Am Horizont die Freiheit
andere Möglichkeit als die, seine Galeeren notdürftig auszubessern.
»Welchen Auftrag erteilt mir der König?«, wollte er wissen.
»Hier habt Ihr Eure Anweisungen«, sagte der Statthalter und streckte ihm einen Brief hin. »Ihr sollt den König von Neapel und den Papst gegen die Franzosen unterstützen. Wenn es dazu kommt, müssen der Sold für Eure Männer und die Proviantkosten aus den Geldschränken von Neapel und Rom kommen, und darum werdet Ihr unter ihren Flaggen fahren. Aber immer, wenn es möglich ist, sollt Ihr einen direkten Zusammenstoß mit der französischen Flotte vermeiden. Und schließlich werdet Ihr Euch zur Verteidigung Siziliens dem Befehl des Admirals Requesens unterstellen.«
Vilamarí wusste, dass er nichts tun konnte, um die Entscheidung König Ferdinands zu beeinflussen, sosehr diese ihm auch missfiel. Deshalb bemühte er sich mit aller Kraft, wenigstens die Mittel für seine Schiffe zu erhalten. Er kannte den alten Statthalter seit vielen Jahren, beide hatten ein gutes Verhältnis. Er wollte diese Freundschaft möglichst weitgehend nutzen.
Fernando de Acuña lud ihn zum Essen ein. Sie tranken guten Wein, und nachdem Bernat de Vilamarí seine ganze Überzeugungskunst aufgewandt hatte, konnte er die Bezahlung von drei Monaten für drei Galeeren durchsetzen. Der Anteil der vermissten Galeere war ein besonderes Zugeständnis, das ihm der Statthalter machte. Damit übertrat er nicht die Anweisungen des Königs, denn er berief sich auf die ganz unwahrscheinliche Hoffnung, dass die dritte Galeere doch noch auftauchen würde. So könnte Vilamarí wenigstens die zwei Schiffe ausbessern, die ihm zur Verfügung standen. Ohne Schiffe gab es keine Flotte, und ohne Flotte gab es keinen Admiral. Vilamarí war nahe daran, nicht länger einer zu sein.
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A ls Vilamarí auf die
Santa Eulalia
kam, diktierte er Joan in aller Eile einen Brief an König Ferdinand, in dem er ihn um Hilfe bat. In dem Schreiben erinnerte er den Herrscher an die von ihm geleisteten Dienste, wozu die Seeblockade Barcelonas gehörte, an seine Siege gegen die Türken und an die Schlachten, die er gegen genuesische und provenzalische Korsaren gewonnen hatte. Er erklärte, die Krone werde seine Galeeren benötigen und es sei notwendig, sie für den Kampf herzurichten. Der Admiral wollte zwar sicher und ruhig erscheinen, doch Joan merkte, wie besorgt er war.
Vilamarí begann unverzüglich, seine Schiffe auszubessern, ohne auf die Antwort des Monarchen zu warten. Während sich die Arbeiten an der
Santa Eulalia
im Hafen ankernd durchführen ließen, musste das zweite Schiff auf den Strand gesetzt werden.
Als sie bereits acht Tage in Palermo waren, tauchte zur allgemeinen Überraschung die dritte Galeere auf. Der Sturm hatte sie auf die Küsten Afrikas zugetrieben und übel zugerichtet. Obwohl sie so schnell, wie sie konnte, Kurs nach Sizilien genommen hatte, war die Fahrt wegen der Havarie lang und mühevoll gewesen. Das Unwetter hatte einen Teil des Proviants verdorben, und mehrere Seeleute und Ruderknechte, die schwächsten, waren unterwegs an Hunger und Durst gestorben. Die Ankunft des dritten Schiffs war eine Nachricht, über die sich alle und ganz besonders der Admiral freuten. Aber jetzt brauchte man noch mehr Geld.
Vilamarí erhielt keine zusätzlichen Mittel vom Statthalter, und weil er nicht auf eine positive Antwort des Königs vertraute, verwandte er nun einen Teil seines eigenen Vermögens. Er hatte zwar den Titel eines Admirals, doch er war tatsächlich auch Reeder einiger Schiffe, und er unterschied gewöhnlich nicht allzu sorgfältig zwischen seinem Eigentum und dem des Königs. Mehrere Geldverleiher der Stadt besuchten die
Santa Eulalia
, und man munkelte, der Admiral habe seine Besitzungen in Palau und Bosa verpfändet, um das fehlende Geld zu erhalten.
Die Ruderknechte halfen bei den Arbeiten, wie es ihren Fähigkeiten entsprach, wobei sie aber stets von ihren Ketten behindert wurden. Wenn sie an Land gingen, um an den Schiffen zu arbeiten, die man auf den Strand gesetzt hatte, waren sie zu zweit zusammengekettet. Joan hielt sich für sehr glücklich, denn seine Pflichten befreiten ihn von der körperlichen Arbeit und den Fußeisen. Als er an Land ging, kaufte er sich zuerst ein gutes Wams, Beinkleider, Schuhe und eine große Mütze nach italienischer Mode, die seinen kahlgeschorenen Kopf beinahe ganz zudeckte.
Seine Hauptaufgabe an Land bestand darin, die Schiffe mit gutem Schießpulver zu versorgen. Das
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