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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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hatte einen unheilvollen Ausdruck.
    »Der Gerichtsdiener?«
    »Ja. Er kommt, um dich zu verhaften.« Nach einem Augenblick setzte er hinzu: »Aber kurz davor ist eine Nachricht von Bartomeu gekommen.«
    »Bartomeu?«
    »Ja. Er bittet mich, dass ich deine Festnahme verhindere. Er habe eine gute Neuigkeit.«
    »Und was wollt Ihr tun?«
    »Ich habe es schon getan. Ich habe dem Gerichtsdiener gesagt, er solle dich in den Hafenschänken suchen.«
    »Ihr habt gelogen?«
    »Streng genommen nicht«, sagte er lächelnd. »Ich habe ihm lediglich empfohlen, dass er dort nach dir suchen soll. Ich habe ihm nicht gesagt, dass du dort zu finden bist.«
    Als Bartomeu kam, schlossen sie sich im Kapitelsaal ein. Der Kaufmann hielt ein Papier in der Hand.
    »Mosén Roig hat uns diesen Brief hinterlassen, bevor er fortging«, erklärte er. »Allerdings hat der Bote Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Ihr wisst ja, wie die Inquisition den bestraft, der Konvertiten hilft. Darum hat der Brief ein paar Tage länger gebraucht.«
    »Und was sagt er?«, fragte der Subprior.
    »Er nennt den Namen des Silberschmieds, der das Blattgold gekauft hat, und er beschreibt die Person, die es an ihn verkauft hat.«
    »Wie sieht sie aus?«, wollte Joan wissen.
    »Offenbar ist es ein sehr hübscher Junge mit kindlichen Gesichtszügen. Er sagt, er wirke wie ein Engel.«
    »Engelsgesicht!«
    Er erinnerte sich genau an den Jungen, der als Köder gedient hatte, um Bruder Nicolau zu bestrafen. Dieser hatte Felip immer ohne ein Widerwort gehorcht, und das tat er gewiss weiterhin.
    »Er kann es sein. Aber wir haben ein Problem«, kündigte Bartomeu an. »Der Juwelier will nicht reden. Er sagt, er wisse nichts. Ich bin sicher: Wenn ihn Mosén Roig persönlich darum bäte, würde er uns unterstützen. Aber Mosén Roig ist nicht mehr da, und wir gehören nicht zur Zunft.«
    »Kann man nicht den Brief als Beweis benutzen?«, fragte Joan.
    Bartomeu machte eine skeptische Geste.
    »Ich glaube nicht, dass der Brief eines geflohenen Konvertiten in den Tagen, die wir erleben, allzu glaubwürdig ist«, erwiderte er. »Ja noch mehr, wenn die Inquisition etwas wittert, können wir Probleme bekommen.«
    »Wie heißt der Silberschmied?«, wollte der Subprior wissen.
    »Feliu. Er hat seinen Laden am Anfang der Calle Argentería, auf der Seite von Santa María del Mar.«
    »Diesen Gauner kenne ich. Den überlasst mir«, erklärte der Mönch nachdrücklich. »Ihr sagt also, dass es den Brief eines geflohenen Konvertiten gibt, der über ihn spricht, stimmt das? Dann waren sie wohl Freunde, nicht wahr? Kollegen auch über die Zunftgrenzen hinaus, vielleicht …«
    Ein unheimliches Lächeln verzog seinen Mund. Joan zweifelte nicht daran, dass der Mönch die Zeugenaussage dieses Feliu bekommen würde.
     
     
    Es war Sonntagnachmittag, und es nieselte. Engelsgesicht lief übel gelaunt nach Hause, weil die von Lluís geführte Bande die von Felip in der Schlacht der Steine besiegt hatte. Um sie zu ermuntern, sagte Felip, sie würden neue Mitglieder aufnehmen, und dann würden sie sogar noch stärker als früher sein. Es dämmerte an diesem kalten Wintertag. Die Straßen waren dunkel und menschenleer. Der Junge kam an einer schmalen Gasse vorbei, als drei Kerle, die sich in ihre Mäntel gehüllt hatten, aus dem Dunkel auftauchten und ihn in die Gasse schleppten. Schläge, Beleidigungen und Drohungen prasselten auf ihn herab. Erschrocken und unfähig, sich zu verteidigen, krümmte er sich zusammen. Sie rissen ihn vom Boden hoch, zwei der Kerle packten ihn an den Armen und zwangen ihn auf die Knie. Engelsgesicht stöhnte und bat um Mitleid.
    »Ich habe niemandem etwas Böses getan«, sagte er. Er verstand nicht, welchen Grund der Angriff hatte.
    »Erinnerst du dich an Bruder Nicolau?«
    »Ich habe ihn nicht geschlagen«, schluchzte er. »Ich habe nur Felips Befehle ausgeführt. Ich wollte nicht, dass man ihn so schlimm misshandelte.«
    Vor seinen Augen, die sich schon an das trübe Licht in der Gasse gewöhnt hatten, blitzte etwas metallisch auf. Er spürte eine scharfe Dolchspitze, die ihn in eine Wange stach.
    »Ich richte dir das Gesicht so zu, dass man dich nicht mehr ›Engel‹, sondern ›Teufel‹ nennen wird«, hörte er, während die Waffe stärkeren Druck ausübte. »Und danach kriegst du eine solche Tracht Prügel, dass du zum Krüppel wirst, genau wie der Mönch.«
    »Nein! Habt Erbarmen!«
    »Gehorche, wenn du willst, dass wir es haben.«
     
     
    Als die vier durch die

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