Am Horizont die Freiheit
mächtiges Königsschloss aus der Zeit der Normannen. Einem Sträfling wie ihm würde man es nie erlauben, an Land zu gehen und selbstständig durch die Stadt zu spazieren, doch er vertraute darauf, einen Vorwand zu finden, um genau das zu tun.
Sie ankerten in La Cala, ohne dass man ihnen einen solch triumphalen Empfang wie in Alghero und Cagliari bereitete. Auch das Meer war ein Feind, und diese zwei ramponierten Schiffe, die in den Hafen einliefen, waren das Ebenbild ihrer Niederlage.
Sobald das Schiff vor Anker gegangen war, verließ es der Admiral. Er lief durch die Via Argenteria – die »Straße der Silberwaren« – und dann weiter zur Kathedrale. Als er die Residenz des Erzbischofs hinter sich gelassen hatte, kam er zum normannischen Königspalast, wo er den Statthalter Fernando de Acuña aufsuchen wollte. Ihn begleitete eine Eskorte von zwanzig Armbrustschützen, die unter dem Befehl des Truppenoffiziers Torrent standen. Die Handwerker, die mit ihren Hämmern geräuschvoll Holz oder Metall bearbeiteten, und die plaudernden Kaufleute und ihre Kunden verstummten einen Augenblick, als sie vorbeikamen. Vilamarí war beunruhigt. Nur zwei niedrige Beamte kamen, um sie zu begrüßen. Das war ein schlechtes Zeichen.
Statthalter Fernando de Acuña empfing ihn in einem Saal des zweiten Stocks im Königspalast, dessen große gotische Fenster zum Platz hinauszeigten. Der Statthalter entschuldigte sich, dass er wegen seiner Gesundheit nicht persönlich zum Hafen gekommen sei, und bat den Admiral, ihm zu erzählen, was mit seiner Flotte geschehen war. Bernat de Vilamarí berichtete zunächst von der Rückgewinnung des Roussillon und der Cerdaña, seiner Reise mit König Ferdinand und der Hilfe seiner Flotte bei der Befriedung der genannten Grafschaften. Dann erzählte er von der Erbeutung der Fusten in den sardinischen Gewässern und schilderte schließlich den Sturm, der seine Schiffe beschädigt hatte.
»Meine dritte Galeere ist nicht zu finden«, sagte er. »Je mehr Zeit vergeht, desto größer wird meine Sorge, dass sie untergegangen ist. Ich benötige Eure Hilfe, indem Ihr mir die Zahlungen des Königs vorstreckt, um die zwei mir verbleibenden Schiffe auszubessern. Ich schätze, dass sich die Kosten der Arbeiten und Werkstoffe für beide Schiffe auf viertausend Dukaten belaufen werden.«
Der Statthalter schüttelte unwillig den Kopf.
»Das entspricht vier Monaten Sold und Proviant für zwei Galeeren. Es tut mir leid, doch der König hat Euch lediglich viertausendfünfhundert Dukaten für die drei Galeeren genehmigt. Bei zweien kann ich Euch nur dreitausend geben. Das entspricht Sold und Proviant für drei Monate.«
»Aber ich muss meine Schiffe ausbessern, meine Leute verpflegen und ihnen den Sold bezahlen!«, rief der Admiral. »Was nützen dem König zwei Galeeren, die nicht kämpfen können?«
»Es tut mir leid«, entgegnete der Statthalter. »Die Lage ist schwierig. Karl VIII . bereitet ein Heer vor, wie man es nie zuvor gesehen hat. Damit wird er versuchen, in Norditalien einzumarschieren, nach Neapel vorzustoßen und das Königreich zu erobern. Offenbar hat er erwartet, dass ihn unser König Ferdinand gewähren lässt, ohne einzugreifen, doch so war es nicht. Unser König ist beunruhigt. Wenn Karl VIII . Neapel erobert, ist er von Sizilien nur noch durch die Straße von Messina getrennt. Dasselbe Argument, das er für die Eroberung Neapels anführt, dass er nämlich das Erbe der Anjous antrete, könnte er auch bei Sizilien benutzen.«
»In diesem Fall wird der König meine kampfbereiten Galeeren dringender als je zuvor benötigen.«
»Es tut mir leid, aber Ihr habt kein Vorzugsrecht.«
Vilamarí schwieg einen Augenblick überrascht und wartete darauf, dass der Statthalter weitersprach. Dieser zog eine überdrüssige Miene: »Ich habe Anweisungen, alle Mittel des Königreichs Sizilien für die Befestigung der wichtigsten Burgen und Städte zu verwenden, damit wir uns auf einen Angriff der französischen Flotte vorbereiten können. Außerdem hat der König Galcerán de Requesens, den Grafen von Palamós, zum Admiral von Sizilien ernannt. Er soll sechs Galeeren befehligen, um die Insel zu verteidigen. Seine Schiffe haben Vorrang, und für sie muss ich die geeigneten Mittel bereitstellen.«
Das war eine schlechte Nachricht für Vilamarí. Diese Ernennung zeigte, dass sein Rivale die Seeoperationen in Italien leiten und ihm nur eine untergeordnete Rolle zukommen würde. Ihm blieb keine
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