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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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angreift?«
    »Diese Klausel kommt immer in den Verträgen vor, die christliche Könige untereinander abschließen.«
    »Ja, aber sieh dir die Landkarte an«, erklärte der Erste. »Der Kirchenstaat, in dem ein spanischer Papst herrscht, liegt auf dem Weg zwischen Frankreich und Neapel. König Karl  VIII . muss durch dieses Gebiet marschieren.«
    Dadurch erfuhr Joan, dass es wohl sehr bald einen Krieg in Italien geben und König Ferdinand trotz des Abkommens nicht die Hände in den Schoß legen würde.
    Meister Elois Werkstatt würde weiterhin Kanonen herstellen, und für junge Männer wie Joan, die das Waffenhandwerk ausüben wollten, würde es kostenlose Überfahrten nach Italien geben.

58
    T rotz des drohenden Krieges war dies für die Könige Isabella und Ferdinand eine Zeit des Friedens und des Ruhms. Die guten Neuigkeiten nahmen kein Ende. Nach dem Osterfest, im April, stellte sich in San Jerónimo de la Murta ein Seemann namens Christoph Kolumbus vor, der behauptete, er habe sein den Monarchen gegebenes Versprechen erfüllt und einen viel kürzeren Weg nach Indien entdeckt. Die Könige und ihr Hofstaat erwiesen ihm große Ehren. Sie zogen gemeinsam in Barcelona ein und zelebrierten in der Kathedrale eine Dankmesse. Dort dienten Isabella, Ferdinand und der Kronprinz Juan als Taufpaten von sechs Indios, die der »Admiral des Weltmeeres«, wie sich Kolumbus nennen ließ, in seinem Gefolge mitgebracht hatte.
    Die Seeleute in den Schänken kommentierten dieses Ereignis sehr wohlwollend. Die Entdeckung eines neuen Seewegs nach Indien würde Spanien bedeutende Vorteile bringen, da die Osmanen bisher einen großen Teil des Orienthandels kontrolliert hatten. Man warb Matrosen für die nächste Reise des Admirals Kolumbus an, und Joan sagte sich, dass dies gewiss ein faszinierendes Abenteuer sein werde, ihn aber nicht interessiere. Sein Ziel war Neapel.
     
     
    Im Sommer traf die Neuigkeit ein, auf die Joan gewartet hatte. Der gerade aus Italien angekommene Admiral Vilamarí hatte eine Unterredung mit dem König und erreichte, dass der Monarch den Befehl widerrief, seine Flotte zu zerstören. Anscheinend führte die Wiedereingliederung der nördlichen Grafschaften nach über dreißig Jahren französischer Herrschaft zu Unruhen, und man brauchte Unterstützung, um dort die spanische Präsenz wieder zu sichern. Isabel und Ferdinand hielten sich weiter in San Jerónimo de la Murta auf, und darum blieben Vilamarís Galeeren im Hafen von Badalona. Trotzdem kamen einige Seeleute nach Barcelona, weil sie sich vergnügen oder ihre Angehörigen sehen wollten. Joan musste die Prahlereien betrunkener Matrosen über sich ergehen lassen, die von ihren Abenteuern in Italien erzählten, doch er erhielt eine wichtige Information von ihnen. Ein Mann, dessen Beschreibung auf den Einäugigen zutraf, stand weiter im Dienst des Admirals und war Aufseher auf der Admiralsgaleere, der
Santa Eulalia
. Aber er tauchte nicht in den Schänken auf, und als Joan von Eloi die Erlaubnis erhielt, nach Badalona zu reisen und dort so lange zu bleiben, wie es nötig wäre, traf die Nachricht ein, dass die Flotte unverzüglich nach dem Roussillon auslaufen werde.
     
     
    Zwei Männer, die nicht wie Matrosen oder Kaufleute aussahen, erregten am Ende des Sommers Joans Aufmerksamkeit in den Schänken. Der Jüngere war noch keine zwanzig Jahre alt und trug edle Kleidung aus Samt und Seide. Der Ältere hingegen war nahe an die Dreißig. Sein sehniger Körper und seine strenge Miene flößten Achtung ein, obwohl er nicht sehr groß war. Er hatte braune Augen und eine platte Nase. Als Joan sie beobachtete, kam er zu dem Schluss, dass der Junge ein adliger Leichtfuß und der andere sein Leibwächter war.
    Nach ein paar Tagen setzte sich Joan an den Tisch, wo der Mann den jungen Burschen beaufsichtigte, der gerade würfelte. Der andere hieß Miquel Corella, sprach mit deutlichem valencianischem Akzent und sagte, er lebe in Rom und stehe im Dienst Seiner Heiligkeit, des Papstes Alexander  VI .
    Joan begleitete sie zum Ausgang: Der Junge hatte beim Würfeln eine stattliche Summe verloren. Er zog seinen Degen und begann, mit einem merkwürdigen, halb valencianischen und halb italienischen Akzent laut zu prahlen, wobei er sich nicht um Miquel Corella kümmerte, der ihn bat, den Degen einzustecken und sich zu beherrschen. Eine Katze lief ihm über den Weg. Er zeichnete mit dem Degen zwei Kreise in die Luft und spießte die Katze auf. Das Tier ließ ein

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