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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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nach unten, wobei er dem Weg der Diener folgte, die mit Lasten auf die Straßen hinaustraten. Auf dem Hof sprach Anna mit ihrem Ehemann. Er drehte der Treppe den Rücken zu, und Joan lief weiter, weil er hinter ihm vorbeischleichen wollte, ohne bemerkt zu werden. Doch Joan konnte es sich nicht ersparen, sie zum letzten Mal anzusehen, und ihre Blicke fanden sich kurz in einer letzten Berührung zusammen.
    »Wer ist der Mann da?«, rief jemand, der ein Verwalter zu sein schien.
    Lucca, den sowohl der Blick seiner Frau als auch der Warnruf alarmierte, drehte sich um.
    »Ihr! Wer seid Ihr?«
    Alle wurden auf ihn aufmerksam, und ein Diener wollte ihm den Weg versperren, aber Joan stieß ihn heftig beiseite und lief schnell auf die Straße.
    »Bleibt stehen!« Das war Luccas Stimme, und ihm wurde klar, dass er ihm nachrannte.
    Er war schon auf der Straße, und da es ihm die Wagen unmöglich machten, auf die andere Seite zu kommen, lief er schnell ein Stück am Haus entlang. Als er Schritte hinter sich vernahm, zog er den Degen und hielt ihn in Brusthöhe, während er sich umdrehte. Riccardo Lucca blieb ruckartig stehen. Ihre Blicke stießen hart aufeinander.
    »Ich habe Euch schon früher gesehen, als Ihr Euch in meiner Nähe herumgetrieben habt«, sagte der Ehemann und zog ebenfalls den Degen. »Was habt Ihr in meinem Haus gemacht?«
    »Ich habe Euch gesucht, um Euch zu töten.« Und Joan sehnte sich wirklich danach.
    Er sah, dass sein Rivale eine überraschte Miene machte, doch gerade in diesem Moment erschienen bewaffnete Diener hinter ihm. Joan erinnerte sich, dass Soldaten bei den Wagen standen, und er war sicher, dass sie ihn im nächsten Augenblick einkreisen würden. Er hätte es gern mit Lucca aufgenommen und ihm seinen Degen in die Brust gestoßen, aber dies würde ihm das eigene Leben kosten. Er drehte sich um und rannte die Straße hinunter. Zwei ahnungslose Soldaten kamen ihm entgegen, doch seine drohend vorgestreckte Waffe bewirkte, dass sie ihm auswichen. Er entfernte sich mit der Gewissheit, nicht mehr verfolgt zu werden. Sie waren viel zu beschäftigt.
     
     
    Joan blieb in einiger Entfernung stehen und sah zu, wie sie in aller Eile die Wagen beluden. Er fragte sich, was er tun sollte. Er durfte nicht zulassen, dass Anna für immer fortging. Er allein konnte Lucca jedoch nicht zurückhalten. Mit den Soldaten und Dienern verfügte dieser über mehr als zwanzig Männer. In diesem Moment war Annas Ehemann allerdings auf der Flucht. Er war verwundbar, man konnte ihn besiegen. ›Jetzt oder nie‹, dachte er. Er musste etwas tun. Anna hatte ihm ganz klar gesagt, dass sie, so sehr sie ihn auch liebte, niemals ihren Ehemann verlassen würde: Die Treue zu ihrer Familie stand bei ihr an erster Stelle. Er musste Riccardo Lucca auf irgendeine Weise loswerden.
    Es wurde Tag, und obwohl die Hähne krähten, schlief die Stadt noch. Wo sollte er Hilfe finden?
    Er rannte zu Antonellos Haus, das näher zur Mole an derselben Straße lag. Er hämmerte an die Tür. Die Fenster im oberen Stock standen wegen der Hitze offen, und bald erschien der Buchhändler an einem von ihnen.
    »Sieh da, der verliebte Roland!«, brummte er, als er ihn erkannte. »Mir gefällt deine Gewohnheit nicht, mich stets am frühen Morgen zu wecken.«
    »Don Antonello, ich benötige Eure Hilfe. Bitte!«
    Der Buchhändler kam hinunter, um ihm schimpfend aufzumachen. Joan unterrichtete ihn über alles.
    »Riccardo Lucca flieht«, sagte er am Ende. »Helft mir, ihn zurückzuhalten.«
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte der Buchhändler erstaunt.
    »Weil er ein Anhänger der Anjous ist, der gegen den König gekämpft hat. Er hat Neapel verraten.«
    »Gib acht, Sohn«, entgegnete Antonello. »Die Luccas sind gute Kunden, und darum bedauere ich, dass sie gehen. Aus diesem Grund und auch, weil sie gute Leute sind, wünsche ich ihnen, dass sie sich vor ihren Feinden retten. Außerdem sind meine Jungen und ich keine Soldaten, und wir würden den Kürzeren ziehen.«
    »Aber Ihr könntet sie lange genug aufhalten, bis die Soldaten des Königs kommen.«
    »Oder vielleicht kommen noch davor diese Geier, die rauben und vergewaltigen.« Er schüttelte ablehnend der Kopf. »Nein, ich kann nichts tun.«
    »Aber Ihr steht auf der Seite König Ferrandinos, nicht wahr?«
    »Nun, natürlich stehe ich auf seiner Seite!«, sagte Antonello. »Und ich habe seine Rückkehr gefeiert. Andererseits habe ich auch gefeiert, als die Franzosen kamen, und ich hoffe, du verrätst

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