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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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mehr über ihn. Stattdessen gehorchten ihm die Seeleute, die die Geschütze bedienten. Er war auch nicht wie ein Ruderknecht, ja nicht einmal wie ein Seemann gekleidet, denn er trug verhältnismäßig teure Sachen, wollte er doch neben den Offizieren auf dem Kampanjedeck nicht unangenehm auffallen. Einer reagierte unwillig, als er ihn so ausstaffiert sah.
    »Für wen hältst du dich?«, herrschte ihn Pere Torrent, der Offizier des Fußvolks, an, als er ihn erblickte. »Du bleibst immer noch ein verdammter Sträfling. Was bildest du dir ein?«
    Da der Admiral jedoch keinen Kommentar abgab, hielten es schließlich alle für ausgemacht, dass er es Joan erlaubt hatte.
    Eines Tages fragte ihn Vilamarí: »Junge, ich weiß schon, dass du gut mit Feuerwaffen umgehen kannst, aber wie kommst du mit anderen Waffen zurecht?«
    »Ich kann die Azcona werfen und mit einer Armbrust schießen.«
    »Beim Entern bleibt keine Zeit, Feuerwaffen nachzuladen, nicht einmal Armbrüste«, entgegnete der Admiral. »Wir benutzen kurze Piken, Lanzen und Azconas für die ersten Zusammenstöße, aber Degen und Schild sind die entscheidenden Waffen im Kampf Mann gegen Mann.«
    »Ich habe Degen und Schild noch nie benutzt.«
    »In deiner Stellung musst du diese Fertigkeit aber beherrschen«, widersprach der Seemann. »Ich werde dem Offizier Torrent befehlen, dich zu unterrichten.«
    Joan war sprachlos. Was hatte das zu bedeuten? Er war ein Ruderknecht, doch der Admiral schien ihn beinahe wie einen Offizier zu behandeln. Er wagte es nicht, eine Frage zu stellen. Stattdessen sagte er sich, dass er die Lehrstunden mit dem Degen möglichst gut nutzen wollte.
    In sein Buch schrieb er: »Warum hat der Admiral solches Interesse an mir? Was plant er für mich?«

75
    D ie Flottille lief zum westlichen Ende Siziliens aus. Dort hielt sie sich damit auf, die Ägadischen Inseln zu überprüfen, die nur anderthalb Fahrttage von Afrika entfernt waren. Das war einer der Lieblingsplätze der Sarazenen, um den Schiffen aufzulauern, die von Südsizilien nach Palermo, Sardinien oder Spanien fuhren. Bei der Insel Marettimo sichteten sie zwei sarazenische Galeeren, die flohen und bei der Verfolgungsjagd wieder ihre größere Schnelligkeit bewiesen. Joan konnte sie mit den Feldschlangen nicht erreichen.
    Ihre geringen Vorräte erlaubten ihnen nicht, auf die Rückkehr der Sarazenen zu warten und ihnen einen Hinterhalt zu legen. Der Admiral hatte es eilig, nach Neapel zu kommen. Bevor sie ihre Fahrt fortsetzten, befahl Vilamarí, in einer Bucht zu ankern. Er ließ alle Kapitäne auf seiner Galeere zusammenrufen. Joan und die übrigen Offiziere mussten zum Bug gehen, während sich die anderen über Karten besprachen, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatten. Nach einiger Zeit riefen sie mehrere Mitglieder der Mannschaft, die aus Sizilien stammten, und den Offizier Torrent zu sich.
    Zwei Tage später, während sie parallel zur Küste der großen Insel segelten, gab es ein erneutes Treffen der Kapitäne. Genís Solsona erklärte Joan, dass sie eine militärische Operation vorbereiteten, und Joan fragte, ob sie erwarteten, auf sarazenische Schiffe zu stoßen. Der Steuermann zuckte die Achseln. Vielleicht wusste er es und wollte es ihm nicht sagen.
    Seitdem sie von der Insel Marettimo abgefahren waren, hatten sie nur Fischerboote gesehen. Es gab keine Anzeichen für Schiffsverkehr, gewiss wegen der Piraten. Aber Joan ahnte, dass der Admiral kein Seegefecht vorbereitete. Am Nachmittag des nächsten Tages durchschaute Joan, was Vilamarí plante.
     
     
    Der Kapitän ließ mehrere Seeleute, zwei Aufseher und etwa zwanzig Soldaten zusammen mit dem Offizier Torrent, der Joan schon seit einigen Tagen im Kampf mit dem Degen unterrichtete, zu sich kommen.
    »Diese Gruppe wurde für eine besondere Operation ausgewählt«, sagte ihnen Kapitän Perelló unter den aufmerksamen Blicken des Admirals. »Heute übernachtet ihr an Land, und am Morgen wird es einen Kampf geben. Offizier Torrent kommandiert die Gruppe. Außer den Armbrüsten und Degen nehmt ihr eine Arkebuse, mit der Joan schießen wird.«
    Joan packte eine schreckliche Angst. Er ahnte, dass etwas Entsetzliches bevorstand, und es verschlug ihm die Luft zum Atmen.
    »Anstelle eurer eigenen Sachen zieht ihr euch die hier an. Und ein paar von euch sollen einen Turban tragen«, erklärte der Kapitän weiter und zeigte auf einen Haufen Kleidungsstücke, die den auf den Fusten gefangen genommenen Sarazenen gehört hatten.
    Joan

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