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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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Allmählich konkretisierten sich die Worte und Gefühle, und endlich konnte er die Feder ins Tintenfass tauchen.
    »Der freie Wille des Menschen«, schrieb er. »Die Untaten der Menschen sind nicht Gottes Schuld.« Er dachte wieder eine Weile nach und notierte: »Manche benutzen den Namen Gottes, um ihre Verbrechen zu rechtfertigen.«
    Sobald die Tinte diese Sätze auf das Papier gezaubert hatte, fühlte sich Joan gestärkt. Das war die Bestätigung, dass er sich aus der tiefen Verzweiflung herausarbeitete, dass er aus dem Dunkel, in dem er einen Tag zuvor versunken war, zum Licht zurückkehrte. Dass er zum Herrgott zurückkehrte. Nichts hatte sich verändert, ihn quälten immer noch dieselben Dinge wie zuvor. Nur dass er sich besser fühlte, viel besser, nachdem er es geschrieben hatte. Er wollte nur noch in die Kirche gehen und beten. Sein Herz der Hoffnung und dem Höchsten Wesen öffnen. Und beten, beten.
     
     
    Als er aus der Kirche kam, begegnete er Bruder Antoni, dem Subprior.
    »Wo warst du heute Nacht?«, erkundigte der sich mit finsterer Miene.
    »Ich komme aus der Kirche. Ich habe zum Herrn gebetet«, antwortete der Junge. »Ich habe das mit dem freien Willen verstanden.«
    Das Gesicht des Mönchs deutete ein erleichtertes Lächeln an.
    »Wie gut«, sagte er. »Du weißt nicht, wie ich mich freue. Du hast uns Sorgen gemacht. Wo warst du?«
    »Darauf kommt es nicht an. Wichtig ist, dass ich in die Kirche zurückgekehrt bin und weiß, dass ich mein Schicksal vollständig auf mich nehmen muss. Ich will zu Mosén Corró gehen und ihm sagen, dass ich meine Unschuld nicht beweisen kann.«
    Der Mönch zog ein unwilliges Gesicht.
    »Du hast das Blattgold nicht gestohlen, Sohn. Du wirst eine Strafe bekommen, die du nicht verdienst.«
    »Ratet Ihr mir etwa auch, dass ich fliehen soll?«
    »Das ist nicht das Würdigste, aber vielleicht ist es das Klügste«, antwortete der Mönch nachdenklich.
     
     
    Joan ging in die Buchhandlung. Señora Corró, die im Laden war, empfing ihn so liebevoll wie immer. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Er sagte, dass er mit dem Herrn reden wolle, vorher wolle er jedoch Abdalá begrüßen. Er ließ sich nicht in der Werkstatt blicken, um Felip nicht zu begegnen, sondern stieg zum letzten Stock hoch.
    Mit einer kräftigen Umarmung begrüßte der Maure seinen Lehrling. Der Alte fragte ihn, ob er einen Beweis zu seinen Gunsten gefunden habe, und Joan schüttelte den Kopf. Er hätte ihm beinahe sein Erlebnis mit der Hexe erzählt, als der Herr erschien. Mosén Corró verzog unwillig das Gesicht, als er erfuhr, dass der Junge nichts Neues mitzuteilen hatte.
    »Dann muss ich dich beim Gerichtsdiener anzeigen, Joan.« Er seufzte. »Ich möchte es nicht, weil ich nicht glaube, dass du der Dieb bist. Aber ich bin es der Disziplin der Bruderschaft schuldig.«
    Schweigen trat ein, während sich der Buchhändler und der Lehrling in die Augen blickten.
    »Trotzdem kann ich dir zwei Tage mehr bewilligen«, sagte er nach einer Weile. »Wolltest du nicht deine Familie in Italien suchen? Ich gebe dir kein Geld für die Fahrt, aber ein gemeinsamer Freund wird das tun.«
    Joan wusste, dass er von Bartomeu sprach und dass die beiden wohl gründlich über diese Angelegenheit gesprochen hatten. Er war für das Vertrauen dankbar, das sie ihm bewiesen. Doch sein Entschluss stand fest.
    »Nein, Herr«, antwortete er nachdrücklich. »Lieber ertrage ich die Strafe und verkünde mit hocherhobenem Kopf laut meine Unschuld, als dass ich mich davonmache und Verbannung und Schande erdulde. Ich werde nicht fliehen. Das würde mich in aller Augen zum Schuldigen machen, und das bin ich nicht.«
    Der Buchhändler nickte nachdenklich mit dem Kopf, machte ein paar Schritte nach vorn und umarmte Joan.
    »Möge Gott dir helfen, Sohn«, murmelte er. »Ich gebe dir noch zwei Tage für den Fall, dass du deine Meinung änderst.«
    In diesen Tagen verbrachte Joan so viel Zeit, wie er konnte, mit seinem Bruder und Abdalá. Er übte Latein mit Bruder Melchor und unterhielt sich mit den Seeleuten in den Schänken. Er musste immer wieder an seinen Besuch bei der Hexe denken, und er schrieb zwei weitere Anmerkungen in sein Buch: »Der Teufel ist Hass.« – »Groll ist eine tödliche Krankheit.«
     
     
    Es war der dritte Tag, und Joan wartete im Kloster unruhig auf die Mitteilung, dass der Gerichtsdiener eingetroffen sei, der ihn festnehmen sollte. Der Subprior besuchte ihn: »Er ist schon hier.« Sein knochiges Gesicht

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