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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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Clara den Mut, es ihm zu sagen. Gabriel weinte unaufhörlich, und Joan bemühte sich, stark zu sein und seinen Bruder aufzumuntern, doch es gelang ihm nicht. Jetzt blieben von ihrer Familie nur noch sie beide übrig.
    Tomás war nicht in der Lage, die Kleinen zu trösten. Oft überraschten sie ihn, wie auch er weinte.
    »Sie kommen zurück«, wiederholte Joan, um ihn zu ermutigen. »Eines Tages holen wir sie und bringen sie heim.«
    »Nein. Sie kommen nicht zurück«, widersprach Tomás hartnäckig. »Wir werden sie nicht wiedersehen.«
    »Aber ja. Wenn ich groß bin, werde ich Soldat. Dann bin ich sehr stark, und ich ziehe los, um sie zu suchen. Das verspreche ich dir.«
    Der Mann sah ihn mit einem leisen Lächeln an. Ein paar Augenblicke schien er ihm zu glauben, doch dann schüttelte er schweigend den Kopf.
    Der Hass des Fischers steigerte sich jeden Tag: gegen die verdammten Sarazenen und den niederträchtigen Geistlichen, der nichts unternommen hatte, um den Gefangenen zu helfen. Seine Wut wirkte ansteckend, und Joan stellte fest, dass der Hass das Leid und den Schmerz linderte. Er lernte, wie Tomás die Kinnladen zusammenzupressen, zu hassen und zu verfluchen.

8
    D ie roten Korallen sind unser Gold«, sagte Tomás eines Tages zu Joan. »Ich habe ein paar aufbewahrt. Komm.«
    Er führte ihn zu einem Winkel seiner alten Hütte und zeigte ihm die Stelle im Boden aus gestampfter Erde, wo sie vergraben waren.
    »Nimm sie, wenn du sie eines Tages brauchst und ich nicht da bin. Sie sind für dich und deinen Bruder. Es sind nicht viele, aber ein paar von den kleinen Zweigen werden gut bezahlt.«
    Joan wusste, dass auch sein Vater Korallen unter dem Boden ihres Hauses versteckt hatte. Man erbeutete sie an den Küstenfelsen und Klippen. Dafür benutzte man ein Gerät mit schrägen Balken und einer Art Zackenkrone, das wie eine Harke wirkte, welches sie über die Felsen schleiften, um die Korallen abzureißen. Ein kleines Netz, das darunter hing, nahm das rote Gold auf. Es war eine schwierige Arbeit, und sie verlangte, dass das Meer ruhig war, damit das Boot nicht an den Felsen zerschellte.
    Der Junge erinnerte sich an die zwei Sommer, die er auf der
Möwe
verbracht hatte. Sie war ein gutes Boot gewesen und hatte es ihnen ermöglicht, weit hinauszufahren. Sie hatten sich nach Norden gewandt, zu den Medas-Inseln, die ebenfalls dem Santa-Anna-Kloster in Barcelona gehörten. An den Inseln war das Meer noch schöner als bei Llafranc. Sie waren von klarem und durchsichtigem Wasser umgeben, und an den flachen Stellen ließ sich der Grund deutlich erkennen. Rote Korallen wuchsen so reichlich, dass man manchmal nach ihnen tauchen konnte. Dort brachten ihm Tomás und Ramón bei, die Lunge durch tiefes Atmen mit Luft zu füllen, damit er längere Zeit unter Wasser schwimmen konnte. Joan genoss diese Tauchgänge, die Sonne und das durchsichtige und ruhige Meer. Erst ein paar Wochen zuvor waren sie von den Inseln zurückgekehrt. Aber wie weit lagen jene glücklichen Tage zurück!
    Er sah, dass Tomás jeden Tag dünner wurde. Seine hagere und sehnige Gestalt sah allmählich aus wie ein Gerippe. Beinahe alles Essbare, das sie fanden, war für die Kinder, und trotzdem waren die Kleinen immer noch hungrig, wenn die Nacht anbrach.
    »Es ist schlecht für euch, dass ihr mit mir zusammen seid«, sagte er nun schon. »Der Administrator gibt euch zu essen, wenn ich fortgehe.«
    Aber Joan antwortete, dass es ihnen bei niemandem besser als bei ihm gehen würde. Nach und nach richtete Tomás den Hass, den er gegen die Sarazenen und den Administrator empfand, gegen sich selbst.
    »Gern wäre ich wie euer Vater gestorben«, sagte er immer wieder, »als ich meine Familie verteidigte. Aber ich habe Angst bekommen, als ich diesen Donner hörte … Ich bin geflohen, als ich sah, dass Ramón zu Boden stürzte. Sie haben Elisenda und Marta weggeschleppt, während ich wie ein Feigling davonrannte.«
    »Es hätte nichts genützt, wenn du gestorben wärest«, tröstete ihn Joan. »Nur ein schneller Angriff der Bürgerwehr hätte sie gerettet.«
    »Und wozu bin ich jetzt gut? Ich habe kein Boot, ich habe nichts, was ich euch zu essen geben kann, und durch meine Schuld enthält euch der erbärmliche Administrator das bisschen Brot vor, das er im Dorf austeilt.«
    »Für alles gibt es eine Lösung«, ermunterte ihn Joan. »In wenigen Jahren sind Gabriel und ich groß, und dann können wir drei uns auf den Galeeren des Königs anwerben lassen. Wir befreien

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