auch über ihr bereits dort stehendes Gepäck, dann im Wohnzimmer auf dem Fußboden, den Möbeln und Nicos Leiche und schließlich in der Küche um den Gasherd herum, den sie anschließend voll aufdreht.
    Wenn sie eindringen und den ersten Schuss abgeben, fliegen sie mitsamt dem Haus in die Luft.
    Aber draußen ist es nach wie vor ruhig.
    Plötzlich zerreißt eine Megafonstimme die Stille.
    »Dagmar, wir wissen, dass Sie im Haus sind. Wir fordern Sie auf, mit erhobenen Händen

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