Am Horizont die Freiheit
der öffentlichen Schande preisgegeben und danach verurteilt werden, für den Rest seines Lebens auf einer Galeere zu rudern«, erklärte der Admiral.
»Die Zunft wird das nicht zulassen«, widersprach Eloi. »Er wurde für unschuldig erklärt.«
»Also, in dem Prozess, den ich durchführe, ist er schuldig«, behauptete der Admiral nachdrücklich.
»Dann muss er einen unabhängigen Prozess bekommen«, sagte Bartomeu erregt. »Aber ich weise Euch darauf hin, Admiral, dass die Wirtsleute aussagen werden, was sie gesehen haben, und man wird den Jungen freisprechen.«
»Denkt daran«, antwortete Vilamarí mit einer beruhigenden Geste, die die Spannung verringern sollte, »ich kann nicht zulassen, dass einer meiner Männer bei einer Wirtshausschlägerei von einem Zivilisten ermordet wird. Die Flotte erwartet, dass man den Schuldigen exemplarisch bestraft. Das ist Ehrensache. Wenn hier nicht unser Hafen wäre und wir uns in einem fremden Land befänden, würden wir eine Strafaktion durchführen, bei der ein paar Einheimische sterben müssten. Oder wir würden die Stadt bombardieren. Es kommt nicht darauf an, was die Wirtsleute sagen, sie verteidigen ja ihren Gast. Die Seeleute, die in der Schänke waren, werden das Gegenteil behaupten.«
»Sie haben es gar nicht gesehen«, unterbrach Eloi. »Als es geschah, haben sie gewürfelt.«
»Es kommt nicht darauf an, was sie gesehen haben«, erklärte der Admiral weiter, »sondern darauf, was sie aussagen. Außerdem hatte unser Mann vier Wunden. Der Junge wollte ihn töten. Er verdient seine Strafe.«
»Der Junge hat sich verteidigt«, sagte Bartomeu.
»Aber er hat keine Verletzung abbekommen«, fiel ihm Vilamarí ins Wort. »Und er hat viermal zugestochen.«
»Einen Augenblick, meine Herren«, griff der Infant Enrique ein, der bisher geschwiegen hatte. »Ich will nicht auf Schuld oder Unschuld eingehen, aber ich werde Euch den Willen des Königs mitteilen. In nächster Zeit wird die Flotte ganz unentbehrlich sein, und König Ferdinand will, dass man ihre Ehre respektiert und dass sie ihre Moral aufrechterhält. Er will auch nicht die Stadt beleidigen. Ich hoffe, dass ich in dieser Angelegenheit nicht selbst ein Urteil fällen muss und dass Ihr Euch auf eine Regelung einigt, die die Mindestforderungen beider Seiten zufriedenstellt und zugleich eine exemplarische Bestrafung ist.«
»Aber …« Eloi wollte widersprechen.
»Mehr gibt es nicht zu sagen«, unterbrach ihn der Infant. »Kommt an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit zusammen und sucht nach einer Lösung, die mich als Vertreter des Königs zufriedenstellt. Diese Vereinbarung wird das Urteil sein, das ich fälle.«
Er erhob sich und verabschiedete sie mit einer Handbewegung.
Eloi überließ Bartomeu seine Stimme bei den Verhandlungen. Ihm missfiel das anmaßende Auftreten des Adels. Der Kaufmann war hingegen ein Bakkalaureus, und seine gesellschaftliche Herkunft brachte ihn in viel größere Nähe zu den Adligen. Aber die Verhandlungen waren schwierig, obwohl die Stadt eine große Macht darstellte. Vilamarí hatte nicht nur die Kampfkraft seiner Galeeren, sondern auch die der königlichen Truppen des Fürstentums auf seiner Seite, denn er konnte mit der Unterstützung des Königs und seines Statthalters, des Infanten Enrique von Aragonien, rechnen.
Bartomeu zweifelte nicht daran, dass der Infant Enrique, wenn er ein Urteil fällen müsste, zugunsten des Admirals und gegen Joan entscheiden würde. Dann würde Joan aufgehängt werden. Er wollte das Leben dieses Jungen um jeden Preis retten. Er liebte ihn wie den Sohn, den er nie hatte.
Der Admiral war ein gebildeter Mann, und nach italienischem Vorbild gefielen ihm Gesellschaften, bei denen man über Literatur, Dichtung und Philosophie sprach. Darum war er auch ein eifriger Leser. Seine kriegerische Erscheinung – manche sagten sogar die eines Piraten – wurde durch diese geistigen Interessen abgemildert. Die Zusammenkünfte der beiden verliefen bald in einer herzlichen Stimmung. Sie waren gute Unterhändler. Sie verstanden die Zwänge gut, denen der andere unterlag, und auch den Preis, den man zu zahlen hatte, um ihnen gerecht zu werden.
Schließlich vereinbarten sie, Joan des Totschlags für schuldig zu erklären, dies aber mit mildernden Umständen, da er sich selbst verteidigt hatte. Damit es eine exemplarische Bestrafung geben konnte, musste er schuldig sein, und das war eine unverzichtbare Forderung des Admirals.
Joan sollte auf dem
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