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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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halbgeöffnete Tür kamen, die das Kloster mit der Calle de Santa Anna verband, fühlte sich Engelsgesicht einer Ohnmacht nahe. Das hier war der Ort, an dem er Bruder Nicolau verführt hatte, was schließlich so entsetzlich endete. Wollten sie ihn dafür büßen lassen? Sie liefen über den dunklen kleinen Platz und betraten den Kreuzgang. Er lag ebenfalls im Dunkeln, nur von den zwei Glasfenstern des Kapitelsaals ging ein schwaches Licht aus. Mit einem heftigen Stoß schoben sie ihn in den Raum.
    »Knie vor der Lampe nieder«, befahl ihm einer seiner Entführer.
    Der Junge tat es. Er spürte, wie seine Beine zitterten, und als er ins Halbdunkel blickte, entdeckte er vier vermummte Mönche, die vor ihm standen. Einer von ihnen machte einen Schritt nach vorn und fragte ihn mit Donnerstimme: »Bist du der, den man Engelsgesicht nennt?«
    »Ja, Pater«, murmelte der Junge.
    »Mosén Feliu«, sprach der Mönch weiter und wandte sich an jemanden, der rechts von ihm in der Dunkelheit stand, »erkennt Ihr diesen Gauner wieder? War er es, der Euch das Blattgold verkauft hat?«
    »Das kann ich bei dem schlechten Licht nicht deutlich sehen.«
    Gabriel und Lluís zwangen Engelsgesicht, auf den Knien zu bleiben. Joan nahm eine Lampe und leuchtete ihm ins Gesicht.
    »Ja, das ist er. Kein Zweifel«, sagte der Juwelier.
    »Hast du die Goldblättchen gestohlen?«, donnerte der Mönch.
    »Nein! Das war ich nicht!«, widersprach Engelsgesicht, der beinahe erleichtert war, als er mitbekam, dass die Sache nichts mit dem Überfall auf Bruder Nicolau zu tun hatte. »Ich war es nicht!«
    »Wie kommt es dann, dass du sie dem Silberschmied verkauft hast?«
    »Das hat man von mir verlangt.«
    »Wer?«
    Engelsgesicht blickte den großen, vermummten Mönch verängstigt an. Er konnte von ihm kaum etwas außer Kinn und Nase erkennen. Er zögerte. Ihn würde anderes Unheil treffen, wenn er Felip beschuldigte.
    »Wer war es?«, brüllte die Stimme, die vom Engel der Apokalypse zu kommen schien.
    »Felip, der Lehrling bei den Corrós«, murmelte er eingeschüchtert.
    »Schwöre bei Gott, dass es so ist!«
    »Ich schwöre es!«, stieß Engelsgesicht hervor, bevor er in Tränen ausbrach.
    »Und woher hat er das Blattgold?« Der Mönch setzte das Verhör erbarmungslos fort.
    »Aus der Werkstatt, in der er arbeitet.«
    Stille trat ein, die nur vom Schluchzen des Jungen unterbrochen wurde. Immer noch auf Knien, senkte er den Kopf. Der Mönch, der kein anderer als der Subprior war, drehte sich zu seinen beiden schweigenden Kollegen um. Diese nickten zustimmend, und der Mönch wandte sich an den Jungen.
    »Du kannst gehen.«
    Der Junge blickte erleichtert auf.
    »Aber denk daran, dass du bei Gott und vor Zeugen geschworen hast!«, brüllte der Mönch abermals.
    Engelsgesicht bejahte mit einem Kopfnicken. Seine Entführer packten ihn an den Armen und schleppten ihn auf die Straße hinaus.
    Sie brachten ihn zur Plaza de Santa Anna, die nur ein sehr kurzes Stück von der Klostertür entfernt lag. Dort gab es etwas Licht, das die Fackeln an einigen Palästen verbreiteten. Joan stellte sich so hin, dass ihn Engelsgesicht gut sehen konnte.
    »Weißt du, wer ich bin?«
    »Du bist Joan«, antwortete der andere, der immer noch zitterte. »Ich habe dich an der Stimme erkannt.«
    »Ja, ich bin Joan, und ich will dir einen Rat geben. Wenn du Felip siehst, wirst du ihm besser nicht sagen, dass du ihn gerade verraten hast.«
    »Danke«, sagte der andere und rannte eilig nach Hause.
     
     
    Im Kapitelsaal sagte der Subprior zu dem Juwelier: »Geht mit Gott, Feliu. Und denkt daran, dass auch Ihr einen Schwur abgelegt habt.«
    »Daran werde ich denken, Bruder Antoni«, antwortete der Mann.
    Er verbeugte sich und ging eilig aus dem Saal hinaus.
    »Jetzt ist alles klar, glaube ich«, erklärte der Mönch und wandte sich zu den schweigenden Vermummten um.
    Einer von ihnen zog seine Kapuze herunter und ließ seine Glatze sehen. Es war Buchhändler Corró, der ein ernstes Gesicht machte.
    »Ganz klar, Bruder Antoni«, sagte er.
    »Was wollt Ihr jetzt tun?«, fragte der vierte Mann, während er die Kapuze herunterzog.
    »Etwas Gutes und etwas Schwieriges, Bartomeu«, erklärte Corró. »Das Gute ist, dass ich Joan wieder aufnehme. Ich werde nach einer Möglichkeit suchen, wie ich ihn entschädigen kann. Das hat der Junge verdient. Und das Schwierige wird sein, dass ich den Sohn unseres Kameraden aus meinem Haus werfen muss.«
    »Das wird hart für Euch«, bestätigte der

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