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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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erklärte der Kapitän weiter. »Ich hatte nicht erwartet, dass sie uns verfolgen. Ihre Galeeren waren nicht bereit.«
    »Das stimmt. Ich hatte auch nicht damit gerechnet. Fahrt weiter mit vollen Segeln.«
    Der Abstand verringerte sich allmählich. Seeleute und Passagiere sahen nervös zu, wie die Galeeren näher rückten.
    »Ihr müsst mit der Möglichkeit rechnen, dass wir uns ergeben«, sagte der Kapitän.
    »Wozu?«, widersprach Riccardo. »Wenn wir kämpfen, können wir uns retten. Wenn wir uns ergeben, bekommen sie das Schiff und uns Reisende in ihre Gewalt.«
    »Trotzdem würde man ein Blutbad verhindern.«
    Riccardo blickte ihn finster an, doch bevor er antworten konnte, hörte man den Ausguckposten.
    »Französische Galeeren! Sie kommen mit voller Kraft aus dem Norden!«
    Man hörten lauten Jubel, und die Barone der Anjou-Partei umarmten sich. Riccardo Lucca und der Kapitän blickten sich an.
    »Hisst das Lilienbanner, wenn sie uns angreifen wollen!«, rief der Offizier. »Wir werden kämpfen!«

98
    J oan begriff, dass es sich nur mit Vilamarís Flotte verhindern ließ, Anna für immer zu verlieren. Gern hätte er so etwas vermieden, denn er wusste genau, welches Schicksal die als Feinde angesehenen Schiffe, ihre Besatzungen und Passagiere erlitten, nachdem man sich ihrer bemächtigt hatte. Das schlimmste Los traf junge Frauen wie Anna.
    Er lief zum Ankerplatz der Galeeren, weit außerhalb der Schussweite der Kanonen im Castel Nuovo. Inzwischen grübelte er, wie er den Admiral überzeugen könnte, die Karavelle zu verfolgen und anzugreifen.
    Lucca wusste sicher, dass die Galeeren nicht bereit zum Auslaufen waren, und das nutzte er listig für seine Flucht. Es würde Joan nicht leichtfallen, die richtigen Argumente zu finden, um Vilamarí zu überzeugen.
    Als er keuchend zur
Santa Eulalia
kam, hielt er Ausschau nach seinem Freund, Kapitän Genís Solsona. Er fand ihn auf dem Kampanjedeck des Schiffs, beim Frühstück mit einigen Offizieren.
    »Du solltest die Nacht auf der Galeere verbringen, Junge«, sagte Pere Torrent, der Infanterieoffizier, als er ihn sah. »Der Kapitän verwöhnt dich zu sehr. Du bleibst ein einfacher Ruderknecht, selbst wenn du als Artillerist dienst.«
    Torrent war der höchstrangige Offizier nach dem Admiral, obwohl er an Bord dem Befehl des Kapitäns unterstand. Joan hatte sich an seine Sticheleien gewöhnt, und er bat Genís um ein Gespräch unter vier Augen.
    Er schilderte ihm seine Lage.
    »Der Admiral verbringt die Nacht an Land, in einem Palast der Stadt. Er hat eine Affäre mit einer adligen Witwe«, sagte er. »Es wird nicht leicht sein, ihn zu überzeugen, dass er sich zur Ausfahrt entschließt. Wir konnten uns nur mit Wasser versorgen, es fehlt uns an Zwieback, Bohnen, Kichererbsen und Speck.«
    »Das Schießpulver und die Artillerielieferungen sind schon fast vollständig geladen«, erklärte Joan. »Es geht schließlich nur um eine Karavelle. Wir müssten sie in wenigen Stunden einholen können.«
    »Nicht, wenn sie bei Flut ausläuft und wir die Flut verpassen«, widersprach der Kapitän. »In diesem Fall, und wenn sich der Südwind weiter hält, würde es schwerfallen, sie einzuholen. Vielleicht kann sie sogar früher in Gaeta ankommen und sich in Sicherheit bringen. Ich glaube nicht, dass der Besitz eines neapolitanischen Edelmanns einen ausreichenden Anreiz bietet, damit Vilamarí seine Galeeren aufs Spiel setzt.«
    »Wenn wir nur mit der
Santa Eulalia
auslaufen, genügt das.«
    »Um die Karavelle einzuholen, gewiss. Aber in nördlicher Richtung könnten wir auf französische Schiffe stoßen, und der Admiral wird nicht das Risiko eingehen, nur ein einziges Schiff zu nehmen. Wenn er losfährt, nimmt er alle vier mit.«
    »Nun, du musst ihm sagen, dass diese Karavelle einen großen Schatz wegschafft.«
    Genís Solsona ließ ein Lachen hören.
    »Das wirst du ihm sagen, wenn du es wagst. Aber du setzt dich einer großen Gefahr aus, wenn die Beute enttäuschend ausfällt. Sollte es dazu kommen, möchte ich nicht in deiner Haut stecken. Ich weiß nur, dass du mir gesagt hast, ein großer Schatz sei in Richtung Frankreich unterwegs.«
     
     
    Während Joan zum Palast der Witwe rannte, der sich bei dem Kastell am Tor von Capua befand, bereitete Genís die
Santa Eulalia
zum Auslaufen vor und alarmierte die Kapitäne der übrigen Galeeren.
    Joan erreichte ohne Schwierigkeiten, dass ihn die Palastdiener zum Admiral brachten: Dieser hatte befohlen, seine Männer durchzulassen,

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