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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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und die Kraft des Himmels hatten sie hierhergebracht, und sie würde nie vergessen, wie sich diese innere Leichtigkeit anfühlte. Vielleicht hatte Antonia doch recht und es ging um das innere Licht …
    Als sie in der Cloak Lane ankamen, hatten sie sich wieder hergerichtet. Michael kletterte vom Kutschbock und hustete lautstark, ehe er die Kutschentür öffnete. Er schüttelte Dillon die Hand und sagte, er hoffe, ihn eines Tages in Irland zu sehen. Dann ließ er die beiden unter der Kutschenlampe allein.
    Im Schein des Lichtkegels sah Dillon Rhia fragend an.
    »Darf ich dich denn in Irland besuchen?«
    »Das darfst du«, erwiderte sie.
    »Dann werde ich das vielleicht tun.«
    »Und wehe, du tust’s nicht«, drohte sie.

Merchant’s Quay, Oktober 1842
    Michael Kelly saß auf einem Haufen Steine, die aus einem Bruch bei Belgrad in der Nähe von Dublin stammten. Die Steine würden einen Teil des neuen Mahoney-Lagerhauses bilden. Er stopfte seine Pfeife und beobachtete den emsigen Betrieb auf dem Kai, den immerwährenden Kreislauf des Handels. Hinter der Reihe Backsteinhäuser konnte man einen Wald aus Masten und Takelage sehen – einst hatte ihn dieser Anblick zu Abenteuern auf die hohe See hinausgelockt. Er seufzte zufrieden. Jetzt war es an der Zeit, zu Hause zu bleiben.
    Nicht weit entfernt standen Dillon und Rhia. Sie hatten im Sommer geheiratet, in der Kapelle von Greystones. Es war eine typische Dorfhochzeit gewesen: Alle waren willkommen gewesen, und anschließend hatte es eine Ceilidh , Musik und Tanz, auf der Dorfwiese gegeben. Annie hatte ihn zum Tanz aufgefordert, und als er protestierte, hatten ihn Thomas und Fiona dazu gezwungen. Also tanzte er mit seiner Frau, und sie sah in ihrem gelben Kleid so hübsch aus wie damals, als er ihr das erste Mal begegnet war.
    Sie hatte jedoch nie schöner ausgesehen als am Tag seiner Heimkehr. Welch süßer Tag war das gewesen. Er hatte Rhia die Kutsche nehmen lassen und war selbst an der Küste entlanggegangen. Thomas saß am Webstuhl und Annie am Spinnrad, genau wie er sie sich jahrelang vorgestellt hatte. Er ging einfach hinein, und die beiden sahen ihn verblüfft an, als hätte ein Fremder ihre Stube betreten. Annie ließ ihren Rocken zu Boden fallen. Das hatte er sie noch nie tun sehen, denn sie war sonst immer so vorsichtig mit ihrem Garn. Und dann lag sie in seinen Armen. Die erste Nacht schliefen sie überhaupt nicht. Wie hätten sie auch gekonnt? Es gab so vieles aneinander wiederzuentdecken. Sie fragte ihn nicht, ob er ihr treu geblieben war, aber falls sie je an seiner Liebe gezweifelt hatte, dann hatte er sie ihr in jener Nacht und in vielen Nächten seither bewiesen.
    Neben Rhia und Dillon standen Brigit und Connor Mahoney. Connor benutzte immer noch seinen Stock, aber er hielt sich dieser Tage aufrechter. Für die Geschäfte interessierte er sich nicht mehr sonderlich, aber das brauchte er auch nicht – nicht mit Brigit und Rhia im Haus.
    Sie sahen zu, während die Grundsteine an den Ort gelegt wurden, wo einst das nun zerstörte Leinenlagerhaus gestanden hatte. Rhia hatte ihren alten roten Umhang zu den Färbern gebracht, und nun war er violett. Auch ihr Haar war wieder lang. Die Geschäfte der beiden Frauen liefen gut. Sie hatten einen Klipper auf See, einen zweiten, der jetzt gerade Sydney verlassen sollte, und einen dritten, der bald von Dublin nach London segeln würde. Antonia hatte eine Menge Käufer in England und auf dem Kontinent für Rhia aufgetan. Sie und Isaac waren jetzt Geschäftspartner, und Michael wäre nicht überrascht, wenn sie bald noch mehr als das sein würden.
    Er hatte einen Brief von Dan aus Sydney bekommen, in dem er erklärte, weshalb er sein Tuch nicht an sie zurückschickte. Stoff von guter Qualität war in der Kolonie immer noch rar. Rhia bestand darauf, dass sie selbst die erste Schiffsladung begleiten würde, wobei Michael sehen konnte, dass ihr Mann wenig von dieser Idee hielt. Das würde sie jedoch nicht davon abhalten. Sie tat, was sie wollte, und Dillon schien genau das an ihr zu mögen. Es war ein ungewöhnlicher Zug in einem Mann, und Michael war durchaus bereit das zuzugeben.
    Michael selbst würde nicht nach Australien zurückkehren. Selbst ein Besuch in Dublin war ihm inzwischen zu lange von zu Hause weg. Annie wartete jetzt auf ihn, wie sie es all die Jahre getan hatte.
    Rhia schaute in Richtung des heiligen Patrick, und Michael glaubte zu sehen, wie sie respektvoll den Kopf senkte, doch ganz sicher war er

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