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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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Unsicherheit hielten sie an diesem Ort gefangen. Ihr fehlten Geld und Mut, und die ständigen Kriege Genuas mit Aragonien machten eine Verbindung praktisch unmöglich. Der Dorfschreiber setzte dreimal Briefe für sie auf, die an den Administrator von Palafrugell gerichtet waren, doch sie wartete vergebens. Nie erhielt sie eine Antwort. Sie hörte auch nichts von María, obwohl sie sich immer bei den wenigen Fremden erkundigte, die zu ihnen kamen. Keiner konnte ihr etwas mitteilen. Vielleicht befand sie sich in einem sehr weit entfernten Ort. Oder sie war tot.
     
     
    »Sie hat die gleiche Tragödie wie ihr erlitten, aber doppelt so schlimm, weil sie Mutter ist«, sprach Elisabetta weiter. »Die Verbrecher, die sie an uns verkauften, hatten sie außerdem sehr übel behandelt. Sie dachte viel an euch und euren Vater. Sie betete und weinte. Sie hat euch keinen Augenblick vergessen, aber sie wusste nicht, was sie tun sollte, um euch zu finden.«
    »Mutter, Ihr kommt mit, nicht wahr?«, fragte Joan.
    »Ja, natürlich«, antwortete sie. »Ich möchte dich bei der Suche nach María begleiten.«
    Dann sah sie ihre Freundin an und sagte zu ihr: »Es tut mir leid, Elisabetta, aber ich muss meine Kinder sehen.«
    Elisabetta nickte zustimmend. Sie lächelte und weinte gleichzeitig.
    Als sie am nächsten Tag ins Boot stiegen, kam das ganze Dorf zusammen, um sich von Eulalia zu verabschieden. Joan umarmte Elisabetta.
    »Danke, dass Ihr meine Mutter als Freundin angenommen und Euch um sie gekümmert habt«, sagte er. Er zog den Ring ab, den er für Anna gekauft hatte, und gab ihn ihr, nachdem er ihre Hand geküsst hatte. »Er ist für Euch, damit Ihr ihn zur Erinnerung an Eulalia tragt.«
    In sein Buch schrieb er: »Elisabetta verdient den Ring wirklich.«

114
    I ch habe eine Eula auf der Galeere kennengelernt«, erklärte Eulalia ihrem Sohn. »Sie war in meinem Alter, aber man hat sie im Gebiet von Tarragona gefangen. Das war wohl die arme Frau, mit der du mich verwechselt hast.«
    »Mutter, ich danke dem Himmel«, sagte Joan und umarmte sie. »Ich glaubte fest, dass Ihr es wart.«
    Sie segelten weiter in südwestlicher Richtung an der Steilküste entlang und gelangten nach Corniglia, dessen Häuser nicht am Meeresufer, sondern nicht weit entfernt auf einem hohen Felsen lagen. Danach kam Manarola, eine Gruppe von Gebäuden, die sich ebenfalls auf Felsen erhoben. Diese senkten sich zum Meer und zu einer winzigen Bucht hinab. Es folgte Riomaggiore, eine weitere Häusergruppe, die sich in wunderbarem Gleichgewicht auf Küstenfelsen erhob. Darunter brandeten die Wellen, und dazwischen öffnete sich ein kleiner Strand. Er fiel steil zum Meer hin ab, und dort wurden die Fischerboote an Land gezogen. In all diesen Ortschaften blieben sie lange genug, um Erkundigungen einzuziehen, doch sie erfuhren nur, dass dort zwanzig Jahre zuvor ein Sklave gestorben war.
    »Lieber Gott, gib uns, dass wir María finden!«, betete Eulalia entmutigt.
    Sie setzten ihre Fahrt an einer Küste fort, die ebenso steil wie die vorherige war, bis sie zu einer Meerenge kamen, die das Festland von einer Insel trennte. Dort lag Portovenere, ein Ort, der den anderen ähnelte, nur dass er zu Ruinen zerfallen war, denn im letzten Jahr hatten ihn die neapolitanischen Galeeren beschossen, als sie versuchten, das Vordringen der Franzosen aufzuhalten. Sie erfuhren, dass eine der Sklavinnen aus Llafranc während dieser Schlacht umgekommen war. Es war die Schwester Daniels, des Fischers von der
Möwe
. Obwohl es nicht María war, betrübte sie die Nachricht tief, und Joan wollte die Nacht dort verbringen und für die Frau beten.
     
     
    Früh am nächsten Morgen setzten sie ihre Fahrt fort, und nach einiger Zeit breitete sich vor ihnen eine weite Bucht aus.
    »Das ist der Golf von La Spezia«, teilte Bernardo mit. »Und vor uns liegt die Stadt. Das ist hier die am dichtesten besiedelte Gegend.«
    Eulalia begann zu beten. Wenn María nicht dort war, wüssten sie nicht, wo sie nach ihr suchen konnten.
    Während der Fahrt hatten sich Joan und seine Mutter unaufhörlich unterhalten. Sie konnte ihre Augen nicht von ihm wenden. Er kleidete sich wie ein vornehmer Herr, und dem entsprachen seine Umgangsformen und seine Autorität. Es fiel ihr schwer, zu glauben, dass dies ihr Sohn war. Als sie ihn zuletzt gesehen hatte, war er ein barfüßiges Kind gewesen, das den einzigen Wunsch hatte, Fischer wie sein Vater zu werden.
    »Habt keine Angst, Mutter«, sprach ihr Joan Mut zu.

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