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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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auf den Galeeren Vilamarís anwerben und werde unsere Familie finden.«
    Joan schüttelte den Kopf. Ihr Vater hatte
ihn
beauftragt, sich um Gabriel zu kümmern. Er glaubte nicht, dass der Junge auf ein derartiges Abenteuer vorbereitet war. Das würde er nie sein. Er würde es unter keinen Umständen zulassen, dass sein Bruder an Bord ging. Er war der Ältere, und das war seine Verantwortung.
     
     
    Es fiel ihm schwer, die Dienstboten zu überzeugen, ihm die Tür zum Haus Bartomeus zu öffnen, doch der Kaufmann empfing ihn überrascht und liebenswürdig. Was führte Joan um diese Zeit zu ihm?
    Als dieser dem Kaufmann erzählte, was geschehen war, wurde der sofort hellwach. In den letzten Jahren hatte Bartomeu sowohl mit seinen Geschäften als auch gesellschaftlich große Sprünge gemacht. Er war einer der zweiunddreißig Ratsherren, die die Kaufleute im Rat der Hundert, dem leitenden Verwaltungsorgan der Stadt, vertraten.
    »Wir werden nicht zulassen, dass dieser Korsar Vilamarí sein Gesetz in Barcelona diktiert!«, sagte er entrüstet. »Es kommt nicht darauf an, wie viele Galeeren er im Hafen hat und dass er wieder die Gunst des Königs genießt.«
    Dann blickte er Joan fest an: »Aber vielleicht urteilen wir vorschnell, glaubst du nicht? Der Admiral hat noch nichts unternommen, nicht wahr? Na los, geh schlafen, und morgen sehen wir, wie wir diese Angelegenheit regeln können.«
    Aber der Admiral handelte genau so, wie es Meister Eloi vorausgesehen hatte. Beim Verhör der Wirtsleute stellte sich heraus, wer Joan war und wo er lebte, und am Morgen erschien eine Kompanie von fünfzig Armbrustschützen in der Werkstatt. Sie durchsuchte alles von oben bis unten, doch sie fanden den Jungen nicht.
    Das führte zu einem lebhaften Streit zwischen der Stadt und Admiral Vilamarí. Die Zunft der Gießer sah sich als Beteiligte in dieser Angelegenheit an, denn der Beschuldigte war ja ein Meister der Zunft. Der Admiral mochte zwar über die königlichen Galeeren gebieten, aber er hatte kein Recht, eine ihrer Werkstätten zu durchsuchen.
    Der Disput wurde dem Infanten Enrique von Aragonien vorgetragen. Er wünschte sich als Letztes, in einem Streit zu vermitteln, in den die Stadt, die stets streitbar über ihre Rechte wachte, ihre größte Zunft und der Admiral der königlichen Flotte verwickelt waren. Darum lud er Bartomeu als Vertreter der Stadt, Eloi als Abgesandten seiner Zunft und den Admiral in seine Residenz an der Calle Ancha ein, damit die Beteiligten eine Vereinbarung aushandelten.
    Admiral Bernat de Vilamarí war ungefähr fünfzig Jahre alt. Er war groß, hatte braune Augen, buschige Brauen, hohe Backenknochen, ein festes Kinn und dunkle Hautfarbe – etwas für einen Adligen Unangemessenes. Er trat energisch auf, und seine Kleidung richtete sich nach der italienischen Mode. Da er zum vornehmsten Geschlecht unter den streitenden Parteien gehörte, sprach er als Erster: »Ich werde nicht zulassen, dass ein Kneipenraufbold, der einen meiner Seeleute ermordet, ungestraft bleibt«, sagte er. »Die Stadt soll ihn mir übergeben, damit ich ihn aufhängen kann.«
    »Joan ist überhaupt kein Kneipenraufbold«, erklärte Eloi. »Er ist ein angesehenes Mitglied der Zunft, die Eure Kanonen herstellt. Die Bruderschaft der Elois hat bereits ihre Untersuchung durchgeführt, und wir haben mit den Gastwirten gesprochen. Euer Seemann hat beim Würfeln eine beträchtliche Summe verloren, viel getrunken und als Erster seine Waffe gezückt. Der Junge hat sich nur verteidigt. Die Zunft hat ihn für unschuldig erklärt und wird ihn bis zum Äußersten schützen.«
    Vilamarí schien über diese Mitteilung nachzudenken, die anscheinend neu für ihn war. Er durfte die Worte des Zunftvertreters nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er hatte einen Trupp losgeschickt, der gewaltsam in eine Gießerei eingedrungen war, ohne auf Widerstand zu stoßen. Aber die Bürger Barcelonas hatten das Recht und die Pflicht, Waffen zu besitzen und gebrauchen zu können, um die Stadt und ihre Interessen zu verteidigen. Und die Bürgerregimenter waren im Rahmen der Zünfte organisiert. Sie hatten zuverlässige, militärisch ausgebildete Anführer. Er hatte nicht vor, wieder zur Gewalt zu greifen. In einem Straßenkampf würden seine Männer den Kürzeren ziehen.
    »Außerdem«, griff Bartomeu ein, »ist der Junge noch keine dreiundzwanzig Jahre alt. Er ist minderjährig und darf gar nicht hingerichtet werden.«
    »Wenn er minderjährig ist, muss er zunächst

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